Taskforce rechnet mit 12’000 Corona-Infektionen in zwei Wochen

Taskforce rechnet mit 12’000 Corona-Infektionen in zwei Wochen
(🇨🇭 Claudio Schwarz | @purzlbaum on Unsplash)

Bern – Martin Ackermann, Präsident der Wissenschafts-Taskforce des Bundes, rechnet in zwei Wochen mit 12’000 Corona-Infektionen pro Tag. Er fordert strengere Massnahmen. Die Kantone verlangen vom Bund eine landesweite Maskenpflicht. Der Bundesrat hält laut Medien am Sonntag eine Krisensitzung ab.

«Die Zahlen sind ein Schock, aber auch eine Chance, nun schnell zu reagieren», sagte Ackermann am Freitag vor den Bundeshausmedien in Bern. Auch wenn in einer Woche neue Massnahmen in Kraft treten würden, würden die Fallzahlen und die Zahlen der Hospitalisierungen heute in zwei Wochen um den Faktor vier steigen, sagte er weiter. Das bedeutet 12’000 Fälle in zwei Wochen.

Das Coronavirus sei so gefährlich wie bei der ersten Welle. Die Massnahmen sind für ihn klar: Reduktion der Anzahl und der Grösse von Veranstaltungen, flächendeckende Maskenpflicht und Homeoffice, wo immer möglich. Und das müsse schnell gehen, verlangte Ackermann.

«Die Situation ist ernst», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG). Die Zahl der Spitaleintritte erhöhe sich mit einer Verzögerung von rund zehn Tagen. Zwar befänden sich die Spitäler nicht in einer kritischen Situation. Man müsse aber handeln.

Contact Tracing am Anschlag
Das Contact Tracing kommt unterdessen mancherorts an seine Grenzen. Gemäss Rudolf Hauri, dem Präsidenten der Kantonsärztinnen und -ärzte, ist das nicht auf die Zahlen selbst, sondern auf die schnelle Ausbreitung des Virus zurückzuführen.

Im Gegensatz zum Frühling seien die Gesundheitsinstitutionen gut gerüstet. Die Spitäler seien auf mehr Hospitalisationen vorbereitet und hätten ihre Behandlungsstrategien angepasst. Sollte ein Spital überlastet sein, seien Patientenverlegungen geplant.

Landesweite Maskenregelung
Der Vorstand der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) forderte den Bund auf, bei der Maskentragpflicht und in anderen Bereichen einheitliche Regeln zu schaffen und durchzusetzen. Konkret verlangen die Kantone dasselbe wie die Taskforce des Bundes. Für einen Beschluss auf Bundesebene ist eine Konsultation bei den Kantonen nötig, die laut GDK schnell erfolgen sollte.

Ob der Bundesrat wegen der Forderungen der GDK und der Experten eine ausserordentliche Sitzung abhält, damit die Massnahmen schnell in Kraft treten könnten, wurde am Freitag nicht bestätigt. Vizekanzler André Simonazzi richtete der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aus, die Landesregierung kommuniziere ausserordentliche Sitzungen nicht. Verschiedene Online-Medien kündigten indessen eine Krisensitzung für Sonntag um elf Uhr an.

Flickenteppich von Regelungen
Immer mehr Kantone verfügen in Eigenregie eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum, zuletzt am Freitag die Kantone Graubünden, Basel-Stadt, Luzern, Thurgau, St. Gallen, Appenzell-Innerrhoden, -Ausserrhoden, Nid- und Obwalden. Wann und wo die Maske anzuziehen ist, ist dabei ebenso unterschiedlich geregelt wie das Inkrafttreten.

Hinzu kommt ein ganzer Flickenteppich weitere Massnahmen: Tanzverbot in der Ostschweiz, Maskenpflicht ab 12 Jahren in der Bündner Volksschule, Kontaktdatenpflicht für das Gastgewerbe in diversen Kantonen und anderes mehr.

Neuer Höchstwert
Das BAG registrierte am Freitag innert 24 Stunden 3105 neue Coronavirus-Ansteckungen. Das ist ein neuer Höchstwert. Die Positivitätsrate lag bei 14,4 Prozent. Zudem zählte das Amt fünf Todesfälle und 68 Spital-Einweisungen. Seit Beginn der Pandemie gab es insgesamt 74’422 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen. 5276 Personen mussten ins Spital. Die Zahl der Todesfälle mit einer Covid-19-Erkrankung stieg auf 1823.

Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung waren am Freitag 7311 Personen in Isolation und 12’964 Menschen standen unter Quarantäne. Zusätzlich sassen 12’232 Heimkehrerinnen und Heimkehrer aus Risikoländern in Quarantäne. (awp/mc/pg)

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