Trübe Stimmung: KOF-Umfrage deutet auf Abkühlung der Geschäftslage hin

Zürich – Der Schweizer Konjunktur schlägt zunehmend ein kalter Wind ins Gesicht. Sowohl ihre Geschäftslage wie auch ihre Geschäftserwartungen haben sich laut einer Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) eingetrübt.
Das hat die Erhebung der KOF-Ökonomen bei rund 4500 Firmen ergeben, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Der Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft, der vierteljährlich aus diesen Umfragen berechnet wird, war auch im April rückläufig.
Die Indikator für die Geschäftslage verzeichnete sein drittes aufeinanderfolgendes Minus, gleiches gilt für die Geschäftserwartungen der Unternehmen mit Blick auf die nächsten sechs Monate. Die Ergebnisse der Umfrage deuten also auf eine Fortsetzung der Abschwächung hin, resümiert das KOF.
Der Finanz- und Versicherungssektor gehört zwar weiterhin zu den zuversichtlichsten Branchen, zeigt laut dem Bericht aber deutliche Anzeichen von Nervosität. Die Einschätzung der Geschäftslage ist hier besonders deutlich gesunken.
Industrie leidet unter Zöllen
Die verarbeitende Industrie hingegen verzeichnete zuletzt zwar eine leicht positive Entwicklung, leidet aber weiterhin unter den schlechtesten Zukunftsaussichten aller Branchen. Vor allem die Exporterwartungen fallen immer weiter.
Keine Hilfe war dabei offenbar die Pause bei den sogenannten «reziproken» Zöllen der US-Regierung, die am 9. April kommuniziert wurde. Ob die Industriefirmen den Fragebogen vor oder nach diesem Termin ausfüllten, machte laut KOF bei den Antworten keinen Unterschied.
Als Folge dieser pessimistischen Grundstimmung wird auch die Lohnfrage zurückhaltender diskutiert. Während die Führungskräfte im Januar im Schnitt noch von einer Lohnerhöhung von 1,5 Prozent innerhalb von zwölf Monaten ausgingen, sind sie inzwischen nur noch zu durchschnittlich 1,3 Prozent bereit.
Wachsende Zahl an negativen Signalen
Der Rückgang des KOF-Indikators reiht sich ein in eine Entwicklung, die schon länger andauert. So ist der von der Grossbank UBS erhobene Einkaufsmanagerindex für die Industrie im April um 3,1 auf 45,8 Punkte abgestürzt – den tiefsten Stand seit Juli 2024.
Bei Werten unter 50 Punkten gehen die befragten Unternehmen insgesamt von einer schrumpfenden wirtschaftlichen Aktivität aus. Der Industrie-PMI verfehlte den 28. Monat in Folge die Wachstumsschwelle.
Parallel zum PMI signalisierten auch andere Frühindikatoren eine deutliche wirtschaftliche Eintrübung. Das Konjunkturbarometer der KOF etwa fiel im April um 6,1 Punkte auf 97,1 Zähler und liegt damit erstmals in diesem Jahr unter dem mittelfristigen Durchschnitt.
Ernüchternd zeigte sich bereits der Arbeitsmarkt im Bereich der Personaldienstleister – traditionell eine konjunktursensitive Branche. Im ersten Quartal 2025 brach das Feststellengeschäft um 25 Prozent ein, die Zahl der geleisteten Stunden sank um 8,4 Prozent. (awp/mc/pg)