Wahlen 2023: Listenfllut hat Wählende überfordert

Wahlen 2023: Listenfllut hat Wählende überfordert
(Bild: AdobeStock)

Bern – Die enorme Listenflut bei den diesjährigen Wahlen hat das Stimmvolk überfordert. Von der Wählerwanderung profitiert haben die SVP und die Mitte, wie Nachwahlbefragungen von SRG SSR und 20 Minuten/Tamedia weiter zeigten.

Noch nie gab es bei einer Wahl derart viele Kandidierende und Listen wie bei den Wahlen 2023. Doch die Listenflut überforderte die Wählerinnen und Wähler, wie die SRG/SSR-Nachwahlbefragung von Sotomo zeigt, die am Montag veröffentlicht wurde.

Über zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten möchten demnach, dass in Zukunft jede Partei nur noch eine Liste einreichen kann. Unterlisten sollen verboten werden. Auch die Kandidatenflut überfordere die Wählenden. Ein Drittel habe sich damit schwer getan.

SVP profitierte vom ganzen Parteienspektrum
Die SVP mobilisierte und gewann Wählende aus dem ganzen Parteienspektrum, wie die Sotomo-Befragung weiter zeigt. Die SP gewann wiederum durch Wählerwanderung von den Grünen 2 Prozentpunkte, verlor aber an die Mitte (-0,4) und die SVP (-0,5). Die Mitte gewann Stimmen von links und liberal. Sie habe jedoch 0,7 Prozentpunkte an die SVP verloren.

Die Verluste der Grünen gehen Richtung SP. Die Grünen verloren aber auch an die SVP, die GLP und die Mitte.

Unzufriedenheit mit der Migrationspolitik der ehemaligen Partei sei der wichtigste Grund (53 Prozent) für einen Wechsel zur SVP gewesen, hiess es weiter. Die SP habe vom Thema Krankenkassenprämien profitiert. Es falle zudem auf, dass viele Grünwählende keine klaren Gründe für den Wechsel angaben.

Gender-Themen/ Wokeness sowie die Polarisierung der Parteien bewogen je 25 Prozent der Befragten zu einem Parteiwechsel.

FDP soll Bundesratssitz abgeben
Ein Drittel sei der Ansicht, dass die FDP der Mitte sofort einen Bundesratssitz abgeben soll, wenn die Mitte die FDP überholt. 27 Prozent sind der Ansicht, dies solle bei der nächsten Vakanz der Fall sein. 36 Prozent der Wechselwilligen seien der Meinung, dass der FDP-Sitz an die Mitte gehen soll. 28 Prozent bevorzugten einen Sitz für die Grünen.

Das wichtigste Thema für den Wahlentscheid war laut dieser Befragung mit 26 Prozent die Migration vor den Prämien (25 Prozent) und dem Klimawandel (23 Prozent). Drängendste politische Herausforderung seien die Krankenkassenthemen (52 Prozent) mit deutlichem Abstand vor dem Klimawandel (36 Prozent).

Nicht-Wähler von 2019 wählen SVP
Laut einer zweiten Nachwahlbefragung wurden die Grünen nur noch von 58 Prozent gewählt, die auch 2019 diese Partei wählten, während 21 Prozent nun die SP wählten. Zu diesem Schluss kommt die 20 Minuten/Tamedia-Befragung von Leewas. Von den Nichtwählern des Jahres 2019 wählten 29 Prozent die SVP.

Zudem wählten 15 Prozent der FDP Wählenden von 2019 dieses Mal die SVP. 16 Prozent derjenigen, die 2019 der GLP ihre Stimme gaben, entschieden sich nun für die Mitte, wie es weiter hiess.

Auch gemäss dieser Umfrage soll die FDP der Mitte einen Bundesratssitz abtreten. Rund 50 Prozent befürworteten die Frage, ob die Mitte einen zweiten Bundesratssitz bekommen soll, wenn Sie die FDP überholt, mit Ja oder eher Ja. Den zweiten Sitz würden 40 Prozent auf Kosten der FDP übergeben, 26 auf Kosten der SVP und 25 Prozent auf Kosten der SP.

Auf die Frage, wer auf Bundesrat Alain Berset für die SP nachrücken soll, sprachen sich mit grossem Abstand 26 Prozent für den Zürcher Ständerat Daniel Jositsch aus.

Gesundheitskosten im Fokus
Für 70 Prozent der von Leewas-Befragten sind die Gesundheitskosten das drängendste Problem. Mit 51 Prozent liege die Zuwanderung/Migration an zweiter Stelle vor der Altersvorsorge mit 49 Prozent. Für 41 Prozent drücke der Schuh beim Thema Klimawandel und für 38 Prozent beim Asylwesen. Die Energierversogung beschäftige 37 Prozent. Die SRG/SSR-Umfrage zeigt ähnliches.

Für die Umfrage von 20 Minuten und Tamedia nahmen 30’688 Personen aus der ganzen Schweiz vom 20. bis 22. Oktober teil. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit Leewas durchgeführt. Bei der SRG SSR Befragung von Sotomo nahmen 23’207 Wahlberechtigte Online zwischen dem 21. und 23. Oktober teil. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert