Zahlen stagnieren – vierte Corona-Welle hat wohl Wellental erreicht

Zahlen stagnieren – vierte Corona-Welle hat wohl Wellental erreicht
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). (Screenshot)

Bern – Die vierte Corona-Welle hat in der Schweiz wohl das Wellental erreicht. Nach wochenlangem Abflachen der Zahlen gehen diese gemäss BAG kaum mehr zurück und bleiben auf einem «relativ hohen Niveau» stehen. Nun befürchtet die Behörde mit dem Ende der Herbstferien und den kälteren Temperaturen einen erneuten Anstieg – mit entsprechendem Druck auf die Spitäler.

Das Risiko einer Trendwende hin zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen bestehe, sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag vor den Medien in Bern. Ob es zu einer solchen Wende kommen werde, sei noch unklar. Man müsse aber davon ausgehen, dass mit dem Ende der Herbstferien und den sinkenden Temperaturen das Virus insbesondere bei den Jüngeren wieder stärker zirkulieren werde.

Die tägliche Publikation der BAG-Zahlen zeigt die Stagnation. Insgesamt wurden dem BAG am Dienstag 923 neue Coronavirus-Ansteckungen, neun neue Todesfälle und 39 Spitaleinweisungen gemeldet. Vor Wochenfrist lagen die Zahlen bei 1019 neuen Infektionen, drei neuen Todesfällen sowie 27 Spitaleinweisungen.

In einigen Kantonen im Alpenraum nähmen die Neuansteckungen bereits wieder zu, sagte der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit. Die Corona-Situation in der Schweiz sei «weiterhin ungünstig».

Strenge Massnahmen nach Herbst 2020
Damit werden Erinnerungen an den vergangenen Herbst wach. Bereits vor einem Jahr zeigte sich, dass die Fallzahlen nach dem Sommer wieder stark angestiegen sind. Dieser Anstieg hatte weitgehende Massnahmen zur Folge.

Auch die Covid-19-Taskforce des Bundes schreibt in ihrer aktuellen Lagebeurteilung, dass erwartet werde, dass die Zirkulation saisonal bedingt wieder zunehmen werde. Dies könne zu einem R-Wert von über 1 führen. Ein solcher hat ein exponentielles Wachstum der Fallzahlen zur Folge. Eine rasche Zunahme der Zahlen wäre aber gemäss Taskforce «für das immer noch stark belastete Gesundheitswesen sehr schwierig». Der R-Wert liegt derzeit bei 0,89.

Geringe Nachfrage nach neuem Impfstoff
Eine weitere «deutliche Entlastung» der Gesundheitseinrichtungen sei aber nicht zu erwarten, sagte Mathys. Auf den Intensivstationen seien immer noch 17 Prozent der Pflegeplätze von Covid-Patienten belegt, die Auslastung insgesamt liegt bei 70 Prozent. «Die Belastung bleibt hoch.»

Erneut machte Mathys deutlich, dass aus Sicht des BAG die Durchimpfung der Bevölkerung weiter voranschreiten muss. Rund 60 Prozent derjenigen, die sich impfen lassen können, haben dies bislang getan. Dabei ist die Nachfrage nach dem alternativen Impfstoff von Johnson&Johnson aktuell «bescheiden», wie die Berner Kantonsärztin Linda Nartey, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), vor den Medien sagte.

Das BAG geht davon aus, dass pro 50 Impfungen gegen das Coronavirus eine Hospitalisierung verhindert werden kann, erläuterte Mathys. Das Impftempo habe zwar etwas zugenommen – aber eben auch langsamer, als auch schon. Täglich würden etwa 30’000 Impfungen pro Tag verabreicht. Die gleiche Zahl nannte Mathys aber bereits vor drei Wochen, vor vier Wochen waren es 27’000.

Einige Covid-Testcenter in Kritik
Zu reden geben derzeit auch einige Covid-Testzentren ausserhalb von Apotheken und Kliniken. Der Kanton Bern hat am Montag nach Meldungen über Qualitätsmängel beschlossen, dass sich Anbieter von Covid-Testzentren ab nächster Woche behördlich anmelden müssen. Zudem müssen sowohl Antigen-Schnelltests als auch molekularbiologische Analysen angeboten werden. Bei Abstrichen muss eine Ärztin oder ein Apotheker anwesend sein.

Das BAG lehnt es jedoch ab, solche Vorgaben landesweit zu erlassen, wie Mathys sagte. Es mache Sinn, dass die Kantone gewisse Spielräume hätten. Die Betreiber müssten aber verstehen, dass es Fachpersonal brauche, also etwa Laborleiter, Apotheker oder Ärztinnen, welche die Tests überwachen. Mathys betonte zudem, dass Nasen-Rachen-Abstriche zuverlässiger als reine Nasen-Abstriche seien.

Getestet wird noch in ähnlicher Kadenz wie in den vergangenen Wochen. «Das Testvolumen hat sich auf etwa 35’000 Tests pro Tag eingependelt», sagte Mathys. Ob die Einführung der kostenpflichtigen Tests am Montag zu einer Abnahme der Tests geführt hat, konnten weder Patrick Mathys noch Linda Nartey sagen. (awp/mc/ps)

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