Frisches Sprudelwasser: Immer und überall danke eines Schweizer Startups, ganz ohne PET-Flaschen

Einen mobilen Wassersprudler, der sich nicht auf die heimische Küche beschränkt, verspricht das Aarauer Startup Bottleplus. Nach Prüfung des System im Alltag und in der Freizeit kann ich festhalten: Unbeschwerter kommt man kaum an frisches «Blöterliwasser» und verzichtet dabei auf jegliche PET-Flaschen. Gut für den eigenen Getränkehaushalt, das Budget, die Umwelt und ohne irgendeinen Verzicht.
Von Helmuth Fuchs
Form, Funktion und Fakten
Bottleplus kombiniert eine 0,6-Liter-Edelstahlflasche mit einem abnehmbaren «Carboniser». Dieser wird zu Hause auf der mitgelieferten Station mit Kohlensäure befüllt; unterwegs genügt ein Knopfdruck, um das Wasser zum Prickeln zu bringen. Ein voller Carboniser liefert bis zu zehn Flaschen Sprudel, also rund sechs Liter. Da sich der Carboniser seinerseits rund zehnmal aus einem Standard-60-Liter-Zylinder nachladen lässt, stehen insgesamt 60 Liter bereit, bevor ein Zylinderwechsel fällig wird. In Sachen Reichweite übertrifft die Flasche so manchen Camping-Sprudler; das Liter-Preisniveau sinkt auf gut 15 Rappen.
Mit 460 Gramm Leergewicht bewegt sich die Flasche trotz Aluminium-Carboniser nur unwesentlich oberhalb klassischer Stahlthermobehälter. Im Rucksack fällt sie kaum ins Gewicht, sie lässt sich sicher verschliessen; auch nach einer Fahrt auf dem Bike oder einer Wanderung bleibt der Deckel dicht.
Sprudel-Erlebnis im Feldversuch
Die Quantität überzeugt: Drei Kohlensäurestösse erzeugen eine Perlage, die selbst Mineralwasser-Puristen zufriedenstellt. Ein leises Zischen meldet das Ende jedes Karbonisierungszyklus – akustisches Feedback. Die Lautstärke liegt bei 72 dB und bleibt damit unter der Kulisse vieler Küchenmaschinen.
Qualitativ macht das Edelstahlgehäuse einen gediegenen Eindruck, scharfe Kanten sucht man vergebens. Ebenso positiv: Die Mechanik bleibt rein mechanisch; weder Batterie noch Stromanschluss schreien nach Service. Allein eine Maximal-Fülllinie fehlt, was Neulinge zu übereifriger Dosierung verleiten kann.
Convenience on the Go
Seine grösste Stärke spielt Bottleplus ausserhalb der eigenen vier Wände aus. Ob Picknick, Sitzungsraum oder Hotelzimmer – wer Wasserleitung oder Trinkbrunnen findet, verwandelt Leitungswasser in Sekundenschnelle in einen prickelnden Durstlöscher. Unterwegs erspart man sich nicht nur das Schleppen von PET-Gebinden, sondern auch die Jagd nach überteuerten Glasflaschen im Kioskregal. Die Freiheit, jederzeit frischen Sprudel nachzulegen, verleiht dem Arbeitstag eine unerwartete Leichtigkeit – und dem Wochenendausflug eine Portion Nachhaltigkeit.
Die Geschichte hinter der Flasche
Die Idee entstand 2020 auf einer Zugfahrt des ETH-Absolventen Christian Käser, der sich fragte, weshalb es keine Flasche mit eingebautem Sprudler gebe. Gemeinsam mit Studienfreund Linus Lingg entwickelte er innerhalb weniger Monate einen funktionsfähigen Prototyp. Ein erfolgreicher Kickstarter-Auftritt, eine spätere Teilnahme an «Die Höhle der Löwen Schweiz» – bei der man ein 800’000-Franken-Angebot ausschlug, um unabhängig zu bleiben – sowie über zwei Millionen Franken Seed-Kapital setzten die Industrialisierung in Gang. Seit Mitte 2023 steht das «Spark Set» nun in 17 Coop-City-Filialen und im eigenen Webshop.
Fazit
Bottleplus trifft einen Nerv: Wer unterwegs Wert auf prickelnde Erfrischung legt, erhält ein hochwertiges, dabei überraschend leichtes System, das in Reichweite und Kosten mit stationären Sprudlern mithält. Kleine Kinderkrankheiten – fehlende Füllmarke, gelegentliche Rückspritzer bei Maximaldruck – trüben das Gesamtbild kaum. Die Kombination aus Schweizer Ingenieurskunst und nachhaltiger Mission macht die Flasche zu mehr als einem trendigen Accessoire: Sie ist ein Statement gegen Einwegplastik und für die sprudelnde Selbstbestimmung des Alltags.