«About Trees» im Zentrum Paul Klee

«About Trees» im Zentrum Paul Klee

Rosemary Laing (*1959), Eddie (from the series leak), 2010, Fotografie, C-Print, 110 x 257.5 cm, Galerie Conrads, Düsseldorf (© Rosemary Laing)

Mit «About Trees» präsentiert das Zentrum Paul Klee in seinem Jubiläumsjahr nach «Henry Moore» und  «Klee & Kandinsky» vom 17.10.2015 bis  24.01.2016 eine dritte prominente Wechselausstellung. Sie ist das Resultat zweijähriger Vorbereitungen sowie der engen Zusammenarbeit mit mehr als dreissig internationalen Gegenwartskünstlerinnen und -künstlern. Im Mittelpunkt steht der Baum als vielschichtiges Sinnbild für existenzielle Zusammenhänge in der Welt und als signifikantes Motiv in der Kunst. Als Mittler zwischen Publikum und Kunst ermöglicht das Thema einen unmittelbaren Zugang, für den weder Vorkenntnisse noch spezielle Erklärungen nötig sind. Interdisziplinäre Rahmenveranstaltungen und partizipative Programmangebote erweitern das umfassende Ausstellungsprojekt.

Die Ausstellung
«Thinking About It» – die eindrückliche Skulptur von John Isaacs kann wegen ihres Titels und ihrer vieldeutigen Symbolhaftigkeit als Motto der Ausstellung stehen. Konzipiert als klar erkennbares Selbstbildnis demonstriert das Werk die unmittelbare Involviertheit des Künstlers wie auch die Betroffenheit von uns als seine Zeitgenossen. In Anlehnung an die berühmten anatomischen Modelle des italienischen Barock positioniert Isaacs sein Werk ausserdem in eine kulturhistorische Tradition. Mit dem Motiv des aus dem Kopf herauswachsenden Baumes überführt er das mittelalterliche Sinnbild für Wissen in hyperrealistischer Weise in unsere Gegenwart.

151015_ps_06
John Isaacs, Thinking About It, 2002, Olbricht Collection (© John Isaacs)

Vom Zuschauerdasein zu zu Teilnehmenden
Die Naturthematik reflektiert ein Kerninteresse von Paul Klee, nämlich die Natur als Modell für kreative Prozesse, und korrespondiert mit dem Schwerpunkt «Fruchtland – Natur Kultur Agrikultur» des Zentrum Paul Klee. Die Ausstellung «About Trees» versammelt Werke, die exemplarisch bestimmte Bedeutungen des Baumes im heutigen künstlerischen Schaffen veranschaulichen und grundlegende Fragen unserer Existenz aufwerfen – mit dem Ziel uns aus dem Zuschauerdasein zu erwecken und zu Teilnehmenden zu machen.

Der thematische Fächer wird dabei vom Baum als bis heute kulturhistorisch bedeutsames Symbol (Louise Bourgeois, Anselm Kiefer, Ana Mendieta, Shirin Neshat, Shinji Turner-Yamamoto) über den Baum als Lebensraum und dem Menschen verwandtes Wesen (Berlinde De Bruyckere, Paul Klee, Pipilotti Rist, Wolfgang Tillmans) bis hin zum Baum als Objekt, das einem Ort Identifikation verleiht (Mark Dion, Katie Holten, William Kentridge), aufgespannt. Im Weiteren steht der Baum stellvertretend für die Natur an sich, sei es im Spannungsfeld Natur versus Kultur (Rosemary Laing, Naoko Ito), bzw. natürlichem Wachstum versus Konstruktion (Paul Klee, Peter Doig), sei es im Zusammenhang mit ökologischen Themen, wenn der versehrte Baum zum Symbol für die gefährdete Natur wird (Carlos Amorales, Ursula Biemann, Julian Rosefeldt). Für viele Künstler, begonnen bei Paul Klee bis hin zu William Kentridge, steht der Baum auch für den Verlauf kreativer Prozesse. Sein Wachstum folgt bestimmten Gesetzmässigkeiten und ist doch stets individuell. Von der Natur fast wie eine Skulptur geformt, stellt er für die Künstlerinnen und Künstler eine grosse Herausforderung dar. Zeugnis davon legen u.a. die skulpturalen Meisterwerke von Berlinde De Bruyckere und Ugo Rondinone ab.

Absolute Schlüsselwerke
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind in vielen Fällen mit absoluten Schlüsselwerken vertreten. Ihre Exponate wurden – um eine reine Themen-Illustration zu vermeiden – assoziativ in der Ausstellung gruppiert. «About Trees» will Stimmungen herstellen und den Werken Raum lassen, sich in alle möglichen Richtungen und in grosser Offenheit zu entfalten, was nicht zuletzt auch den Dialog der Werke untereinander befördert. Die durchlässige räumliche Struktur der Ausstellungshalle im Zentrum Paul Klee unterstützt das Publikum darin, die versammelten Kunstwerke und ihre Bedeutungen miteinander zu verknüpfen. Oder wie es Kurator Peter Fischer bezeichnet: «Die Künstlerinnen und Künstler bringen die vielen geistes- und naturwissenschaftlichen Felder, die der Mensch angelegt hat, um seine Existenz zu umschreiben, mit ihren Werken in Schwingung und regen uns zum Nachdenken über die Welt an. ‹Thinking About Trees› heisst Nachdenken über eine vielfältige, mehrdeutige, ja auch in sich widersprüchliche Welt».

Verschiedene Werke entstanden speziell für die Ausstellung, so die Installation «Axis mundi» von Shinji Turner-Yamamoto, das monumentale Wandbild von Paul Morrison oder die Malereien von Valérie Favre und Zeichnungen von Katie Holen. Integraler Teil der Ausstellung ist die Aktion in Zusammenarbeit mit Renzo Piano «Wurzeln schlagen – 10 neue Bäume für das ZPK». Es gehört zum Konzept des Mehrspartenhauses Zentrum Paul Klee, dass die Themen nicht nur im Ausstellungsraum aufgegriffen werden, sondern auch mittels Musik, gesprochener Sprache und im Diskurs. Um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, treten im Rahmen eines reichhaltigen Begleitprogrammes Gäste aus unterschiedlichen Disziplinen auf. Zudem gibt es – auch in Zusammenarbeit mit dem Kindermuseum Creaviva – ein grosses Angebot an Vermittlungsprogrammen für verschiedene Besuchergruppen.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler
«About Trees» vereint 107 Werke in allen Medien von: Carlos Amorales, Ursula Biemann & Paulo Tavares, Merijn Bolink, Louise Bourgeois, Berlinde De Bruyckere, Mark Dion, Peter Doig, Valérie Favre, Anya Gallaccio, Rodney Graham, Katie Holten, John Isaacs, Naoko Ito, William Kentridge, Anselm Kiefer, Paul Klee, Rosemary Laing, Žilvinas Landzbergas, Ndary Lo, Paul McCarthy, Ana Mendieta, Agnes Meyer-Brandis, Paul Morrison, Shirin Neshat, Jill Orr, Renzo Piano, Pipilotti Rist, Ugo Rondinone, Julian Rosefeldt,  Michael Sailstorfer, George Steinmann, Wolfgang Tillmans, Su-Mei Tse, Shinji Turner-Yamamoto.

«About Trees» ist die fünfte Themenausstellung des Kuratorenduos Peter Fischer und Brigitt Bürgi nach «Another World. 12 Bettgeschichten» (2002), «me & more» (2004), «a kind of magic. Die Kunst des Verwandelns» (2005) und «Lebenszeichen. Altes Wissen in der zeitgenössischen Kunst» (2010) – alle im Kunstmuseum Luzern. (ZPK/mc/ps)

Ausstellung vom 17.10.2015 bis  24.01.2016

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert