Dada – mehr als Kunst im Landesmuseum Zürich

Dada – mehr als Kunst im Landesmuseum Zürich

Die Pissoirschüssel von Marcel Duchamp gilt als «Mona Lisa» des Dadaismus. (Foto: Landesmuseum)

Zürich – Dada war eine Bombe, die 1916 in Zürich hochging. Die Detonation der weltumspannenden Antikunstbewegung ist bis heute zu spüren. Dada beeinflusste den Surrealismus ebenso wie Fluxus, die Pop-Art und viele weitere künstlerische und intellektuelle Strömungen, die folgten. Zum 100-jährigen Geburtstag erkundet das Landesmuseum Zürich mit ausgewählten Exponaten den kreativen, revolutionären und universellen «Esprit Dada». Die Ausstellung «DADA UNIVERSAL» ist Teil des gross angelegten Dada-Jubiläums des Jahres 2016.

«DADA UNIVERSAL» versucht, den Moment von 1916 aufleben zu lassen. Es werden Werke und Dokumente zu Dada selbst ausgestellt sowie Zeugnisse unterschiedlichster Provenienz und Epochen, die eine Verbindung zum «Esprit Dada» haben.

Dodo und die Mona Lisa des Dadaismus
Für «DADA UNIVERSAL» kommen von überall her Schätze ins Landesmuseum, so die Pissoirschüssel von Marcel Duchamp, die als «Mona Lisa» des Dadaismus gilt. Daneben ist auch Dodo präsent, der Vogel, der nicht fliegen konnte und als Inbegriff des Natur-Nonsens schon in «Alice im Wunderland» gefeiert wurde. Sophie Taeuber-Arps Hopi-Kostüme treffen auf afrikanische Masken und auf die Dada-Mühle von Hannah Höch, die wie eine Stange Dynamit mit Zündmechanismus wirkt. Traumzeichnungen von Max Ernst regen die Phantasie der Besucherinnen und Besucher ebenso an wie die verpackte Nähmaschine von Man Ray. Und nicht minder «enigmatisch» wirken die zu einem Ei verformte Büste der Tochter des Sonnenanbeters Echnaton oder die Fotografie von Hugo Ball, der im Zylinderkostüm Lautgedichte rezitierend mystische und ekstatische Momente erlebte.

Kein Treppenwitz der Kunstgeschichte
Dada gehört international gesehen zum bedeutendsten Kulturerbe Zürichs. Dada-Filialen gab es zwischen 1916 und 1924 unter anderem in Berlin, Paris, Tokyo, Madrid und New York.

Um dem Wahnsinn der Zeit entgegen zu wirken, eröffnete Anfang Februar 1916 eine Gruppe emigrierter Künstlerinnen und Künstler, darunter Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp und Tristan Tzara, an der Spiegelgasse 1 mitten in der Zürcher Altstadt eine «Künstlerkneipe» namens «Cabaret Voltaire». Den Dadaisten ging es in ihrem Spiel mit dem grossen Nein um etwas Allumfassendes, Allgemeingültiges, um kulturelle Überzeugungen und Werte. Dada ist kein Treppenwitz der Kunstgeschichte. Nichts weniger als die Freiheit stand auf dem Spiel. Dada war politisch aber nie dogmatisch und hatte kein ästhetisches Programm; Dada war kreativ überbordend: Zufallsprinzip, Readymade, Happening, Lautgedicht, Collage, Typografie – all dies haben die Dadaisten mit ihrem Hang zu Spiel, Witz und Idiotie für die Kunst fruchtbar gemacht. Und gerade weil Dada alle Avantgardeströmungen vom Futurismus bis zum Konstruktivismus in sich aufnahm und verdaut oder unverdaut wieder von sich gab, kann Dada exemplarisch für die Avantgarde gesehen werden.

Das Dada-Jubiläum
«DADA UNIVERSAL» im Landesmuseum findet im Rahmen des hundertjährigen Dada-Jubiläums «dada100zürich2016» statt. Es erfasst ganz Zürich mit Ausstellungen, Führungen und Aufführungen, Lesungen, Debatten, Seminaren, Publikationen, einem Dokumentarfilm und Symposien. Partizipative Webprojekte sowie Experimental- und Popkultur fühlen Dada ihrerseits auf den Zahn. (Nationalmuseum/mc/pg)

Schweizerisches Nationalmuseum

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