Das Bourbaki Panorama Luzern erhält einen neuen «Himmel»

Das Bourbaki Panorama Luzern erhält einen neuen «Himmel»
Industriekletterer bei Installierungsarbeiten vor dem Rundbild Bourbaki Panorama, Januar 2024. (Foto: Emanuel Ammon AURA)

Luzern – Mit dem Ersatz des sogenannten «Optischen Apparats» – der technischen Konstruktion zugunsten der dreidimensionalen Wirkung des riesigen Panoramagemäldes – realisiert die Stiftung Bourbaki Panorama Luzern das grösste Restaurierungsprojekt seit der Totalsanierung von Rundbild und Panoramagebäude von 1996 bis 2003. Der Umbau wird zum Schutz des Gemäldes grösstenteils von Industriekletternden vorgenommen – ein genauso spektakuläres wie aufwändiges Unterfangen.

Das Panorama lebt von seiner raffinierten Architektur: Seine dreidimensionale Gesamtwirkung verdankt es einer speziellen textilen Konstruktion, namentlich dem «Optischen Apparat». Bestehend aus Baldachin, Velum und Sonnensegeln erhellt dieser das malerische Rundgemälde in bestem Licht, lässt es unendlich gross und echt erscheinen. Umfangreichstes Teilstück des Projekts ist der Ersatz des über der Aussichtsplattform himmelartig aufstrebenden Baldachins. Insgesamt werden rund 1600 Quadratmeter Stoff mit einem Gesamtgewicht von 200 Kilogramm ausgewechselt.

Die Textilien müssen in Sachen Feuerfestigkeit, Leichtigkeit und Lichtschutz höchsten denkmalpflegerischen Anforderungen entsprechen. Mit der Sanierung reagiert die Stiftung auf sichtbare Abnutzungs- und Alterserscheinungen einzelner Komponenten des Gesamtkunstwerks, die im Kontrast stehen zur hohen malerischen Qualität des Rundbildes: Einst durch die zwischenzeitlich reparierte Dachlaterne eindringendes Wasser hinterliess erkennbare Flecken auf dem Baldachin und die altersbedingte Übermüdung des Stoffs führt zu unschönen Überlappungen an den Kanten.

Die geplanten Eingriffe haben einen beachtlichen Seltenheitswert: Weltweit gibt es nur noch ungefähr 30 historische Panoramen, viele wurden vernichtet, umgenutzt oder sind nicht mehr oder nicht mehr konstant der Öffentlichkeit zugänglich. Zum Schutz des Kulturdenkmals werden die Arbeiten grössenteils von Industriekletternden ausgeführt. Das Museum bleibt während des Umbaus, ab dem 8. Januar 2024, für voraussichtlich sechs Wochen für das Publikum geschlossen.

Nachhaltige Ausstrahlung
Parallel zum Optischen Apparat werden auch die Aussichtsplattform mit denkmalgeschützten Sitzbänken und Metallgeländer – alles Originalstücke aus dem Erbauungsjahr 1889 – sowie die Beleuchtungseinrichtungen erneuert. Gleich mehrere Komponenten parallel zu überholen, erfolgt zugunsten von Nachhaltigkeit, Logistik und Kostenschonung. Für ein optimaleres Seherlebnis wird der Kronleuchter über der Aussichtsplattform mit einer dimmbaren und energieeffizienten LED-Konstruktion ersetzt. Künftig brillieren im Bildraum LED-Lampen, welche das Rundbild bei ungünstigen natürlichen Lichtverhältnissen zusätzlich beleuchten. Damit erstrahlen die rund 150 Kilogramm Ölfarbe auf Rundbild und Faux-Terrain in unschädlichem Licht und verleihen Leinwand wie Vorgelände eine umso authentischere Ausstrahlung.

Eindrückliche Dimensionen
Wie das Panorama selbst, bewegt sich auch die Finanzierung des Restaurierungsprojekts in grossen Dimensionen: Aufgrund der spezifischen Konstruktion und der massgeschneiderten Ausführung ist der Ersatz des Optischen Apparats einzigartig und kostenintensiv – die Investitionen liegen bei über 800‘000 Franken. Für die finanzielle Sicherung des Riesenprojekts wird die Stiftung Bourbaki Panorama Luzern als Bauherrin durch den Verein Bourbaki Panorama Luzern unterstützt. Dessen Kernaufgabe ist die Finanzierung der Erhaltung des Rundbildes und seiner Präsentation. Basierend auf dem Gesetz über den Schutz von Kulturdenkmälern leisten der Kanton Luzern (kantonale Denkmalpflege) und der Bund (Bundesamt für Kultur) finanzielle Beiträge an das Projekt.

Miterleben
In die Einmaligkeit und Besonderheit des Restaurierungsprojekts am Europäischen Kulturdenkmal bietet das Museum Bourbaki Panorama trotz Schliessung Einblick: Fotos von Umbau, Restaurierung und Erneuerungen sind im Verlauf der Arbeiten auf der Website zugänglich. Zwei Zeitrafferkameras zeichnen die Arbeiten zudem auf, diese werden am Ende der Sanierungsmassnahmen in einem Film dokumentiert. (mc/pg)

Bedeutung des Bourbaki Panoramas
Das Bourbaki Panorama ist ein Europäisches Kulturdenkmal und erinnert an die Internierung von 87’000 französischen Soldaten, die im Winter 1871 in der Schweiz Zuflucht finden. Die packende Geschichte, die der Maler Edouard Castres 1881 in Genf auf dem 112 × 14 Meter grossen Rundbild darstellt, eröffnet vielfältige Einblicke in die Alltags-, Kunst-, Kultur- und Mediengeschichte und regt zum Nachdenken an. Nebst den historischen Ereignissen werden im Museum auch aktuelle Themen bearbeitet, erlebt und reflektiert. Es bietet damit eine Plattform für gesellschaftsrelevante Fragen zu Flucht und Migration, Humanität und Solidarität, aber auch Rollenbilder oder Immersion und Virtual Reality. Angesichts des Weltgeschehens bleibt die Friedensbotschaft des Bourbaki Panoramas bis heute aktuell und das Museum Bourbaki Panorama als Erinnerungs- und Reflexionsort von grosser Bedeutung.

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