Kunstmuseum Bern: Panorama Schweiz. Von Caspar Wolf bis Ferdinand Hodler

Kunstmuseum Bern: Panorama Schweiz. Von Caspar Wolf bis Ferdinand Hodler
Ferdinand Hodler, Die Nacht, 1889–1890 (Ausschnitt), Öl auf Leinwand. 116 × 299 cm. Foto: Kunstmuseum Bern, Staat Bern)

Bern – Das Kunstmuseum Bern zeigt aus Anlass der kommenden Herbstausstellung Kirchner x Kirchner (12.9.2025–11.1.2026) eine umfangreiche Sammlungspräsentation aus seinem Bestand an Schweizer Kunst. Mit ausgewählten Werken von Caspar Wolf bis Ferdinand Hodler eröffnet Panorama Schweiz vom 15. August 2025 bis zum 11. Januar 2026 einen einzigartigen Überblick über Schweizer Kunst aus drei Jahrhunderten.

Panorama der Schweizer Kunst
In der Sammlung des Kunstmuseum Bern bildet die Schweizer Kunst einen bedeutenden
Schwerpunkt. Die Sammlungspräsentation Panorama Schweiz nimmt ausgewählte Aspekte des gestalterischen Schaffens in der Schweiz vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert in den Blick. Sie repräsentiert gleichzeitig wichtige Werkgruppen des Gemäldebestands. Anlass zur Überblicksschau ist die diesjährige Herbstausstellung im Kunstmuseum Bern, die Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) gewidmet ist. In seiner Wahlheimat Schweiz schöpfte der deutsche Expressionist ab 1917 künstlerische Inspiration und fand zu neuen Bildmotiven. Mit seinen farbgewaltigen Berglandschaften aus Davos reihte sich Kirchner bewusst in eine künstlerische Tradition ein, die zu diesem Zeitpunkt von den Schweizer Kleinmeistern bis zu Ferdinand Hodler reichte.

Die Sammlungsausstellung im Kunstmuseum Bern umfasst symbolistische Figurenbilder von Arnold Böcklin bis Ferdinand Hodler, Genreszenen von Albert Anker bis Max Buri, eindrückliche Berglandschaften von Caspar Wolf bis Martha Stettler sowie Aspekte des bürgerlichen Freizeitvergnügens von Cuno Amiet bis Louis Moilliet. So eröffnet sie ein weites Panorama von Schweizer Künstler:innen und Motiven.

Sehnsüchte und verborgene Wirklichkeiten
Das Kunstmuseum Bern besitzt einen hochkarätigen Bestand symbolistischer Darstellungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In diesen Figurenbildern suchten Schweizer Künstler:innen über realistische Darstellungen hinaus tiefere, verborgene Wahrheiten und Gefühle zu offenbaren. Durch tänzerische Bewegungen und andächtige Gesten sollten beispielsweise Lebensfreude oder das Einssein mit der Natur zum Ausdruck kommen, so etwa in Giovanni Giacomettis Gemälde Das Erwachen (1919/1920). Gerade die Sehnsucht nach einer spirituellen Verbundenheit von Mensch und Natur war vor dem Hintergrund der Industrialisierung, Verstädterung und Technisierung aller Lebensbereiche charakteristisch für den Zeitgeist der Jahrhundertwende.

Unter dem Begriff des Symbolismus entstanden aber auch Bildfindungen, die sich von einer naturgetreuen Darstellung abwandten. Als Gegenreaktion auf das vorherrschende rationalistische Weltbild und die Vormachtstellung der Naturwissenschaften im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Geisteshaltung, welche die sichtbare Realität und die Macht der Vernunft hinterfragte. Stattdessen wuchs in der Schweizer Kunst das Interesse für das «Andere»: für das Unbewusste, Unheimliche und Triebhafte, für Traum und Hypnose, für Krankheiten von Leib und Seele, Spiritualität und Esoterik, Mythen und Legenden. Zu den Spitzenwerken der Sammlung des Kunstmuseum Bern gehören in diesem Bereich Ferdinand Hodlers Gemälde Die Nacht (1889–1890) und Arnold Böcklins Meeresstille (1887). Während Böcklins Werk mythologisch inspiriert ist, schuf Hodler eine überzeitliche Allegorie für das Schreckbild des Todes.

Schweizer Lebensrealitäten
Mit dem Thema der Vergänglichkeit setzten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch eine Vielzahl von Schweizer Vertreter:innen des Realismus auseinander. Der Tod wurde häufig als Teil der alltäglichen Lebenswirklichkeit dargestellt, beispielsweise in Albert Ankers Die kleine Freundin (1862). Neben nach wie vor beliebten religiösen Themen tauchen in dieser Zeit auch neuartige Motive in der Genremalerei auf. Ein besonders nüchternes Beispiel dafür ist Annie Stebler-Hopfs Gemälde Am Seziertisch (um 1889), das ein zeittypisches Interesse an Krankheiten und den Errungenschaften und Methoden der Medizin zum Ausdruck bringt.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrten sich in der Schweizer Kunst auch Darstellungen des Bauern- und Arbeitermilieus. Bäuer:innen, Bauern oder Handwerker sind bei der Arbeit, der Rast und dem geselligen Zusammensein zu sehen. Die Landbevölkerung verkörperte einen naturverbundenen, bescheidenen und arbeitstüchtigen Lebensstil, der zu einem wichtigen Bestandteil der nationalen Identität erhoben wurde. Ein Beispiel ist Ferdinand Hodlers ikonische Komposition Der Holzfäller (1910).

Ode an die Alpen
Als besonderes Charakteristikum der Schweiz bildet die Alpenlandschaft auch einen zentralen Gegenstand der Schweizer Kunst. In den Fokus der Malerei rückten die Alpen im Zuge ihrer wissenschaftlichen Erforschung in der Barockzeit. Kunstschaffende wagten sich erstmals in das unwirtliche Hochgebirge vor, um als Begleiter von Naturforschern präzise Wiedergaben von Gipfeln, Gletschern und Bergseen zu schaffen. So beispielsweise auch Caspar Wolf, der heute als einer der Pioniere der Landschaftsmalerei gilt.

Bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Alpen auch Ziel touristischer Reisen. Parallel dazu entstanden in der Kunst Genreszenen mit Hirten, Alphütten und Wanderern, in denen die fast unberührte Berglandschaft als idyllischer Rückzugsort stilisiert wurde. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts unterstrichen Künstler der Romantik wie Alexandre Calame den ehrfürchtigen Eindruck der Alpen mit dramatischen Gewitterstimmungen und Lichteffekten. Eine moderne Weiterentwicklung erfuhr die Alpenmalerei durch abstrahierende Herangehensweisen. Insbesondere Ferdinand Hodler wurde zum Erneuerer des Genres: Seine Werke prägen das Bild der Schweizer Landschaft bis heute.

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