Steyr 10S21: Abseits der Wege, verbunden mit der Welt. Internet im Expeditionsmobil
Eigentlich ist das heutige Reisen im Expeditionsmobil ein dauerndes Paradox. Man liebt die einsame, beinahe unberührte, grandiose Natur, benötigt aber ein brachiales Monster, um dahin zu kommen. Man mag Dieselgespräche am Lagerfeuer, aber keine Gesellschaft bei Sonnenuntergängen. Man sucht die entlegensten und abgeschiedensten Plätze, möchte aber möglichst Viele virtuell und zeitnah an der Suche und dem Resultat teilhaben lassen.
Von Helmuth Fuchs
Zumindest das letzte Paradox lässt sich lösen, sofern man noch ein wenig Mobiltelefonempfang und die geeignete technische Ausrüstung hat. Im wesentlichen sind dies ein geeigneter Router, eine signalverstärkende Antenne und ein günstiger Internet-Provider.
Technisch bestünde zwar noch die Möglichkeit, Internet via Satellitenempfang zu bewerkstelligen. Wer jedoch Bilder und Videos in die Welt verschicken will, stösst hier ganz schnell an technische oder finanzielle Grenzen. Wir haben uns deshalb auf Lösungen fokussiert, welche auf Mobilfunknetzen basieren und das Senden und Empfangen von Gigabytes (GB) von Daten in vernünftiger Zeit (Minuten, nicht Stunden oder Tage) ermöglichen.
Fast weltweit, ohne SIM-Karte
Wer sich nicht mit je einer SIM-Karte pro Land, in dem er reist, herumschlagen will, kann einen Vertrag mit seinem lokalen Provider abschliessen, der ohne exorbitante Roaming-Gebühren den Datenverkehr in anderen Ländern abdeckt und dann sein Mobiltelefon als Router einsetzen (Hotspot erstellen für andere Geräte und Benutzer im Fahrzeug).
Während innerhalb der EU Roaminggebühren für Gespräche und SMS schon der Vergangenheit angehören, ist beim Datenverkehr noch Vorsicht geboten. Für die Datennutzung gibt es Vorschriften und Höchstgrenzen, wieviel zum Inlandstarif abgerechnet werden. Diese Grenzen hängen von der Art Ihres Mobilfunkvertrags ab. Die Schweiz ist nochmals ein Sonderfall, wobei auch hier die grossen Anbieter Abos haben, bei welchen ohne zusätzliche Roaminggebühren einige Gigabyte an Datenverkehr inbegriffen sind. In unserem Falle sind es bei UPC für «Unlimited Europe» 39 CHF pro Monat mit 10 GB Daten ohne Roaminggebühren innerhalb Europas.
Wer eine komfortable Lösung weltweit und zu teilweise besseren Gebühren als mit dem eigenen Provider möchte, sollte sich Skyroam Solis anschauen.
Nebst den Gerätekosten von 140 EUR (Solis Lite) fallen dann tägliche oder monatliche Kosten für den Datenverkehr an. Monatlich innerhalb Europas 45 EUR, weltweit (130 Länder) pro Monat 56 EUR. Theoretisch ist das Datenvolumen unlimitiert. Die Benutzer werden bis zu 20 GB an Hochgeschwindigkeitsdaten erhalten, danach aber wird die Geschwindigkeit auf 512 kbps reduziert (immer vorausgesetzt, das lokale Mobiltelefonnetz gibt die Leistung her).
Oder jeweils mit lokaler SIM-Karte
Oft lohnt es sich, die lokalen Anbieter in einem Land untereinander und mit dem eigenen Provider zu vergleichen, um das beste Preis-/Leistungsverhältnis herauszufinden. Unsere Erfahrung ist, dass zum Beispiel in Italien, je nach Promotion, mit Prepaid-Karten 30 GB an Daten für 20 EUR zu bekommen sind. Diese werden dann im Gegensatz zur Skyroam Solis-Lösung immer mit der maximal verfügbaren Bandbreite geliefert, was oft den Unterscheid ausmacht zwischen «funktioniert noch» oder «ist unbrauchbar».
Wenn man SIM-Karten mit lokalen Anbieter einsetzt, lohnt sich die Anschaffung eines guten Routers mit einer vernünftigen Antenne unter zwei Aspekten:
- Bequemlichkeit: Wer kein Mobiltelefon mit zwei SIM-Kartenslots hat (und da virtuelle SIM-Karten (eSIM) noch nicht in der Breite verfügbar sind) und sich die dauernden Kartenwechsel ersparen möchte, setzt vorzugsweise einen eigenen Router ein.
- Router haben mehr Einstell- und Kontrollmöglichkeiten als ein Mobilitelefon, dazu in Verbindung mit einer geeigneten Antenne bessere Empfangsbedingungen
Industrie-Router mit grösster Leistung auf kleinstem Raum
Wir sind nach einigen anderen Geräten beim Router RUT950 von Teltonika gelandet (bei Brack.ch für 169 CHF). Das Gerät ist robust, fast beliebig konfigurier- und programmierbar, hat zwei SIM-Kartenplätze, vier Netzwerkanschlüsse (3x LAN, 1x WLAN), Antennenanschlüsse (LTE, WIFI), kurz alles, was man sich unterwegs wünscht, um ein funktionierendes Netzwerk im LKW zu Verfügung zu haben.
Um die Leistung auch bei schwachem Signal noch etwas zu verbessern, haben wir dem RUT950 noch eine Antenne verpasst. Fündig geworden sind wir bei Trophy-Tec mit der Dual-Multibandantenne LTE Quadband mit WLAN in Puck-Bauform. Damit haben wir nicht nur ein verstärktes Signal (bis 6 dBi) für den Mobiltelefonbereich, sondern auch für WLANs, die sich in der Nähe befinden, falls wir in Dorf-oder Stadtnähe stehen.
Die Gesamtlösung präsentiert sich bei uns also so:
Wir haben die Lösung auch bewusst nicht fest verbaut, sondern nehmen sie hervor, wenn wir sie benötigen und richten die Antenne dann kurz so aus, dass sie die beste Leistung liefert. Das erspart das Bohren von zusätzlichen Löchern und gibt uns die Flexibilität, die Lösung bei Bedarf einfach zu ersetzen.
Fazit
Wir haben für unsere Bedürfnisse (Datenmenge pro Monat ca. 30-40 Gigabyte) eine Mischlösung gefunden. Kurz Mails beantworten, schnelle Planung einer Fahrradtour oder Wanderung erledigen wir direkt mit dem Mobiltelefon. Bei grösseren und längeren Arbeiten kommt dann das lokale Netz mit dem Router, bestückt mit einer SIM-Karte des jeweiligen Landes, zum Einsatz.
Ergeben sich in einem Land keine Vorteile durch den Einssatz einer landesüblichen SIM-Karte und ist das erwartete Datenvolumen in der Reisezeit höher als 10 GB, dann greifen wir auf Skyroam Solis zurück (ist jedoch immer weniger nötig).
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