EU-Eröffnung: Kurse drehen ins Plus – schwache Bilanzen

«Die Aktien leiden unter den schlechten Bilanzen», sagte der Aktienstratege John Haynes von Rensburg Sheppard. Trotz der negativen Nachrichten würden sich die Papiere aber «noch ganz gut halten».


Der Leitindex EuroSTOXX 50 rutschte zum Börsenauftakt zunächst in die Verlustzone, schaffte dann aber im Verlauf der ersten Handelsstunde ein Plus von 0,40 Prozent auf 2.252,67 Zähler. Der Londoner FTSE 100 stieg nach einen ähnlichen Handelsverlauf um 0,30 Prozent auf 3.999,56 Punkte. In Paris legte der CAC-40-Index um 0,25 Prozent zu auf 2.981,46 Zähler zu.


In Europa steht eine ganze Reihe von Unternehmen mit Geschäftszahlen im Blickpunkt der Anleger. Der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestle sorgte für eine Enttäuschung. Die Schweizer meldeten für die ersten drei Monate Erlöse von 25,17 Milliarden Schweizer Franken. Zuvor hatten Analysten einen etwas höheren Wert von 25,97 Milliarden Franken erwartet. Nestle bestätigte zwar den Ausblick für das Gesamtjahr. Die Aktien rutschten wie der Gesamtmarkt zunächst ins Minus. Später setzte dann aber eine Erholung ein und die Papiere hielten sich unverändert bei 37,92 Franken.


Ebenfalls an der Börse in Zürich mussten die Aktien des Pharmakonzerns Roche dagegen einen starken Kurseinbruch von 10,23 Prozent auf 137,70 Franken verkraften. Die Schweizer erlitten einen Rückschlag beim Krebsmittel Avastin zur Behandlung von frühem Darmkrebs. Eine Phase III-Studie mit Avastin erreichte nach Konzernangaben nicht die gewünschten Ergebnisse.


Zu den Verlieren zählten auch die Papiere von Europas zweitgrösstem Autobauer PSA Peugeot Citroen mit einem Minus von 0,63 Prozent auf 17,40 Euro. Der Konzern rechnet im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise im ersten Quartal erneut mit Verlusten. Am Morgen bestätigte Peugeot nach einer Sitzung des Aufsichtsrates, dass ein negatives Ergebnis erwartet wird. Der Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Beim Umsatz meldete das Unternehmen für die ersten drei Monate einen Einbruch um knapp 25 Prozent. Das Management von Peugeot Citroen kündigte umgehend Sparmassnahmen an: Für das Geschäftsjahr 2008 soll es demnach keine Dividende geben.


Starke Verluste gab es bei den Aktien des niederländischen Bierbrauers Heineken: Sie fielen um 4,48 Prozent auf 21,00 Euro. Das Unternehmen stimmte die Aktionäre vor allem wegen der höheren Rohstoffkosten zu Beginn des Jahres auf schwere Zeiten ein. Im laufenden Geschäft erwartet der Konzern beim Vorsteuergewinn einen Rückgang im einstelligen Prozentbereich. Unter Berücksichtigung von Sondereffekten sei sogar mit einem Vorsteuerrückgang von knapp unter 20 Prozent zu rechnen. Nach der Veröffentlichung von ersten Eckdaten meldete Heineken für die ersten drei Monate einen Umsatz von 3,05 Milliarden Euro.


Ebenfalls deutlich nach unten ging es mit den Papieren des französischen Luxusgüterherstellers PPR, die 4,43 Prozent auf 56,90 Euro verloren. Das Unternehmen meldete für das erste Quartal einen Rückgang beim Umsatz. Die Erlöse sanken laut Konzernangaben um 2,6 Prozent auf 4,777 Milliarden Euro, während die Umsätze der deutschen Tochtergesellschaft PUMA um 3,6 Prozent auf 697 Millionen Euro anstiegen.


Die Aktien des spanische Versorger Iberdrola hielten sich dagegen in der Gewinnzone mit einem Aufschlag von 0,35 Prozent auf 5,72 Euro. Der Konzern sorgte am Morgen für einen der wenigen Lichtblicke in der laufenden Berichtssaison. Iberdrola veröffentlichte für das erste Quartal einen überraschend hohen Nettogewinn von 793 Millionen Euro. Auch der operative Gewinn lag Börsianern zufolge deutlich über den Markterwartungen.


Schliesslich verloren die Aktien des australisch-britischen Rohstoffkonzern BHP Billiton an der Börse in London 3,79 Prozent auf 1,293 Pence. Zuvor meldete das Unternehmen einen starken Rückgang der Kupfer-Produktion. Auch bei der Herstellung von Eisen und Aluminium habe BHP Billiton Rückschläge verzeichnet. Auch mittelfristig rechnet der Minen-Betreiber weiter mit einem unsicheren Marktumfeld. (awp/mc/ps/11) 

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