Museum für Kommunikation Bern: Bilder, die lügen

«Kann man die Wahrheit objektiv fotografieren?», fragt Thomas Hoepker, Bildjournalist und Dokumentarfotograf, und trifft damit den Kern der neuen Ausstellung im Museum für Kommunikation mit dem Titel «Bilder, die lügen». «Wir leben in einer Welt der Bilder», erklärt Jakob Messerli, Direktor Museum für Kommunikation, und fügt an: «Ob Fotografien oder Filme, Bilder sind in unserem Alltag allgegenwärtig und prägen unsere Wahrnehmung. Umso erstaunlicher ist unser Umgang mit dieser Bildflut. Texte kritisch zu lesen und zu hinterfragen, sind wir gewohnt. Bilder dagegen erscheinen uns als wahre Abbilder der Realität. Ihre Objektivität zweifeln wir kaum an. Aber Bilder zeigen nicht die absolute Wahrheit, sie können genauso lügen wie Wörter. An diesem Punkt setzt unsere neue Ausstellung an».








Das Bild zeigt einen irakischen Soldaten umgeben von amerikanischen Soldaten, im Irak-Krieg 2003.


Foto: AP Photo/Itsuo Inouye


Montage: Ursula Dahmen / Der Tagesspiegel


«Bilder, die lügen»: das «Lügen-ABC»
Die Ausstellung «Bilder, die lügen» fragt nach der Objektivität von Bildern und zeigt die Grundmuster der Manipulation von und mit Bildern. Der Besucher taucht ein in ein «Lügen-ABC» und bewegt sich entlang des Alphabets von A wie aktuell bis Z wie Zukunft. Mehr als 300 Bildbeispiele aus den vergangenen rund 100 Jahren veranschaulichen die Bandbreite des Themas. Exklusiv im Museum für Kommunikation sind schweizerische Beispiele zu sehen. Die Besucher erfahren beispielsweise, warum Ex-Botschafter Thomas Borer Beweisfotos skeptisch gegenüber steht, weshalb ein Puck nicht immer da ist, wo er zu sein scheint, und wieso eine Operationsnarbe manchmal schlimmer aussieht, als sie in Wirklichkeit ist. Es wird auch aufgedeckt, dass ein volksnaher General Guisan in der Presse nicht erwünscht war und gezeigt, wie die Trikotwerbung des BSC Young Boys Bildredaktoren zum Tipp-Ex greifen liess.


Drei Grundmuster der Bildmanipulation
Die in der Ausstellung gezeigten Bildbeispiele legen die drei Grundmuster der Bildlüge offen: die Veränderung des Bildmaterials (Manipulation von bestehenden Bildern), die Verfälschung von Text- und Kontextbezug (Manipulation der Bildinterpretation) und die Lüge mit Hilfe von realen Bildern (gestellte, inszenierte Bilder). «Bilder, die lügen» liefert nicht einfach Patentrezepte zum bewussten Umgang mit Bildern. Vielmehr zeigt die Ausstellung, wie Bildquellen kritisch hinterfragt und interpretiert werden können. Sie deckt die Machtverhältnisse auf, die hinter Bildern stehen können, entlarvt die Absichten und Ziele der Bildmanipulationen und zeigt die Auswirkungen und Folgen von Bildlügen auf. Die Ausstellung informiert über die ethischen Ansprüche, die im Umgang mit Bildquellen geltend gemacht werden sollten und macht damit klar: Nicht nur diejenigen, die Bilder produzieren und vertreiben, stehen in der Pflicht, sondern auch die Konsumenten.


Geschärfter Blick
Für die Präsentation der Wanderausstellung «Bilder, die lügen» im Museum für Kommunikation wurde die Ausstellung um die Räumlichkeiten der fiktiven Redaktion «objektiv» erweitert. Das Publikum ist eingeladen, sich dort umzusehen: In der Redaktionslounge liegt «objektiv», das Magazin zur Ausstellung, auf. Die Illustrierte mit vielen erläuterten Beispielen von Bildmanipulationen ist nur in der Berner Ausstellung erhältlich. Zu bestimmten Themen im Magazin können die Besucher an einer Videostation TV-Ausschnitte und Videoclips betrachten. Im Meeting Room der Redaktion stehen zudem aktuelle Tageszeitungen und Wochenzeitschriften zur Verfügung. In diesem Sitzungsraum finden auch Workshops für Schulklassen statt.








«The Mirror» lieferte mit dem manipulierten Titelblatt «das Bild, das alle wollten» (Foto: Michael Jensch, Axel Thünker, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland).


 


 


 


 


 


 


 


 


 


Das Originalfoto von Dodi Al-Fayed und Prinzessin Diana von einer Bootstour im Sommer 1997 (Foto: SIPA Press, Paris). Das Foto darf nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Wanderausstellung «Bilder, die lügen» verwendet werden.


Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung, das als konzentrierter Block im Februar und März 2008 angesetzt ist, umfasst zwei Podiumsdiskussionen mit hochkarätigen Fachleuten, die sich kritisch mit Bild- und Massenmedien auseinandersetzen. Zudem zeigt das Kino Cinématte im gleichen Zeitraum ausgewählte Filme zum Thema Bildmanipulation. Spielfilme wie «Forrest Gump» von Robert Zemeckis (USA 1994), «Zelig» von Woody Allen (USA 1983) und «Matrix» von Andy & Larry Wachowski (USA 1999), aber auch Dokumentarfilme wie «War Photographer» von Christian Frei (CH 1996) werden voraussichtlich zu sehen sein. Abgerundet wird das Rahmenprogramm von Jürgen Kuttner. Der Berliner Radiomoderator und Kulturwissenschaftler bringt mit seinem Videoschnipsel-Vortrag «Kuttner erklärt die Welt», einem Kultabend zwischen Bildungsfernsehen, Volksaufklärung und als Comedy getarnter kulturtheoretischer Abendkurs, das Publikum zum Staunen und zum Lachen.


Katalog zur Ausstellung
Im Museumsshop ist die Begleitpublikation «Bilder, die lügen» erhältlich, herausgegeben von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, erschienen im Bouvier-Verlag, Bonn. Verkaufspreis: CHF 25.


Museum für Kommunikation
Helvetiastrasse 16
3000 Bern 6
www.mfk.ch

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