CH-Verlauf: Am Hexensabbat fester – Anleger bleiben vorsichtig

Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt ziehen am Freitag nach fünf schwächeren Sitzungen die Kurse etwas an. Das Geschäft verlaufe aber in eher ruhigen Bahnen, heisst es am Markt. Die Anleger verhielten sich weiterhin vorsichtig. Nach wie vor sorgten sie sich um die Lage im Nahen Osten. Dabei habe die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung im Krieg zwischen Israel und dem Iran etwas zugenommen, nachdem US-Präsident Donald Trump gesagt hatte, er wolle wohl erst in den nächsten zwei Wochen über einen Kriegseintritt der USA entscheiden. Zudem verhandeln die Aussenminister von Deutschland, Frankreich und Grossbritannien an diesem Freitag mit ihrem Kollegen aus Teheran in Genf über das iranische Atomprogramm und wollen das Land zum Einlenken bei den Atomplänen bewegen.
Allerdings sei ungewiss, ob sich der wankelmütige US-Präsident an diese selbst gesetzte Deadline halte. Berechenbar bliebe damit weiter nur die Unberechenbarkeit und Krisen blieben offensichtlich derzeit der Normalzustand an der Börse, hiess es bei Robomarkets. «Die Anleger nehmen einmal mehr sehr viel Unsicherheit mit ins Wochenende.» Daher schmolzen die Gewinne auch leicht von den Höchstständen ab, meint ein Händler. Möglicherweise gingen im weiteren Verlauf aber ja noch positive Impulse vom «Hexensabbat» aus. Heute laufen an der Terminbörse Futures und Optionen auf Aktienindizes und Einzelaktien aus. Dabei kann es bei grossen Umsätzen zu heftigen Kursschwankungen kommen.
Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,36 Prozent höher bei 11’913,70 Punkten. Der Leitindex steuert damit auf einen Wochenverlust von rund zwei Prozent zu. Die Jahresperformance ist mittlerweile auf rund zwei Prozent geschrumpft. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückt um 0,47 Prozent vor auf 1948,07 und der breite SPI um 0,44 Prozent auf 16’522,20 Zähler. 25 SLI-Werte legen zu und fünf geben nach.
An der Spitze der Gewinner sind Aktien, die zuletzt stärker gelitten hätten. Dazu zählen etwa Technologietitel wie VAT (+1,9%) oder die am breiten Markt gehandelten AMS Osram (+9,0%), Comet (+1,6%) und Inficon (+1,0%). Aber auch die am Vortag nach einer Gewinnwarnung eines Konkurrenten stark gebeutelten Adecco (+1,4%) ziehen klar an.
Stark gefragt seien Holcim (+1,6%). Ab nächstem Montag werden die die Aktien des Zementkonzerns erstmals nach der Abspaltung des Amerika-Geschäfts – also «ex-Amrize» – gehandelt. Die Holcim-Aktionäre erhalten dann per Montag für jede Aktie auch eine von Amrize. Die Käufer spekulierten darauf, dass die Summe aller Teile mehr ergebe als das aktuelle Ganze. «1+1 sind hier nicht 2 sondern mehr», sagt ein Händler. Dabei werden beide Aktien sowohl im SMI als auch im SLI vertreten sein. Das heisst der SMI wird bis zum September-Verfall 21 und der SLI 31 Aktien enthalten.
Zu den Gewinnern zählen ausserdem die Anteile der Banken Julius Bär (+1,2%) und UBS (+1,1%). UBS litten zuletzt ständig unter der Diskussion und Verunsicherung über die «angemessene» Kapitalausstattung der Bank.
Die eher defensiven Sandoz, Lonza und Alcon sowie die zyklischen SIG, Sika und Geberit rücken nach den jüngsten Verlusten zwischen 1,2 und 0,6 Prozent vor. Die Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche sind derweil fast unverändert.
Gegensätzlich entwickeln sich die Aktien von Richemont (+0,5%) und Swatch (-0,9%). Während sich Richemont von den Verlusten leicht erholen können, leiden Swatch unter einer Verkaufsempfehlung und Kurszielsenkung von ODDO BHF.
An der Spitze der Verlierer stehen Sonova (-1,0% auf 243,10 Fr.). Barclays hat das Rating auf «Underweight» von «Equal weight» reduziert.
Auf den hinteren Reihen rücken Clariant (+3,0% auf 8,35 Fr.) vor, nachdem Goldman Sachs das Kursziel auf 11 von 10,20 Franken erhöht hat.
Relief Therapeutics büssen 9,0 Prozent ein. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat für den Produktkandidaten RLF-TD011 einen Antrag zur Behandlung als qualifiziertes Produkt für Infektionskrankheiten abgelehnt. (awp/mc/pg)