Post plant Preiserhöhungen und rund 100 Kündigungen

Post plant Preiserhöhungen und rund 100 Kündigungen
Hauptsitz der Schweizerischen Post in Bern. (Foto: Post)

Bern – Wegen finanziellen Drucks will sich die Post gemäss eigenen Angaben per 2026 digitaler ausrichten. Die Reorganisation hat 100 Kündigungen zur Folge. Dies sorgte für Kritik, zumal ein Teil der Stellen neu ausgeschrieben werden sollen.

Die aktuellen Halbjahreszahlen seien zwar erwartungsgemäss, aber dennoch deutlich unter dem Vorjahresniveau, schrieb die Schweizerische Post am Donnerstag in einer Mitteilung. Das Betriebsergebnis ging demnach um 29 Prozent zurück und liegt nun bei 118 Millionen Franken. Der Gewinn sackte um 44 Prozent auf 74 Millionen Franken ab.

Damit der Konzern weiterhin eigenfinanziert und ohne Steuergelder den Grundversorgungsauftrag leisten könne, bedarf es einer Neuausrichtung des Post-Netzes per 2026. Bei dieser Reorganisation seien maximal 100 Kündigungen und 20 Änderungskündigungen möglich.

Es betreffe dabei vor allem Mitarbeitende im Backoffice, also nicht jene am Schalter, präzisierte der Interimschef Alex Glanzmann vor den Medien in Bern. «Wir streben eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung an», versprach er weiter.

Stellen teilweise neu ausgeschrieben
Der Nettoabbau betrage 30 Stellen, so Glanzmann weiter. Ein Teil der vorerst gestrichenen Stellen soll also wieder besetzt werden, intern wie extern. Dies kritisierten sowohl der Personalverband wie auch die Gewerkschaft Syndicom scharf.

Die Post lasse ihre Mitarbeitenden im Stich, schrieb Transfair dazu. Syndicom sprach von «fehlender Weitsicht». Seit Monaten würden die Postangestellten in Workshops und Meetings engagiert an der Gestaltung ihrer zukünftigen Arbeit mitarbeiten, hiess es im Communiqué der Gewerkschaft am Donnerstag.

Die neuen Stellen jetzt vor allem extern besetzen zu wollen, sei «ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten». Dies sei skandalös und zeuge von fehlender Weitsicht, so Syndicom. Die Post betrachte die eigenen Leute als ungeeignet und ersetze sie lieber, unterstellte Transfair.

Man wolle für die neuen Stellen im Sinne der Kunden die Besten finden. Die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeiter könnten sich demnach ebenso darauf bewerben wie externe Fachpersonen, erklärte Glanzmann. Syndicom verlangte, dass die Post ihre soziale Verantwortung vollumfänglich wahrnimmt.

Weniger Briefe – mehr Postautofahrten
Die Hauptgründe für die Halbjahresergebnisse seien der anhaltende Rückgang der Briefmenge, der Zeitungen und des Schaltergeschäfts sowie steigende Kosten. Positiv veränderte sich in diesem Zeitraum die Nutzung von Postauto und des Paketmarkts.

95 Millionen Fahrgäste nutzten die Dienste von Postauto im ersten Halbjahr, das sind 2,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Um 3,4 Prozent nahm die Paketmenge zu. Im Vergleich dazu sank die Briefmenge aber um 4,9 Prozent.

Hauptziel bleibe die Grundversorgung, versicherte Glanzmann. Diese koste den Konzern aktuell rund 370 Millionen Franken. Das Monopol für Briefe decke diese Kosten schon lange nicht mehr. Es brauche deshalb Investitionen in die Zukunft, physisch wie auch digital. Als Beispiele nannte er 24-Stunden-Postautomaten, die digitale Zustellung von Briefen via Post-App und E-Voting.

Dass die Dienstleistungen der Post vermehrt online genutzt werden, zeigte sich auch in den Downloads der Post-App. Waren es 2019 noch zwei Millionen Downloads, so verdoppelte sich diese Zahl bis Ende 2024. Aktuell verzeichnet die App 4,7 Millionen Downloads, wie die Post schrieb. Die Umstrukturierungen würden deshalb dem Kundenbedürfnis dienen.

Preiserhöhungen sorgten für Diskussionen
Ein zweiter Pfeiler der Post-Strategie sind gemäss eigenen Angaben Preiserhöhungen. Diese darf die Post aber nicht so durchsetzen, wie sie es geplant hatte. Der Preisüberwacher kam Anfang August zum Schluss, dass diese nicht erforderlich sind. Die Post wollte in der Grundversorgung 70,9 Millionen Franken herausholen.

Nach intensiven Verhandlungen einigten sich beide Parteien darauf, dass davon 50,1 Millionen Franken nicht umgesetzt werden. Dazu zählen auch Preiserhöhungen für A- und B-Post-Einzelsendungen sowie für das Postfach-Angebot und für die Zustellung von Gratiszeitungen.

Massnahmen im Umfang von 20,8 Millionen Franken dürfen umgesetzt werden. Sie seien unter anderem aufgrund von Kostensteigerungen, internationalen Vorgaben und Angebotsharmonisierungen in diesen Bereichen nötig, so der Preisüberwacher. Teurer werden ab 2026 beispielsweise B-Post-Massensendungen, unadressierte Sendungen und Pakete. (awp/mc/ps)

Schweizerische Post

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