Artur P. Schmidt: Deutsche Bank – Betrug aus Leidenschaft

Artur P. Schmidt: Deutsche Bank – Betrug aus Leidenschaft

Wird Ex-Deutsche-Bank Chef Josef Ackermann von seiner Vergangenheit eingeholt?

Von Artur P. Schmidt

Totales Missmanagement
Alfred Herrhausen, einer der besten deutschen Manager aller Zeiten und ehemaliger Primus der Deutschen Bank, würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er mitbekäme, was aus dem einstigen deutschen Vorzeigeinstitut geworden ist. Die scheinbar kriminellste Bank Deutschlands ist überall dort vertreten gewesen, wo am meisten abgezockt wird. Ob Immobilienblase in den USA, Steuerhinterziehung, Bilanzmanipulation, Geldwäsche, Unterschlagung, Libor-Skandal oder Umweltzertifikatebetrug: Deutschbanker waren immer an vorderster Front dabei, wenn es um Abzocke und Kundenbetrug ging. Wie eine Bank, die einst zum Wegbereiter des Aufstiegs der deutschen Industrie wurde, so tief sinken konnte, lässt sich nur mit totalem Missmanagement und miserabler Personalauswahl bei den Führungskräften erklären. Dass ausgerechnet Josef Ackermann in der Finanzkrise zu Merkels Berater wurde, der Mann mit dem Siegeszeichen im Gerichtssaal, hat den Bock endgültig zum Gärtner gemacht. Es ist in etwa so, wie wenn man Madoff zum amerikanischen Finanzminister ernannt hätte, was nicht heisst, dass Geithner ihm in nichts nachsteht. Wie wir wissen musste sich Joe Ackermann 2004 im Mannesmann-Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf wegen Untreue verantworten, was er mit unglaublicher Arroganz damit kommentierte, dass «Deutschland das einzige Land sei, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden». Zwar wurde er zunächst freigesprochen, wogegen die Staatsanwaltschaft jedoch Revision einlegte. Der Schaden für sein Image war jedoch irreversibel, als das Verfahren 2006 nur gegen Geldauflagen von 3,2 Millionen Euro eingestellt wurde. Der Deal war offensichtlich, er konnte sich im Rahmen eines Finanz-Deals von einer Vorstrafe freikaufen, die ihn den Job als Bankvorstand gekostet hätte.

Ackermanns Mafiapraktiken
Was in den letzten Wochen bekannt wurde – im Übrigen während der Amtszeit eines Joe Ackermann verbrochen – ist eine neue Form von Wirtschaftskriminalität ganz im Sinne von Al Capone, die eigentlich den ehemaligen schweizerischen Vorstandsvorsitzenden für Jahre hinter Gittern bringen müsste. Kein anderer als Ackermann ist verantwortlich für den exzessiven Wirtschaftsbetrug, den die Bank in den letzten Jahren begangen hat. In der deutschen Wirtschaftsgeschichte ist es wohl einzigartig, wie die grösste deutsche Bank im Rahmen einer Razzia vorgeführt wurde. Tiefer kann der Fall des Images nicht mehr sein. Immer offensichtlicher werden die Praktiken einer Bank, die sogar in Kauf genommen hat, ihre eigenen Kunden über den Tisch zu ziehen, um eine Eigenkapitalrendite von mindestens 20% anzustreben. Rendite über alles, Betrug aus Leidenschaft! Es dürfte wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Deutschland ein offizielles Auslieferungsgesuchen für den Finanzjongleur Ackermann einreichen wird. Damit dürften auch seine Tage als Präsident der Zurich Insurance Group gezählt sein. Sollte er in Deutschland für seine frühere Tätigkeiten strafrechtlich belangt werden, ist er als Führungskraft in der Schweiz auch nicht mehr haltbar.

Entlassung des Top-Managements
Dass die Bank darüber hinaus möglicherweise ihre fatale Finanzlage durch Verschiebung fauler Kredite ausserhalb der Bankbilanz über Jahre hinweg verschleiert hat, ist eine neuartige moderne Form von Wirtschaftsbetrug, die insbesondere bei Banken als kreatives Accounting aktuell en vogue ist. Wie auch die US-Investmentbank Goldman Sachs, die gegen ihre eigenen Kunden wettete, scheint bei allen Führungskräften der Deutschen Bank ein starkes Betrugs-Gen in ihrer DNA zu existieren. Es kann deshalb nur eine Lösung geben: das gesamte Top-Management, Vorstand und alle vorbelasteten Aufsichtsräte müssen sofort geschlossen zurücktreten bzw. wenn sie es nicht tun, entlassen werden. Dass ein Finanzinstitut einen Unternehmer wie Kirch, der mit Herzblut ein Lebenswerk aufgebaut hat, mit einem dummen Satz ruinieren kann, ist die Spitze des Eisberges einer Bank, die nur noch als Zocker AG und Zombie Bank beschrieben werden kann. Kunden aller Länder vereinigt euch und empört euch über diese Bank, die scheinbar in ihrer eigenen Arroganz und Hybris gefangen auf allen Managementebenen unter einem vollständigen Realitätsverlust leidet.

Clint Eastwoods Ansatz: Hängt Sie höher!
Es ist eben nicht die Aufgabe einer Bank, Eigenhandel gegen die eigenen Kunden und Staaten zu betreiben, sondern durch das Kreditgeschäft insbesondere Unternehmern, aber auch Privatkunden Finanzierungsmöglichkeiten zu geben. Letztendlich werden Arbeitsplätze nur durch Innovationen, nicht jedoch durch Finanzderivate und Wettgeschäfte geschaffen. Die Virtualisierung der Banken hat zu einer Verschleierung ihrer wahren Absichten geführt. Nicht der Kunde oder der Aktionär steht seit Jahren im Vordergrund, sondern die Fokussierung auf Eigenkapitalrenditen, die Ausschüttung möglichst hoher Boni und die billigste Refinanzierung durch die Notenbanken mit nahezu null Prozent, um dann den Privatkunden Wucherzinsen von 11,5 % plus Überziehungszinsen von 6,5 Prozent (in Summe 18 %) in Rechnung zu stellen. Dem würde wahrscheinlich sogar Martin Luther zustimmen, der zum Zins folgendes sagte: «Der Zins ist ein in der Wolle gefärbter Dieb und Mörder». Gegenüber der heutigen Bankergeneration, die von Ivan Boesky und dem Film Wallstreet geprägt ist, waren die damaligen Bankmanager um Alfred Herrhausen Waisenknaben. Es bleibt zu hoffen, dass die Staatsanwälte die Courage haben, den gesamten Vorstand und alle verantwortlichen Aufsichtsräte der Deutschen Bank letztendlich vor Gericht zu stellen. Diese müssen persönlich mit Ihrem Vermögen für die Ausbeutung der Kunden und der Staaten haften und sie müssen mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt werden, jeder einzelne Täter ohne Ausnahme. Mitgegangen, mitgehangen!

Tiefer kann man nicht fallen
Nie in ihrer Nachkriegsgeschichte wurde die Deutsche Bank so gedemütigt wie durch die Grossrazzia, die sie in der vergangenen Woche hinnehmen musste. Die «Schwarze Witwe» im Netz der «Deutschland AG» hatte noch nie Skrupel, wenn es darum gegangen ist, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Als Cheflobbyistin in eigener Sache tritt die Bank gerne als Beraterin der Mächtigen in Politik und Wirtschaft auf, doch das Fazit ist, dass die Deutsche Bank durch Ihre vielen Fehleinschätzungen mittlerweile einen erheblichen Reputationsverlust erlitten hat. Dieser ist jedoch nicht durch böse Mächte von aussen an sie herangetreten, sondern durch eine fehlende ethische Geisteshaltung im Inneren. Wenn bei einer Bank die Gier das Gehirn aufgefressen hat, dann bei den Führungskräften der Deutschen Bank. Unter der Ägide von Josef Ackermann stand die rücksichtslose kurzfristige Gewinnmaximierung stets im Vordergrund. Jetzt muss die Bank diesem skrupellosen Treiben Tribut zollen. Als letzte Woche rund fünfhundert Staatsanwälte, Steuerfahnder und Kriminalbeamte die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt sowie Geschäftsräume in anderen Städten untersuchten, wurde wohl jedem Bürger endgültig klar, dass der Fisch in diesem Hause von oben stinkt. Es wird immer deutlicher, dass die Deutsche Bank  ihre Kunden als Patienten betrachtet, die für die Behandlung viel zu hohe Arzt-Gebühren bezahlen müssen, insbesondere wenn Sie Fonds der Deutschen Bank kaufen. Agio, Rückgabegebühren, Management Fees sowie Performanceabgaben reduzieren jährlich systematisch das Vermögen der Kunden und bereichern die Bank. Damit wird klar: wenn sich dieses Geldinstitut nicht vom Ausbeuter hin zu einem Vermögensvermehrer wandelt, hat die Deutsche Bank ihre Existenzberechtigung eigentlich schon jetzt verspielt. Der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats, Paul Achleitner, der als einziger nicht in die kriminellen Geschäfte verstrickt ist, muss jetzt die Initiative ergreifen, sonst wird er selbst unglaubwürdig. Er muss nicht nur die Aufklärung unklarer Geschäftsvorgänge energisch vorantreiben, sondern sich jetzt neue Vorstände suchen und einen radikalen Kulturwandel verordnen. Achleitner muss schnell handeln, insbesondere im Interesse der tausenden von Mitarbeitern der Deutschen Bank, die anständig ihre Arbeit leisten und in keine Affären verstrickt sind.

Die böse Bank
Ein Neuanfang mit frischen Köpfen ist dringend notwendig. Weder der zockende Anshu Jain, der die Bank im Rahmen der Finanzkrise tief in die roten Zahlen geritten hat, noch der angeblich so bodenständige Jürgen Fitschen sind weiter als Vorstände haltbar, insbesondere nachdem dieser im Rahmen seines Vetternwirtschaftsansatzes sogar den Ministerpräsidenten von Hessen zu beeinflussen suchte. Der schlechteste «Aussenminister», den die Deutschen Bank je hatte, wird abtreten müssen und kann sein Amt als künftiger Präsident des deutschen Bankenverbands BdB wohl jetzt schon abschreiben, da er eine schwere Belastung für diese Organisation wäre. Seine Amtszeit darf nicht einmal eine Millisekunde betragen. Sein arrogantes Handeln zeigt den Sumpf der versteckten Netzwerke in der Bananenrepublik Deutschland, die durch Kumpanei und Filzokratie versuchen, ihre Branchen-Interessen gegen die Bürger durchzusetzen. Die grösste deutsche Ponzi-Bank sollte von Staats wegen geschlossen werden, wenn sie nicht bereit ist, sich zu wandeln und wieder zu einer Basis der Finanzierung für Unternehmertum zu werden. Die unsägliche Allianz einer Kanzlerin Merkel, die sich womöglich von kriminellen Bankern beraten liess, anstatt unabhängige Experten heranzuholen, zeugt leider auch von ihrer eigenen Inkompetenz in Krisenzeiten. Das Aussitzen einer Bankenkrise und das Verhindern von schnellen Reformen war letztendlich auch ein Hauptauslöser für die Finanzierungkrise vieler Staaten, die anschliessend zu einer Eurokrise führte. Im Nachhinein muss wohl konstatiert werden, dass ein Untergang aller fehlgeleiteter Banken dem deutschen Steuerzahler 400 Milliarden Euro eingespart hätte – Geld, das besser in einen europäischen Infrastruktur-Marshallplan und die Bildung geflossen wäre, anstatt den Bankstern auch noch die Refinanzierung ihres Schattenbankensystems zu ermöglichen. Die Deutsche Bank braucht keine «Bad Bank», um Schieflagen auszugliedern, sie ist in ihrer ureigenen Form eine «Bad Bank», ja sogar eine «Evil Bank», die moralisch völlig degeneriert erscheint, wie nicht zuletzt die Vernichtung belastender E-Mails zeigte. Entweder Sie begreift, dass man so nicht weitermachen kann und weder Peanuts-Fetischisten oder Rufschänder zu Vorständen macht, oder Sie hat ihre eigene Existenzgrundlage endgültig verspielt. Das Versagen der Deutschen Bank lässt jetzt die Commerzbank jubeln, wird doch ihr neuer Werbeslogan in seiner ganzen Bedeutung sichtbar: Braucht Deutschland noch eine Bank, die so weitermacht wie die Deutsche Bank? Die Antwort überlassen wir besser dem Leser! Aber auch die Medien müssen endgültig begreifen, dass man Fitschen, Ackermann, Kopper, Breuer & Co. keine Bühne mehr zur Selbstdarstellung geben darf. Die Maischberger Lobby und die Henkel Connection habe ebenso abgewirtschaftet. Game over! Neue Köpfe braucht das Land!

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Über Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com, www.wallstreetcockpit.com, www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH. Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

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