Belvédère Asset Management Marktperspektiven: Besser als erwartet, schlimmer als befürchtet

Belvédère Asset Management Marktperspektiven: Besser als erwartet, schlimmer als befürchtet
Thomas Heller, CIO Belvédère Asset Management. (Bild: Belvédère AM)

Aktueller Quartalsbericht von Thomas Heller, Belvédère Asset Management

Thomas Heller blickt auf das erste Quartal dieses Jahres zurück: «Konjunktur und Finanzmärkte hielten sich im ersten Quartal besser als erwartet. Um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse stand es hingegen schlechter als befürchtet, was zu einer echten Bankenkrise hätte führen können. Zuletzt haben sich die Wogen zwar etwas geglättet. Für Euphorie besteht jedoch kein Anlass.»

Sie finden nachstehend seinen Leitartikel in voller Länge und hier als PDF das ganze Dokument, das u.a. kurze Kommentare zu ausgewählten Anlagethemen enthält:

Zinsen
Der schwierige Job der Fed: Inflationsbekämpfung ohne die Banken weiter in Bedrängnis zu bringen. Der Zinserhöhungszyklus neigt sich dem Ende zu, Hoffnungen auf baldige Senkungen in den USA werden enttäuscht werden.

Aktien
Probleme im Bankensektor treffen auf sinkende Gewinnerwartungen und immer noch relativ hohe Bewertungen. Grosse Sprünge wird es an den Aktienmärkten vorerst nicht geben.

Konjunktur
Die konjunkturellen Risiken haben in den USA zugenommen. Die Gefahr einer Rezession ins Jahr 2024 hinein wächst.

Quartalsbericht
Die nackten Zahlen sprechen eigentlich eine deutliche Sprache: Es war ein gutes erstes Quartal, besser als man erwarten konnte. Von der befürchteten Rezession ist bislang – trotz aller Risiken – nichts zu sehen. Zu milde war der Winter, zu stark der Arbeitsmarkt und in der Folge der Konsum. Aber auch für Anleger war es ein guter Jahresauftakt. Praktisch alle Anlageklassen lagen im Plus, teilweise deutlich. Amerikanische und deutsche Staatsanleihen legten um 3% bzw. 2.5% zu, Schweizer Eidgenossen gar um mehr als 4%. Noch besser sieht es auf der Aktienseite aus. Von der Schweiz (SPI +5.9%) über die Eurozone (EuroStoxx +12.0%) und die USA (S&P500 +7.5%) bis hin zu Japan (Topix +7.1%) und Asien (MSCI Asia ex Japan +4.3%) legten alle wichtigen Märkte zu.

Eine gewisse Erholung war nach dem miserablen Anlagejahr 2022 zwar zu erwarten gewesen, das Ausmass hat allerdings überrascht. Die Aktienrally und der Rückgang der langfristigen Zinsen im Januar waren massgeblich geprägt von der Erwartung, die Notenbanken – allen voran die amerikanische Fed – würden ihren Zinserhöhungszyklus früher beenden und im Jahresverlauf die Leitzinsen womöglich bereits wieder senken. Als sich diese Hoffnungen zusehends zerschlugen, wich die Dynamik aus den Märkten. Es folgte ein turbulenter März. Es begann mit der Schieflage der vergleichsweise unbekannten amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) und endete mit der «Zwangsübernahme» der Credit Suisse (CS) durch die UBS. Um beide Finanzinstitute stand es schlimmer als befürchtet und führte zu deren Untergang (vgl. Aktienbeitrag). Ohne das Eingreifen der Notenbanken und weiterer amtlicher Stellen hätte sich das Ganze zu einer echten Bankenkrise ausweiten können. Die Geschichte rund um die CS wird zwar ein politisches und juristisches Nachspiel haben. Für die Märkte ist sie hingegen wohl ausgestanden. Im US-Bankensektor ist zuletzt etwas Ruhe eingekehrt, ganz vom Tisch sind die Risiken allerdings nicht. Das Quartalsende verdeutlichte dennoch einmal mehr, wie schnell die Anleger vergessen. Die Turbulenzen im Finanzsektor haben erneut die Erwartung geweckt, die Fed würde bereits im Juli mit Zinssenkungen beginnen. Diese Zinsphantasie hat wiederum die Aktienmärkte beflügelt und für einen versöhnlichen Quartalsabschluss gesorgt.

Wie geht es weiter? Trotz der insgesamt positiven Marktentwicklung im ersten Quartal herrscht keine Euphorie. Die Stimmung wirkt angeschlagen. Gibt es keine weiteren «Unfällen» à la SVB oder CS, halten wir an unserer bisherigen Einschätzung fest: Die Wachstumsabschwächung setzt sich fort, es kommt aber zu keiner Rezession – zumindest nicht in diesem Jahr. Die Inflation geht (langsam) zurück. Die Notenbanken werden die Leitzinsen bis zum Sommer ein letztes Mal erhöhen, zu Zinssenkungen – wie derzeit vom Markt erwartet – wird es hingegen nicht kommen. Für grosse Sprünge an den Aktienmärkten fehlen damit die Auslöser. Trotz aller Unruhen in den letzten Wochen gilt unser Anfang Jahr skizziertes Szenario für Konjunktur und Märkte somit weiterhin. Die Risiken sind allerdings gestiegen.(Belvédère Asset Management/mc/ps)

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