BlackRock: Weihnachten kommt nicht so früh – EZB bleibt „hawkisher“ als der Markt

BlackRock: Weihnachten kommt nicht so früh – EZB bleibt „hawkisher“ als der Markt
Ann-Katrin Petersen, Chief Investment Strategist bei BlackRock. (Bild: BlackRock)

Kommentar von Ann-Katrin Petersen, Kapitalmarktstrategin bei BlackRock, zum ECB Meeting

Weihnachten wurde im Euroraum nicht früher eingeläutet. Auf der heutigen Sitzung deutet die EZB an, dass Zinssenkungen wahrscheinlich nicht bereits im nächsten März erfolgen werden, wie der Markt hofft. Noch ist die EZB nicht bereit, den Sieg in ihrem Kampf gegen die Inflation zu erklären.

Dennoch bleiben die Weihnachtsstrümpfe nicht ganz leer: 2024 wird das Jahr der Zinswende sein, und Präsidentin Lagarde schloss Zinssenkungen im ersten Halbjahr 2024 nicht ausdrücklich aus. Darüber hinaus hat die EZB zwar angekündigt, dass sie die quantitative Straffung früher als erwartet beschleunigen werde, das Tempo wird jedoch moderat ausfallen und erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 beginnen.

Wir gehen davon aus, dass die Gesamtinflationsrate im Jahr 2024 auf das EZB-Ziel von 2% sinken oder sogar vorübergehend darunter fallen wird, da die Auswirkungen des Energieschocks des letzten Jahres nachlassen. Die meisten Inflationsmessgrössen haben sich stärker als erwartet abgeschwächt und die Wirtschaftstätigkeit bleibt gedämpft, was sich auch in den überarbeiteten Prognosen der EZB widerspiegelt.

Aber das ist immer noch keine Rückkehr zur Welt, wie wir sie kannten. Aufgrund des Arbeitskräftemangels und der gedämpften Produktivität wird der unterliegende Inflationsdruck anhalten. Lohnabschlüsse werden unserer Meinung nach von entscheidender Bedeutung sein, und es wird wahrscheinlich bis zu den Lohnverhandlungen im Frühjahr 2024 dauern, bis die „datenabhängige“ EZB zuversichtlich ist, dass die Inflation dauerhaft auf 2% zurückkehrt.

Wir erwarten eine anhaltende Volatilität an den Anleihemärkten und bleiben bei unserer taktisch neutralen Haltung gegenüber Staatsanleihen des Euroraums. Eine Ausweitung der Spreads von Peripherieanleihen bleibt ein Risiko. Die Rallye am Anleihenmarkt beruht auf anhaltend schwächeren Makrodaten, dem Ausbleiben unerwarteter weiterer Fortschritte bei der Inflation und einer noch stärkeren Haushaltskonsolidierung im Euroraum als derzeit erwartet, was zu einem geringeren Anleihenangebot führt.

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