Die Sicht des Raiffeisen Chefökonomen: Helden des Alltags

Die Sicht des Raiffeisen Chefökonomen: Helden des Alltags
Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. (Bild: Raiffeisen)

Es gibt sie noch, die stillen Helden des Alltags. Sogar zu Tausenden. Sie wirken im Stillen, Woche für Woche, und sind so bescheiden, dass man von ihrem wertvollen Tun nur wenig erfährt. Sie tun dies auch bei Kälte oder Regen, ein-, zwei- oder gar dreimal die Woche.

von Fredy Hasenmaile, Chefökonom Raiffeisen

Die Rede ist von den Tausenden von Trainern und Trainerinnen von junger Sportmannschaften. Sie erhalten weder Medaillen noch Lohn, auch nicht übermässig Zuneigung oder Ruhm. Und doch leisten sie mit viel Herzblut einen unschätzbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie sind meine Helden und von ihnen will ich an dieser Stelle berichten.

Das Spielfeld ist mehr als nur ein Ort, an dem der Ball hin und her rollt oder fliegt. Es ist eine Arena, in der sich junge Menschen sportlich, aber auch persönlich entwickeln. Sport ist nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch eine Plattform, auf der Jugendliche lebenswichtige Werte wie Teamarbeit, Disziplin, Respekt und Fairplay lernen. Trainerinnen und Trainer entwickeln dabei nicht nur sportliche Fähigkeiten, sondern formen auch Charaktere.

Sie sind Mentorinnen und Mentoren, die den Jugendlichen beibringen, wie man mit den Wendungen des Lebens umgeht, wie man Siege erringt und wie man Niederlagen verarbeitet. Sie sind dabei zum einen Trainer, zum anderen aber auch Ersatzeltern, Förderer, Lehrer, Mentoren und zuweilen auch einfach ein guter Zuhörer. Sie zeigen den Jungen, dass aufgeben nicht infrage kommt, dass das Miteinander mehr bringt als das Gegeneinander, dass man Niederlagen akzeptieren muss und trotzdem wieder aufstehen kann, dass das Erleben von Höhen und Tiefen uns zu dem macht, was wir sind.

Sie integrieren die Gashis, die da Silvas und die Berishas und geben ihnen Selbstvertrauen. Und vielleicht werden daraus Xhakas, Embolos, Akanjis und Kambundjis. Ja, auch das Träumen darf man jungen Sportlern beibringen. Sportmannschaften sind oft ein Spiegelbild der Gesellschaft. Trainerinnen und Trainer schaffen Umgebungen, in denen Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer körperlichen Fitness gleichermassen willkommen sind. Wo es in erster Linie auf Leistung und Können ankommt. Sportvereine bewirken allerdings nicht nur eine Integration zwischen den ausländischen und den einheimischen Jugendlichen, sondern auch zwischen Individuum und Gesellschaft. Das ist in einer vermeintlich oder tatsächlich hoch individualisierten Gesellschaft, in der soziale Bindungen erodieren, umso wichtiger.

Was leitet diese Menschen an, die Freiwilligenarbeit in einem Sportverein leisten? Was macht die Faszination dieser Tätigkeit aus und woher nehmen sie die Kraft, neben dem herausfordernden Alltag noch diese Arbeit zu verrichten? Von ihren Schützlingen werden sie in den seltensten Fällen geliebt, aber zumeist respektiert. Mit stillem Dank für die Zeit und die Aufmerksamkeit, die ihnen geschenkt werden, und leichter Irritation vielleicht über die Selbstlosigkeit der Coaches. Immerhin opfern diese zahllose Stunden. Mit zweimal Training pro Woche und je nach Saison einem Spiel am Wochenende kommen rasch ein halber oder – mit Vorbereitungszeit der Trainings – ein ganzer Tag zusammen. Ausschlaggebend für die Motivation der Coaches von Kindern und Jugendlichen ist das Miterleben der Freude, mit der die Kleinen bei der Sache sind. Diejenigen, die Kinder haben, wissen, wovon ich rede.

In der ansteckenden und unschuldigen Freude von Kindern, ihrer Begeisterungsfähigkeit und Neugierde steckt so viel Erbauliches. In ihrer Freude liegt eine Zeitlosigkeit, eine Unbeschwertheit, die uns daran erinnert, dass das Leben trotz seiner Herausforderungen eine Fülle von magischen Momenten bereithält. Bald ist Weihnachten, und was wäre Weihnachten ohne die glänzenden Kinderaugen? Doch auch die tiefe Zufriedenheit, etwas Sinnvolles zu tun und der Gesellschaft etwas zurückzugeben, ist neben der Freude an der Zusammenarbeit mit anderen Menschen in einer Organisation ein häufiger Beweggrund. Den tiefen Dank der Eltern eingeschlossen, die um die Opfer der Coaches wissen.

In einer Welt, in der die Jugendlichen vor zahlreichen Herausforderungen stehen, sind Trainerinnen und Trainer unschätzbare Wegbereiter. Ihre Hingabe und ihre Fähigkeit, junge Menschen zu inspirieren und zu formen, tragen dazu bei, starke, selbstbewusste und verantwortungsbewusste Mitglieder der Gesellschaft zu schaffen. Ihre Tätigkeit ist mehr als nur das Coaching auf dem Spielfeld – sie ist eine Investition in die Zukunft. Daher verdienen diese Mentorinnen und Mentoren unsere höchste Anerkennung für die unsichtbare, aber unschätzbare Arbeit, die sie für die Entwicklung unserer Jugendlichen leisten. Ich möchte an dieser Stelle all diesen Menschen Danke sagen. Ihr seid meine Heldinnen und Helden. Und wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, das nächste Mal jemandem von ihnen begegnen, ziehen Sie den Hut und zeigen Sie diesen Menschen Respekt. So können wir ihnen etwas zurückgeben.

Ich wünsche Ihnen und speziell natürlich den Trainerinnen und Trainern schöne Weihnachten. Tanken Sie Kraft, laden Sie Ihre Batterien auf – und bitte machen Sie weiter. (Raiffeisen/mc)

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