Firmen leihen sich vermehrt Geld von privaten Investoren

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(Foto: FotolEdhar - Fotolia.com)

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Basel – Der Markt für privat platzierte Unternehmensanleihen boomt. Das Volumen des sogenannten Direct Lending hat sich in Europa innerhalb von zehn Jahren verfünffacht, wie eine Studie des Baslers Beratungsunternehmens Remaco zeigt.

Bei der Finanzierung von Unternehmen gibt es seit längerem einen klaren Trend. Der Anteil der Bankkredite nimmt kontinuierlich ab. So ist er in der Eurozone zwischen 2008 und 2014 von 78 auf noch 58% gesunken. Die gleiche Entwicklung gibt es auch in der Schweiz. Gemäss einer Umfrage des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) sank zwischen 2010 und 2012 der Anteil der bei Banken beantragten Finanzierungen von 79 auf 63%.

Deutlich angestiegen sind demgegenüber die Finanzierungen über den Markt, wobei vor allem Anleihen kräftig zugelegt haben, die nicht an der Börse gehandelt werden. 2015 betrug das Emissionsvolumen dieser von grossen Investoren direkt gekauften Anleihen in Europa rund 200 Mrd CHF. 2005 waren es erst 36 Mrd. Der Anteil am gesamten Anleihenmarkt hat sich in diesem Zeitraum von 10 auf 30% erhöht.

Bei Unternehmen und institutionellen Investoren wird das Private Lending demnach immer beliebter. Für den Boom auf der Nachfrageseite liefert das Baslers Beratungsunternehmens Remaco mit einer am Mittwoch publizierten Studie eine Erklärung.

Höhere Rendite
Für die Investoren seien privat platzierte Anleihen gegenüber öffentlich platzierten nicht nur sicherer, sondern auch noch rentabler, kommt Remaco zum Schluss. So beträgt die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit bei einer privat platzierten mittelfristigen Anleihe (5 bis 10 Jahre) 1,46%, bei einer öffentlich platzierten dagegen 1,78%.

Auch beim Coupon, beim Zins, schneiden die privat platzierten Anleihen gemäss der Studie besser als die öffentlich platzierten ab. Deren Rendite liegt im Durchschnitt bei Anleihen mit einem hohen Rating um 1,45 Prozentpunkte höher. Das ergab die Analyse von 8’597 privaten und öffentlichen Emissionen in Europa, die zwischen 2006 und 2015 getätigt wurden.

Mit Hinweis auf den herrschenden Anlagenotstand sieht Remaco darum auch in der Schweiz eine neue Ära anbrechen. Bis jetzt hätten die Schweizer Unternehmen das Potenzial für privat platzierte Anleihen nicht ausgenützt, lässt sich Pascal Böni in der Mitteilung zur Studie zitieren.

Aufgrund der neuen Regulierungen würden Banken jedoch immer zurückhaltender bei der Kreditvergabe. «Dieser Trend dürfte in Zukunft weiter zunehmen und zusammen mit dem aktuellen Tiefzinsumfeld der Nachfrage nach Direct Lending in der Schweiz Auftrieb verleihen.» (awp/mc/pg)

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