St. Gallen – Sie stellen rund 88% aller Unternehmen, rund 64% aller Arbeitsplätze und 60% des BIP. Und dennoch erfahren diese Unternehmen erst seit kurzem ihre gebührende Beachtung in der Betriebswirtschaftslehre. Diesem Manko begegnet die HSG nun mit der Errichtung eines eigenen Family Business Lehrstuhls.
Obwohl Familienunternehmen die wohl älteste Organisationsform darstellen, schien sich kaum jemand für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu interessieren – bis jetzt. Dem entgegnet nun die HSG mit der Errichtung eines eigenen Lehrstuhls für Familienunternehmen, welcher sich systematisch in Forschung, Lehre und Transfer dem Thema widmet.
Lehrveranstaltungen zu Nachfolge und Unternehmertum
Ausschlaggebend für die Errichtung des Lehrstuhls ist einerseits die überwiegende Bedeutung von Familienunternehmen in der Schweiz und weltweit. Zudem finden sich unter den Studierenden der HSG viele Jugendliche aus Unternehmerfamilien, welche sich mit der Frage befassen, ob sie einmal in den elterlichen Betrieb einsteigen wollen. Aus diesem Grund bietet das Center for Family Business der Universität St. Gallen (CFB-HSG), an welchem der Lehrstuhl von Thomas Zellweger angesiedelt ist, unter anderem Lehrveranstaltungen zum Nachfolge und Unternehmertum an.
Wichtige Stellung der Forschung
Auch in der Forschung widmet sich der Lehrstuhl relevanten Themen, wie zum Beispiel der Frage, was (Familien-)Unternehmen langfristig, das heisst über Generationen hinweg, erfolgreich macht – ein Thema das gerade auch für Nichtfamilienunternehmen von Interesse ist. Auch wird die Frage untersucht, wie nichtfinanzielle Ziele oder eine langfristige Orientierung mit dem finanziellen Erfolg im Zusammenhang stehen. Spannend ist in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass rund 37% aller börsennotierten Unternehmen in der Schweiz durch Familien kontrolliert werden. Oder es wird untersucht, was die Erfolgsfaktoren von familieninterner wie externer Nachfolge sind.
Auch Unternehmerfamilien Motoren einer freien Marktwirtschaft
Über einzelne Fragestellungen hinaus geht es dem Lehrstuhl darum zu zeigen, dass nicht nur einzelne Unternehmer, sondern eben auch Unternehmerfamilien, die Motoren einer freien Marktwirtschaft sind. Dieses Vorhaben respektive der Family Business Lehrstuhl an der HSG wir zur Hälfte durch das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young im Rahmen ihrer Global Family Business Initiative finanziert.
Porträt Prof. Dr. Thomas Zellweger
Der Lehrstuhl wurde auf den 1. August 2011 mit Prof. Dr. Thomas Zellweger besetzt. Er ist in Weinfelden, Kanton Thurgau, aufgewachsen, hat an der Universität St. Gallen und an der Université Catholique de Louvain (Belgien) studiert. Nach zwei Jahren im Investment Banking bei Derivative, Brüssel, doktorierte er an der Universität St. Gallen im 2006, wo er sich im 2010 habilitierte. Thomas Zellweger ist Research Fellow am Babson College, Boston, war Gastprofessor an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, und ist ständiger Gastprofessor an der Universität Witten / Herdecke, Deutschland. Seine Forschungsarbeiten wurden in führenden Fachzeitschriften wie Organization Science, Journal of Business Venturing, Entrepreneurship Theory & Practice sowie Strategic Entrepreneurship Journal publiziert. Thomas Zellweger ist Mitglied dreier Verwaltungsräte mittelständischer Familienunternehmen. (Universität St. Gallen/mc/pg)
