Langfristige Lungenschäden nach Covid-19-Erkrankung

Langfristige Lungenschäden nach Covid-19-Erkrankung
(Photo by Martin Sanchez on Unsplash)

Bern – Eine gesamtschweizerische Studie unter der Leitung des Inselspitals, Universitätsspital Bern und unter Mitwirkung der Universität Bern stellt erstmals fest: schwere Covid-19-Erkrankungen können auch nach vier Monaten noch anhaltende Beeinträchtigungen der Sauerstoffaufnahme der Lunge zur Folge haben. Eine Langzeitbeobachtung und Behandlung dieser Patientinnen und Patienten ist wichtig und dringlich.

Bereits im Sommer 2020 berichteten verschiedene Studien von andauernden Symptomen und möglichen bleibenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Patientinnen und Patienten nach einer Covid-19-Erkrankung. Die hier vorgestellte Beobachtungsstudie hat zum Ziel, den mittel- und langfristigen Krankheitsverlauf, insbesondere bezogen auf die Lunge, anhand klinischer Daten zu dokumentieren. Die Studie liefert wichtige Grundlagen für die klinische Betreuung von Covid-19-Langzeitpatienten weltweit.

Anhaltend verminderte Sauerstoffaufnahme
Die vorliegende erste Auswertung der «Swiss national Covid-19 lung study» nach vier Monaten zeigt besonders nach schweren Covid-19 Erkrankungen eine deutliche funktionelle Beeinträchtigung der Lunge. Noch 4 Monate nach der Infektion vermindert eine schwere Covid-19-Erkrankung die Sauerstoffaufnahme der Lunge im Durchschnitt um einen Fünftel gegenüber dem erwarteten Wert einer gesunden Person.

Auch die systematische Auswertung der computertomografischen Lungenaufnahmen weist auf Beeinträchtigungen hin. Prof. Lukas Ebner, Leitender Arzt und Leiter Thorax-Bildgebung am Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie erläutert: «Obwohl die Darstellung der initialen Covid-19-Pneumonie im bildgebenden Verfahren relativ charakteristisch ist, sind die mittel- und langfristigen radiologischen Manifestationen derzeit noch nicht ausreichend verstanden. Neben Schädigungen des Lungengewebes, die auf Folgen der schweren Pneumonie zurückgeführt werden können, indiziert das CT-Bild auch eine mögliche Beteiligung der kleinen Atemwege, die nach Covid-19 ein ziemlich charakteristisches Bild ergibt. Unser interdisziplinärer Zugang zeigt, wie wichtig es ist, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen und dabei sowohl die zeitliche Entwicklung radiologischer, klinischer und funktioneller Parameter zu untersuchen, um mögliche Schäden durch Covid-19 in der Lunge zu verstehen.»

Für die erste nationale Studie zur Langzeitentwicklung der Lunge nach Covid-19 wurden die Daten von 113 Patientinnen und Patienten ausgewertet. 66 wiesen einen schweren bis kritischen und 47 einen milden bis mässig-schweren Verlauf auf. Erhoben wurden Daten zur die Lungenfunktion (inkl. Atemmuskelkraft), die Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO), ein 6-Minuten-Gehtest, sowie CT-Aufnahmen der Lunge. Bekannte Risikofaktoren wie BMI, Rauchen, Alter und Vorerkrankungen etc. wurden ebenfalls erfasst.

Langfristige Begleitung nach Covid-19-Erkrankung
Die nachgewiesenen Veränderungen der Lunge sind ein deutliches Warnsignal. Eine Covid-19-Erkrankung ist nach einer Akutphase längst noch nicht überwunden. Die Einschränkungen werden durch die zusätzlich beschriebenen neurologischen und kardiovaskulären Befunde noch verstärkt. Die Forschenden der «Swiss national Covid-19 lung study» weisen mit Nachdruck darauf hin, dass Patientinnen und Patienten auch nach der Akutphase von Covid-19 dringend medizinisch in Kompetenzzentren multidisziplinär betreut und begleitet werden müssen. Prof. Thomas Geiser, Mitinitiator der Studie und neuer Direktor für Lehre und Forschung der Insel Gruppe, betont: «Covid-19 stellt sehr hohe und teils neue Anforderungen an unsere Forschungstätigkeit. Ein grosser Zeitdruck zusammen mit einer Krankheit, die zahlreiche Organsysteme irreversibel beeinträchtigen kann, zwingt uns zu neuen Arbeitsformen. Wir fokussieren auf innovative Forschungsansätze, die rasch umsetzbar sind. Im vorliegenden Projekt sind die schnell etablierte, multizentrische und interdisziplinäre Zusammenarbeit und der mittel- bis langfristige Beobachtungshorizont hervorzuheben.» (Universität Bern/mc/pg)

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