Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Da geht einem die Pumpe!

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Da geht einem die Pumpe!
Kann er Physik? Beim deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck gehen die Meinungen auseinander.

Von Robert Jakob

Sie ist in fast allen Industrieländern in aller Munde. Gemeint ist die Alternativheizung Wärmepumpe. Ein Blick zu den Nachbarn lohnt sich, um zu lernen, was man alles so falsch machen kann.

Deutschland wollte per Gesetz die Umwelt schonen und scheitert erst einmal krachend. Denn die willkürliche Festlegung auf fixe Prozentzahlen und Zwangsmassnahmen bei der Heizungserneuerung berücksichtigte nicht die Komplexität der Aufgabenstellung. Böse Zungen behaupten, ein Philologe wie Robert Habeck könne keine Physik. Philologie und Physik müssen sich eigentlich nicht ausschliessen. Aber das geplante Gesetz, welches ab Januar 2024 unter anderem vorsah, dass jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll, ist mit der heissen Nadel gestrickt und wird von allen Seiten als unausgegoren kritisiert. Jetzt ist der neueste Stand, dass das Gesetz nur dort gelten soll, wo eine «kommunale Planungsordnung» vorliegt. Auf das bis zur Sommerpause weitergestrickte Bürokratiemonster dürfen sich die Deutschen schon jetzt freuen.

Zahlreiche Details im deutschen Heizungsgesetz sind unklar, darunter auch die Frage, wie und wie stark ein Heizungstausch künftig staatlich gefördert wird, denn die Bürger werden bereits seit Jahren durch allerlei Umweltsteuern und bürokratische Auflagen belastet. So sieht das neue Gesetz auch Kontrollen und drakonische Strafen vor. Die Ampelkoalition will es unbedingt durchpeitschen. Habecks Impetus «…dass wir unsere Wirtschaft so gestalten, dass sie den gemeinsamen Interessen dient und krisenfest wird», und dass Umwelt- und Klimaschutz ein Teil der Gesundheitsvorsorge sei, ist löblich. Aber leider erweisen sich seine Pläne als denkbar unbeliebt, und mit ihnen stürzen die Umfragewerte der Grünen weit hinter die der Nörgelpartei AfD (17% der Deutschen würden nach neusten Umfragen AfD wählen) ab. Kommt hinzu, dass die Grünen ihre «Herzensangelegenheit» Klimawende mit der unerträglichen Attitüde der Volkserzieherin vortragen. Alternative Heizungssysteme braucht es, aber nicht aus der bürokratischen Wundertüte.

Besserwisserei auf schwachem naturwissenschaftlichem Fundament
Mag man der im neuen Gesetz vorgesehen Pflicht, ungedämmte Heizungsrohrleitungen zu isolieren, noch etwas abgewinnen, so stösst die Möglichkeit, eine Mieterhöhung bei Austausch einer Heizung durch eine Wärmepumpe ab einer Arbeitszahl von 2,5 zu erlauben, für Raunen unter Experten. Erst ab drei gewonnenen KWh pro eingesetztem KWh beginnt sich eine Wärmepumpe zu lohnen.

Diese sogenannte Arbeitszahl (oder Wirkungsgrad) wird aber genau in den nächsten Jahren das Problem sein. Strom verbrauchen, um günstig Wärme herzustellen, wird dann zum Fiasko, wenn der Preis des Stroms, mit dem die Pumpen betrieben werden müssen, explodiert. Wenn es viel Strom braucht, um etwas mehr Strom zu erzeugen, wird es eng werden. Genau dieses Ungemach droht in den nächsten Jahren in Deutschland in dramatischem Ausmass. Denn die im Moment wegen der Rezession und der russischen Notverkäufe stark gefallenen generellen Energiepreise werden nachfragebedingt mittelfristig wieder ansteigen.

Kohle, Gas und Kernenergie als Erzeuger machten im ersten Quartal 2023 in Deutschland mit 51,4 Prozent weiterhin mehr als die Hälfte des Strommixes aus. Die erneuerbaren Energien werden aber nur in Trippelschritten an ihre Stelle treten können. Es droht Stromknappheit, denn nichts ist umsonst. Bei den externen Kosten der Stromerzeugung muss der Landverbrauch der Solarflächen und Windkraftanlagen und ihrer Leitungsinfrastruktur mit einberechnet werden. Solange das nicht eingeplant wird, ist die Energiewende Augenwischerei. Die deutsche Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, fünf Jahre früher als die Schweiz.

Dabei wird das Pferd sprichwörtlich von hinten aufgezäumt. Die Ölheizungen und die Benzinautos werden fleissig gegen Wärmepumpen und Elektroautos ausgetauscht; danach erst macht man sich Gedanken, woher die dafür benötigte wundersame Stromvermehrung kommen soll. Ausbau des Stromnetzes und neue Stromspeicher für die Energiewende kosten zusätzlich Abermilliarden. Bis die immens kleinteilige Infrastruktur bereit steht, müssen Übergangstechnologien parallel hochgefahren werden, was die Kosten wegen Doppelspurigkeit weiter in schwindelerregende Höhen treibt und parallel die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie schädigt.

Die Wärmepumpen als seligmachende Weisheit letzter Schluss zu verkaufen, scheitert allein am Wirkungsgrad, selbst wenn Verbraucher sich für eine Erdwärmepumpe statt einer geräuschintensiven Luftwärmepumpe entscheidet. Dabei können die Kosten der physikalisch weit vernünftigeren Erdwärmesonde dummerweise schon mal im oberen fünfstelligen Frankenbereich zu liegen kommen. Besser wäre es, wenn die Politik gleichzeitig verstärkt auf Geothermie und Wärmeverbundnetze setzte. Wenn der Staat jetzt jedoch, wie von den Grünen beliebäugelt, die Anschlusspflicht verstärkt, haben die Versorger vollends frei Bahn, ihre Monopolpreise zu diktieren.

Wie man Förderungen in den Sand setzt
Wie man sich durch Blauäugigkeit ins Abseits manövriert, zeigt Italien. Mit einer 110-Prozent-Förderung hat die Regierung zwar Hunderttausende Haushalte zum Wärmepumpenkauf animiert. Die Preise sind dadurch aber durch die Decke geschossen (der ökonomische Schweinezyklus lässt grüssen!), und die 75 Milliarden Euro teure Subvention trocknete schnell aus. Die Pumpenhersteller waren es schliesslich, die einen guten Teil der Fördersumme durch Preisaufschläge einstreichen konnten.

Besser wäre es gewesen, die externen Kosten über den CO2-Preis abzuschöpfen. So aber subventioniert der Steuerzahler die Wärmepumpenindustrie. In Deutschland soll übrigens Ende 2023 die Klimatechniksparte des Marktführer Viessmann für zwölf Milliarden Euro an den US-Konzern Carrier Global verkauft werden. Ein wirtschaftspolitisches Eigentor, dass Habeck gerne durch «günstigere Preise» für die bald US-amerikanischen (und chinesischen) Wärmepumpen schönredet.

Grossbritannien ist derweil noch ehrgeiziger als Deutschland. Bis 2028 sollen die Einbauzahlen auf 600’000 Wärmepumpen pro Jahr gesteigert werden. Das wären 100’000 mehr als Deutschland, das seine Schlagzahl schon jetzt auf 500’000 festgelegt hat. Haushalte können in UK einen staatlichen Zuschuss von 5000 Pfund (knapp 5600 Franken) erhalten. Nur wenige Bürger wollen mitmachen. 2022 wurden gerade einmal 60’000 Wärmepumpen neu installiert. Ein Achtel weniger als in Italien. Zur allgemeinen Skepsis, wer denn all die Pumpen bauen soll, kommt vor allem eine Frage hinzu:

Wer soll sie bitte in Rekordzeit installieren? Kein Wunder, dass das Land des Schlangestehens in Europa Schlusslicht ist, was die Begeisterung für Wärmepumpen anbelangt.

Die Gesetze der Thermodynamik bleiben vollständig aussen vor, wenn Politiker die Zukunft träumen. Mein Herz, die berüchtigte «Pumpe», schlägt wie bereits einmal geschrieben, zwar grün, aber als ehemaliger Physik-Student verschlägt es mir die Sprache. Die deutschen Liberalen (FDP) geben sich «technologieoffen» und meinen, dass E-Fuels (Kraftstoffe, die aus Wasser und Kohlenstoffdioxid mittels elektrischer Energie hergestellt werden) gross im Kommen sind und die Lücke schliessen werden. Deren Wirkungsgrad ist aber noch unterirdischer als die der Luftwärmepumpe. Die Produktion von E-Fuels ist im Moment genauso eine Umweltsünde, wie die Beimischung von Ökoäthanol zu herkömmlichem Sprit.

Vor meinem geistigen Auge fährt da immer ein Bauer mit einem Riesendrescher durch die Maisfelder, pflügt die mit gigantischen Wassermengen hochgezogenen Ähren um und vergärt sie zu einem belanglosen Benzinzusatz, während in Mexikos Slums die Tortillas unerschwinglich werden.


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