Schweizer Firmen 2019 mit weniger Übernahmen

Schweizer Firmen 2019 mit weniger Übernahmen

Zürich – Schweizer Unternehmen und Investoren waren 2019 im Bereich Fusionen und Übernahmen weniger aktiv als im Jahr zuvor. Experten rechnen für das laufende Jahr mit einer stabilen Entwicklung.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr laut einer Studie des Beratungsunternehmens KPMG 402 sogenannte Mergers & Acquisitions-Deals mit Schweizer Beteiligung abgeschlossen. Das ist fast ein Fünftel weniger als im Jahr 2018. Besonders aktiv waren die Industrie, die Konsumgüter- sowie die Life Science- und Pharmabranche.

Das Transaktionsvolumen blieb mit 127 Milliarden US-Dollar aber fast gleich hoch (VJ 133 Mrd), was den zehn grössten Deals zuzuschreiben ist. Zusammen machten sie rund zwei Drittel der gesamten Transaktionssumme aus. «Deshalb ist das Volumen für den Aktivitätsbarometer nicht unbedingt relevant,» sagte Timo Knak, Leiter M&A von KPMG, am Donnerstag vor den Medien.

Einzelne Mega-Deals – wie im vergangenen Jahr die Abspaltung des Augenheilkunde-Spezialisten Alcon von Novartis im Wert von 31 Milliarden Dollar – könnten das Volumen erheblich beeinflussen.

Dass die Anzahl der Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Fünftel zurückgegangen ist, bereitet Knak kein Kopfzerbrechen: «2018 war ein unglaublich starkes Jahr.» So seien in den letzten Jahren immer etwa zwischen 300 und 400 Transaktionen durchgeführt worden: «Aus dieser Perspektive war 2019 ein sehr aktives Jahr.»

Schweizer Unternehmen im Ausland aktiver
Ein «Ausverkauf der Heimat» ist laut Knak in der Schweiz trotz hoher Übernahmeaktivität nicht zu befürchten. Während 2019 insgesamt 173 ausländische Firmen in Schweizer Hand übergingen, übernahmen Firmen aus dem Ausland nur 107 Schweizer Firmen.

Das liegt laut der KPMG-Studie an der hohen Liquidität von Schweizer Firmen, den robusten Bilanzen und dem günstigen Finanzierungsumfeld für Übernahmen und Fusionen. Besonders in Westeuropa würden sich Schweizer Unternehmen durch Zukäufe vermehrt Marktzugang verschaffen. Dieses Bild habe sich in den letzten Jahren konstant gezeigt und werde sich auch nicht so schnell ändern.

Bei nationalen Transaktionen, also Deals zwischen Schweizer Firmen, wurde gegenüber dem Vorjahr ein leichter Rückgang verzeichnet.

Pharma mit den höchsten Beträgen
Bezüglich der Anzahl Transaktionen hatte 2019 der Industriesektor mit insgesamt 73 Deals die Nase vorn. Das hängt laut Studie damit zusammen, dass die Schweiz über einen sehr grossen Industriesektor verfügt.

Die höchsten Transaktionssummen waren jedoch in der Pharma- und Life Science-Branche zu verzeichnen, deren Zukäufe und Übernahmen rund die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens ausmachten.

Gerade im Pharmasektor sei es wichtig, dass Unternehmen auf Innovation setzten, so Knak. «Weil die Entwicklung neuer Produkte in dieser Branche allerdings besonders zeit- und kostenintensiv sind, wird dieses Ziel häufig durch Zukäufe erreicht.» Deshalb sind auch die Transaktionssummen im Pharmabereich besonders hoch.

Etwas weniger Transaktionen und Fusionen, dafür insgesamt eine leicht höhere Transaktionssumme als im Industriebereich, erreichte die Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche.

2020 wird etwa ähnlich
«Für das aktuelle Jahr erwarte ich eine stabile Entwicklung», kommentierte Knak die Aussichten im Schweizer M&A-Markt für 2020. «Wir werden vermutlich wieder plus/minus 400 Transaktionen sehen.» Genauere Vorhersagen seien allerdings «Kaffeesatzlesen».

Mittelfristig könnten laut der Studie regulatorische Einschränkungen für geringere Aktivität im Bereich M&A sorgen. So beispielsweise eine Lex China, wie sie in der Schweizer Politik bekanntlich diskutiert wird. (awp/mc/pg)

KPMG

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