SGKB investment views: Der Franken wird entscheiden

SGKB investment views: Der Franken wird entscheiden
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank

Die SNB hat den Leitzins auf 0.00% gesenkt. Gleichzeitig hat sie den Zinssatz für die Giroguthaben der Banken über der Freigrenze auf -0.25% festgelegt. Damit hat sie faktisch wieder Negativzinsen eingeführt, ohne sie als solche zu bezeichnen. Auffallend war, wie die SNB in ihrer Medienmitteilung zum Zinsenentscheid das Wort Negativzinsen unbedingt vermeiden wollte. Die Geldmarktzinsen werden sich dennoch leicht unterhalb den angestrebten 0% bei rund –0.05% eipendeln. Die Frage ist nun, ob die SNB am Ende ihres Zinssenkungszyklus angelangt ist oder ob es sich nur um einen Zwischenstopp handelt und die Negativzinsen auch beim Leitzins nicht zu vermeiden sind.

Die Inflationsrate ist im Mai auf -0.1% gefallen, getrieben durch stark sinkende Preise der Importgüter. Der Anstieg des Frankens und ein tieferer Ölpreis sind die Treiber hinter dieser Entwicklung. Der deflationäre Druck der Importpreise wird nachlassen. Der Ölpreis ist nach dem Angriff auf den Iran wieder höher. Zudem wird der Basiseffekt zu einer Entlastung führen, sofern der Franken nicht immer stärker wird. Die Inflationsrate kann auch in den nächsten Monaten negativ bleiben. Einen Fall in einen Bereich, der der SNB Sorgen bereiten würde, wird es jedoch nicht geben. Das zeigt auch die Inflationsprognose, die die SNB veröffentlicht hat. Von der Wirtschaftsseite ist der Druck auch gering. Die Konjunktur ist nicht brillant, aber von einer Rezession weit entfernt. Zudem sind hohe Refinanzierungskosten aktuell für die Firmen wohl das kleinste Problem. Die amerikanischen Zolldrohungen, die wirtschaftliche Schwäche in Deutschland und ein starker Franken sind die Themen, die die Umsätze und die Investitionsentscheide der Unternehmen beeinflussen.

Wie reagiert die SNB auf eine Franken-Aufwertung?
Dass die geopolitische Unsicherheit abnehmen wird, ist nicht anzunehmen. Das Gleiche gilt für die konfrontative Politik der US-Administration unter Donald Trump. In diesem Umfeld wird der Franken als sicherer Hafen gesucht sein. Die SNB wird eine langsame Aufwertung des Frankens zulassen, aber auf eine Aufwertungs-Spekulation und starke Bewegungen der Währung reagieren müssen. Das wirksamste und letztendlich einzige Mittel dagegen sind Interventionen am Devisenmarkt. Für die Wirksamkeit solcher Interventionen ist es jedoch entscheidend, dass die SNB den Markt wissen lässt, dass sie dahintersteckt. Diesbezüglich war die SNB bisher sehr zurückhaltend, um den Amerikanern keinen Grund zu geben, die Schweiz als Währungsmanipulator zu klassieren. Die Alternative wäre, einer Frankenstärke mit noch tieferen Zinsen zu begegnen. Dazu braucht es aber mehr als «nur» eine Leitzinssenkung auf 0.25% und die Erfolgsaussichten sind trotzdem gering. Wer Angst hat oder auf einen Währungsgewinn mit dem Franken spekuliert, den interessieren Negativzinsen nur am Rande.

Ende der Zinssenkungen
Die Hemmschwelle, die Zinsen weiter zu senken, ist für die SNB hoch. Mit ihrer ansteigenden Inflationsprognose signalisiert sie, mit einer Nullzinspolitik die Inflationsrate in ihrem Zielbereich etablieren zu können. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Zinssenkungen der SNB für diesen Zyklus zu Ende sind. Dass der Kapitalmarkt diese Auffassung teilt, zeigt sich an der Struktur der Zinskurve, die recht steil ist.

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