SGKB investment views: Fremdwährungsobligationen sind nur auf den ersten Blick attraktiv

SGKB investment views: Fremdwährungsobligationen sind nur auf den ersten Blick attraktiv
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank.

Von Thomas Stucki, CIO St.Galler Kantonalbank

Der Zinserhöhungszyklus der Notenbanken nähert sich seinem Ende. Die letzten noch zu erwartenden Zinsschritte der EZB oder der SNB sind in den Renditen der Obligationen weitgehend eingerechnet. Die Gefahr, durch weitere starke Zinserhöhungen grosse Kapitalverluste auf den Obligationen zu erleiden, ist damit gesunken. Anlagen in Obligationen werden wieder zu einem Thema.

Anleihen in Schweizer Franken werfen eine Rendite von knapp 2% pro Jahr ab, praktisch unabhängig von ihrer Restlaufzeit. Wer Konzessionen bei der Schuldnerqualität in Richtung BBB macht, bekommt etwas mehr als 2%. Das ist höher als die aktuelle Inflationsrate und höher als die Verzinsung auf dem Konto oder bei einem Festgeld, aber vom Hocker reisst es einem nicht.

Höhere Rendite = höheres Risiko
Da kommt schnell die Frage auf, wo kann ich mit Obligationen mehr verdienen. Eine Möglichkeit ist, bei der Qualität des Schuldners noch grössere Konzessionen einzugehen. Mit High Yield-Anleihen oder im Börsenjargon «Junk Bonds», mit Anleihen aus den Emerging Markets oder mit Spezialkonstruktionen wie den mittlerweile weitherum bekannten AT1-Anleihen steht eine grosse Auswahl zur Verfügung. Allen ist gemeinsam, dass das Kreditrisiko der einzelnen Obligation gross ist. Eine breite Diversifikation der Schuldner ist daher zwingend nötig. Deshalb kommt für diese Anlagekategorien nur eine Investition über einen Anlagefonds in Frage.

Wer die zusätzlichen Kosten eines Anlagefonds scheut, der landet auf der Suche nach mehr Rendite rasch bei den Obligationen in fremder Währung. Die Rendite einer Obligation eines guten Schuldners in US-Dollar bewegt sich im Bereich über 5%. Für Anleihen in Britischen Pfund ist es sogar etwas mehr. Bei Anleihen in den beliebten Hochzinswährungen Australischer Dollar und Neuseeländischer Dollar liegen ebenfalls Renditen zwischen 4% und 5% drin. Im Vergleich zu den 2% der hiesigen Obligationen sind diese Anlagen auf den ersten Blick attraktiv.

Auch Fremdwährungsrisiken sind Risiken
Wie an den Finanzmärkten üblich, gibt es diese Zusatzrendite nicht ohne zusätzliches Risiko. Bei den Fremdwährungsanleihen ist das Währungsrisiko ein wichtiger Faktor. Dieses kann über Devisentermingeschäfte oder Währungsoptionen abgesichert werden. Die Kosten dafür entsprechen aber mindestens der Zinsdifferenz, womit der Renditevorteil wegfällt. Fremdwährungsobligationen auf währungsgesicherter Basis können sich trotzdem lohnen. Ihr Vorteil liegt dann nicht mehr in der besseren Rendite, sondern im Erschliessen eines grösseren Universums von Schuldnern und damit in einer besseren Diversifikation des Kreditrisikos. Wer jedoch die Mehrrendite sucht, der muss das Währungsrisiko tragen.

Die Erfahrung zeigt, dass praktisch alle Währungen gegenüber dem Franken über die Zeit an Wert verlieren. Das Polster von 3% pro Jahr ist gross, weshalb in einem ruhigen Handelsumfeld mit einer recht grossen Wahrscheinlichkeit auch nach Währungsveränderungen noch eine Mehrrendite übrigbleiben wird. Dann darf aber während der Haltedauer der Obligation kein Ereignis stattfinden, das eine Flucht in den Franken als sicheren Hafen auslöst. In diesem Fall löst sich die schöne Mehrrendite von mehreren Jahren innert Kürze in Luft auf. Solche Ereignisse kommen leider in regelmässigen Abständen vor, weshalb sich für Anleger mit Franken als Referenzwährung das Halten von Anleihen in fremder Währung selten auszahlt. (SGKB/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert