SGKB investment views: Trump kann es nicht lassen

SGKB investment views: Trump kann es nicht lassen
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank

Um die Zolldrohungen der Amerikaner ist es in letzter Zeit ruhig geworden. Die Regelung zwischen den USA und Grossbritannien ist mehr Schein als Sein. Gegenüber China haben die Amerikaner den Rückzug angetreten. Die Liste der Ausnahmen von den bestehenden Zöllen wurde immer länger. Die Lobbyisten in Washington leisten offensichtlich gute Arbeit. Da wurde es Zeit, dass Trump sein Lieblingsthema wieder einmal auspackte. Ob er damit von seinem Misserfolg bei der Beendigung des Krieges in der Ukraine ablenken will, sei dahingestellt. Er ist offenbar der Meinung, dass die EU ein einfacherer Gegner ist als China, um Stärke zu markieren. Ob das effektiv so ist, wird sich zeigen. Interessant ist die Reaktion der Finanzmärkte.

Die Aktienmärkte haben auf die Ankündigung der Zölle gegen die EU so reagiert, wie sie das bei negativen Meldungen immer tun. Die Kurse an den europäischen Märkten und bei den amerikanischen Futures verloren rund 2% an Wert. Im Laufe des Tages wurden die Verluste zum Teil wieder aufgeholt. Im Vergleich zur Panik Anfang April war die Reaktion bescheiden. Schauen wir mal, was da kommen wird, scheint die Devise zu sein. Ob die Gelassenheit der Anleger richtig ist, kann hinterfragt werden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Amerikaner die angedrohten Zölle zwar reduzieren, aber nicht ganz aufheben. Welche Wirkung die Restzölle auf die Wirtschaft und die Unternehmen haben werden, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.

Unterschiedliche Zinsentwicklung
Als Reaktion auf Trumps Ankündigung sind die Renditen der Obligationen gesunken. Während die Zinsen in Europa auf den tieferen Niveaus verharrten, sind sie in den USA rasch wieder gestiegen. Sollten die Zinsen die Wirtschaft in der Eurozone belasten, kann und wird die EZB den Leitzins stärker senken. Die Inflationsentwicklung gibt ihr den nötigen Spielraum dazu. Für die Fed sieht es anders aus. Die Zölle auf den Importen schwächen die US-Wirtschaft, haben gleichzeitig aber auch eine inflationäre Wirkung. Dem muss die Fed bei ihrer Zinspolitik Rechnung tragen. Zinssenkungen in den USA sind deshalb weniger wahrscheinlich als in der Eurozone.

US-Dollar als Verlierer
Am Devisenmarkt war die Reaktion ebenfalls klassisch. Der Franken profitierte von seinem Ruf als sicherer Hafen und wurde teurer. Der Euro hat sich im Verlauf des Tages wieder etwas erholt. Der US-Dollar hat dagegen weiter an Wert verloren, obschon die sich ausweitende Zinsdifferenz eigentlich für ihn sprechen sollte. Die erratische und aggressive Wirtschaftspolitik der US-Regierung nagt am Vertrauen für den Dollar. Das sollte Trump und seiner Entourage zu denken geben, da die Amerikaner auf ausländische Investoren angewiesen sind, um ihr Bilanzdefizit zu finanzieren. Nach der wahrscheinlichen Anhebung der Schuldenobergrenze durch den Kongress im Sommer wird das US-Treasury eine grosse Menge an zusätzlichen Staatsanleihen auf den Markt bringen müssen. Eine Mässigung im Zollstreit wäre ein gutes Argument dafür, im US-Dollar und in US-Staatsanleihen zu investieren.

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