T. Rowe Price: Bank of England – Zinspfad in Form des Matterhorns

T. Rowe Price: Bank of England – Zinspfad in Form des Matterhorns
Tomasz Wieladek, Chief European Economist bei T. Rowe Price. (Bild: T. Rowe Price)

Den aktuellen Zinsentscheid der Bank of England kommentiert Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price:

Die Veränderungen in den Prognosen deuten darauf hin, dass ein Zinspfad in Form eines Matterhorns wahrscheinlicher ist als der von der Bank of England bevorzugte „Tafelberg“-Pfad. Mit anderen Worten: Es ist unwahrscheinlich, dass die Bank of England die Zinsen für längere Zeit auf diesem Niveau belassen wird.

Die Bank of England hat den Zinssatz von 5,25% beibehalten, keine Änderungen an der QT-Politik vorgenommen, zudem war das Votum des MPC wie erwartet geteilt.

Andrew Bailey, der Zentralbankchef, erklärte, es sei „zu früh, um über Zinssenkungen zu diskutieren“. Er fügte jedoch hinzu, dass die Zinsen nicht zu lange im restriktiven Bereich bleiben sollten». Diese Aussagen waren aus Sicht der Marktkommunikation der Versuch, einen Mittelweg zu finden, um sicherzustellen, dass die Märkte nicht zu früh zu viele Zinssenkungen einpreisen, während gleichzeitig die Realität einer sich rasch abschwächenden Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die zukünftige Inflation und damit auf die Politik der Bank of England anerkannt wurde.

Die Bank of England hat heute wichtige Änderungen an ihren Prognosen vorgenommen. Nur die Prognose, die auf dem Marktprofil der Zinssätze vor der Sitzung basiert, zeigt eine Inflation, die das Ziel innerhalb von zwei Jahren erreichen wird. Die Inflationsprojektion mit über die Zeit konstanten Zinssätzen zeigt eine deutliche Unterschreitung des Inflationsziels in zwei und drei Jahren. Die wichtigste Änderung betrifft jedoch die Projektion des realen BIP. Die Bank of England geht davon aus, dass die britische Wirtschaft zwischen dem zweiten Quartal 2024 und dem ersten Quartal 2025 stagnieren wird, wobei die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bei 50 % liegt. Die Bank of England geht auch davon aus, dass die Arbeitslosenquote nur sehr langsam um 0,1 % pro Quartal steigen wird, bis sie 2026 im vierten Quartal ihren Höchststand von 5,1 % erreicht. Ich halte die Arbeitslosenprognose der Bank of England jedoch für zu optimistisch. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Arbeitslosenquote schneller als die prognostizierten 0,1% pro Quartal steigen wird, wenn die Wirtschaft stagniert. Ich denke, dass ein schnellerer Anstieg der Arbeitslosenquote als erwartet die Bank of England letztlich dazu veranlassen wird, die Zinsen früher zu senken.

Die Finanzmärkte scheinen diese Einschätzung zu teilen. Nach der Sitzung gehen die Märkte nun von eineinhalb Zinssenkungen bis September 2024 aus, während sie bei der gestrigen Sitzung nur eine Zinssenkung erwartet hatten. Die Rendite der 2-jährigen britischen Staatsanleihe ist gestiegen und das britische Pfund hat gegenüber dem Euro an Wert verloren. Ich bin der Meinung, dass die schlechten Daten zur Realwirtschaft auch in Zukunft dazu führen werden, dass Zinssenkungen in der Geldmarktkurve von Grossbritannien stärker eingepreist werden. (awp/mc/ps)

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