VP Bank Spotanalyse: Erste Pause der EZB nach acht Zinssenkungen in Folge

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die Blicke richten sich schon jetzt auf die September-Sitzung.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Juli-Sitzung – wie erwartet – keine Änderung ihrer Geldpolitik vorgenommen. Das von einigen EZB-Offiziellen bereits seit Längerem ausgerufene vorläufige Zinsziel mit einem Einlagensatz von 2 % wurde mit der letzten geldpolitischen Lockerung im Juni erreicht.
EZB-Chefin Christine Lagarde liess sich heute nicht in die Karten schauen. Hinweise zum weiteren geldpolitischen Kurs gab es ebenfalls nicht. Die EZB betont, dass die neu verfügbaren Daten weitgehend der bisherigen Einschätzung des EZB-Rats zu den Inflationsaussichten entsprechen. In einem schwierigen globalen Umfeld habe sich die Wirtschaft bislang insgesamt widerstandsfähig gezeigt – zum Teil aufgrund der Zinssenkungen des EZB-Rats in der Vergangenheit. Zugleich sei das Umfeld nach wie vor aussergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten.
Nach der turnusmässigen Sitzungspause im August steht der nächste EZB-Zinsentscheid im September an. Spannend wird, ob die europäischen Währungshüter erneut eine geldpolitische Lockerung beschliessen. Es gibt sicherlich Gründe dafür – aber auch Gründe dagegen.
Die Inflationsrate wird in den kommenden Monaten aufgrund von Energiepreis-Basiseffekten merklich unter das EZB-Inflationsziel von 2 % fallen. Dies eröffnet grundsätzlich weiteren Spielraum für Zinssenkungen. Der erstarkte Euro verbilligt gleichzeitig Importe.
Andererseits bleibt der Preisanstieg im Bereich der Dienstleistungen auf einem verhältnismässig hohen Niveau. Zuletzt betrug der Anstieg im Jahresvergleich 3.3 %. Das ist deutlich zu hoch. Für weitere Zinssenkungen müsste sich auch der Anstieg der Dienstleistungspreise verlangsamen.
Ob es im September zu einer weiteren Zinssenkung kommt, dürfte auch von der weiteren Entwicklung des Euro abhängen. Sollte die europäische Gemeinschaftswährung weiter an Wert gewinnen, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine neuerliche geldpolitische Lockerung im September.