VP Bank Spotanalyse: EZB erhöht Inflationsprognose

VP Bank Spotanalyse: EZB erhöht Inflationsprognose
Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Bild: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Die Europäische Zentralbank erhöht die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt nun neu bei 4 % und der Einlagensatz bei 3.50 %.

Es ist ein ungewohntes Bild: Der Hauptrefinanzierungssatz liegt erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wieder bei 4 %. Dies zeigt, dass es den europäischen Währungshütern ernst ist im Kampf gegen die hohen Inflationsraten.

Wer hätte zu Beginn des Zinserhöhungszyklus gedacht, dass es überhaupt auf 4 % geht. Dabei ist das Ende der Fahnenstange noch nicht mal erreicht. Die Medienmitteilung zeugt vom Willen, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Denn die EZB-Volkswirte haben erneut ihre Inflationsprognose angehoben – unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kerninflationsrate) sogar deutlich. Diese höhere Prognose für die Kerninflationsrate schreit regelrecht nach weiteren Zinserhöhungen.

Dabei bleibt die EZB bei ihrem Ansatz, von Sitzung zu Sitzung auf Basis der vorliegenden Informationen zu handeln. In der Mitteilung heisst es dazu, dass man bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus einen datengestützten Ansatz verfolgen werde. Eine Vorfestlegung gibt es nicht. Das betonte die EZB-Chefin Christine Lagarde jüngst immer wieder. Die europäischen Währungshüter fahren auf Sicht.

Sollte der Inflationsdruck im zweiten Halbjahr nicht deutlich nachlassen, wird die EZB mit ihren Leitzinsen zur US-Notenbank Fed aufschliessen müssen. In den USA liegt der Leitzins derzeit bei 5 bis 5.25 %. Ein Hauptrefinanzierungssatz von 5 % in der Eurozone ist in diesem Falle durchaus denkbar.

Die europäischen Währungshüter müssen im derzeitigen Zinserhöhungszyklus übrigens nicht auf die südeuropäischen Länder Rücksicht nehmen. Spanien, Italien und Portugal schlugen sich wirtschaftlich zuletzt solide bis dynamisch. Der europäische Norden, allen voran Deutschland, bildet das konjunkturelle Schlusslicht. Und gerade in Deutschland ist der Ruf nach höheren Zinsen trotz wirtschaftlicher Schwäche laut. Die Ampeln für weitere Zinserhöhungen könnten also grüner nicht sein. Eine Zinserhöhung im Juli ist gesetzt. (VP Bank/mc/ps)

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