VP Bank Spotanalyse: Fed erhöht erneut um 25 Basispunkte – War es das jetzt?

VP Bank Spotanalyse: Fed erhöht erneut um 25 Basispunkte – War es das jetzt?
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Die Fed erhöht das Zielband für die Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte. Es liegt neu zwischen 5.25 % und 5.50 %.

Dass die Fed ihr Leitzinsband anhebt, ist keine Überraschung, vielmehr stellt sich die Frage, ob es das jetzt wirklich war? Bei Einbezug aller Fakten müsste die Antwort lauten: Ja. Die Inflationsrate liegt mittlerweile bei 3 % und auch die Kerninflationsrate sank zuletzt deutlicher auf 4.7 %. Wenngleich die Inflationsrate aufgrund fehlender Basiseffekte über den Sommer hinweg wieder leicht ansteigen könnte, der Abwärtstrend wird sich in den Herbst- und Wintermonaten fortsetzen. Gerade der nachlassende Preisauftrieb bei den Mieten und kalkulatorischen Eigenmieten sollte die Kerninflationsrate auf deutlich niedrigere Niveaus führen. Die Fed kann mit einer gewissen Gelassenheit auf die Inflationsentwicklung blicken. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Notenbanker in Washington inzwischen ebenfalls restriktiv agieren, da der Leitzins inzwischen sogar spürbar über den Inflationsraten liegt. Trotz dieser positiven Entwicklungen hält sich die Fed die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen offen. Die Fed bleibt bei ihrer Aussage, dass das Ausmass einer weiteren geldpolitischen Straffung von der wirtschaftlichen Entwicklung, der Inflation und den Finanzierungsbedingungen abhängt. Die US-Währungshüter werden demnach weiterhin datengetrieben agieren. Ein offizielles Ende des Zinserhöhungszyklus wird heute nicht verkündet.

Die Fed dürfte sich an den im Vergleich zu ihren Zinsanhebungen noch immer verhältnismässig lockeren Finanzierungsbedingungen stören. Die gutlaufenden Aktienmärkte färben positiv auf die Unternehmensfinanzierung ab. Gleichzeitig präsentiert sich der US-Arbeitsmarkt noch immer in guter Verfassung. Würden nun die Fed zu früh signalisieren, dass das Zinshoch erreicht ist, könnten die Renditen im langlaufenden Bereich zu sehr nach unten gehen und die Aktienmärkte gleichzeitig ihre freundliche Tendenz fortsetzen. Die Finanzierungsbedingungen lockern sich dadurch weiter und laufen der Fed-Straffungspolitik entgegen. Gerade deshalb übt die Fed sich im Spagat. Die Notenbanker dürfen nicht zu entspannt wirken, sie würden damit ihrer Straffungspolitik zuwiderhandeln.

Im August pausiert die Fed, die nächste Sitzung ist Mitte September. Bis dahin sollte deutlich werden, dass die US-Wirtschaft sich deutlicher abschwächt. Im September wird keine Notwendigkeit für weitere Zinsanhebungen mehr bestehen. Wir gehen davon aus, dass der Zinsgipfel erreicht ist. (VP Bank/mc/ps)

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