VP Bank Spotanalyse: US-Inflationsrate für den Juni noch ohne Zolleffekte

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die Teuerungsrate erhöht sich im Juni von 2.4 % auf 2.7 %.
Unter Herausrechnung von Energie- und Nahrungsmitteln steigen die Preise um 2.9 % im Jahresvergleich nach 2.8 % im Mai.
Deutliche Zolleffekte sind nicht erkennbar. So betrug die Teuerung gegenüber dem Vormonat 0.3 %, das entspricht einem Durchschnittswert und kann nicht als Zeichen eines hohen Inflationsdrucks gewertet werden. Die Kerninflationsrate legt sogar nur um 0.2 % im Monatsvergleich zu.
In Anbetracht der verhängten Zölle gilt besonderes Augenmerk natürlich importierten Konsumartikeln. Doch gerade hier sind nach wie vor keine besonderen Auffälligkeiten feststellbar. Smartphonepreise verbilligen sich weiter. Bekleidung und Möbel verteuern sich im unauffälligen Rahmen. Nur bei Spielzeug kommt es den zweiten Monat in Folge zu deutlicheren Preissteigerungen. Hier dürften sich tatsächlich die höheren Einfuhrgebühren manifestieren.
Unabhängig von etwaigen Zolleffekten sticht der Rückgang von Gebrauchtwagenpreisen im direkten Monatsvergleich von 0.7 % ins Auge. Übernachtungspreise fallen im Juni mit 2.9 % sogar deutlich. Die Preisbewegungen lassen darauf schliessen, dass Verbraucher ihre Ausgaben aufgrund der Zolleffekte zurückfahren und es deshalb in einzelnen Segmenten sogar zu Preissenkungen kommt.
Vermutlich werden aber Zolleffekte in den kommenden Monaten deutlicher zutage treten. Zum Hintergrund: Zunächst trägt der Importeur die höheren Zollkosten, anschliessend geht es weiter über Gross- und Einzelhändlern zu den Konsumenten. Bis sich höhere Einfuhrpreise über die Handelsketten in den Konsumentenpreisen niederschlagen, verstreichen einige Monate.
Dass es zu Zolleffekten kommen wird, gilt als sicher. Eine Umfrage des regionalen Fed-Ablegers in New York zeigt, dass vor allem im Dienstleistungssektor mit zollbedingten Preiserhöhungen nicht lange gewartet wird. Etwas anders sieht es im verarbeitenden Gewerbe aus: Aufgrund des globalen Wettbewerbs können viele Industrieunternehmen gestiegene Einkaufskosten nicht so einfach weitergeben. In der Industrie gehen höhere Zollkosten deshalb zulasten einer geringeren Marge.
Die Fed wird zunächst abwarten und die weitere Preisentwicklung eng verfolgen. Zu raschen Zinssenkungen wird es nicht kommen. Die geldpolitische Ausrichtung bleibt deshalb an der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed unverändert.