Markus Baumann von AURIVOLT erklärt, wie Investoren mit dem IAB Energie in Rendite verwandeln

Was nach einem Randthema für Steuerberater klingt, entwickelt sich für Unternehmen und Investoren zur attraktiven Schnittstelle zwischen Klimaschutz und Kapitalanlage. Das Bad Oeynhausener Energieunternehmen AURIVOLT hat eine Strategie entwickelt, mit der sich steuerlich gefördert in Batteriespeicher investieren lässt und das mit erstaunlich wenig Eigenkapital.
Der Investitionsabzugsbetrag, kurz IAB, erlaubt es, geplante Anschaffungen bereits im Vorfeld steuerlich geltend zu machen und damit die Investitionssumme signifikant zu hebeln. Im Interview zeigt AURIVOLT-Geschäftsführer Markus Baumann, wie diese Kombination aus Technik, Steuerrecht und Marktwissen funktioniert, worauf Investoren achten sollten und warum das Modell mehr ist als ein Renditeversprechen mit grünem Anstrich.
Herr Baumann, dezentrale Batteriespeicher sind kein neues Konzept. Was unterscheidet AURIVOLT von bisherigen Lösungen?
Markus Baumann: Es stimmt, die Idee gibt es schon länger. Was wir anders machen: Wir denken die Speicher nicht als Projekte, sondern als Teil eines Schwarms. Unsere Speicher kommunizieren untereinander und mit dem Netz. Das Ziel ist nicht nur wirtschaftliche Nutzung, sondern gezielte Entlastung von Engpassstellen.
Sie sprechen oft von netzrelevanten Standorten. Wie findet man die überhaupt?
Baumann: Das ist eine der zentralen Fragen überhaupt, wenn man über sinnvolle Speicherprojekte spricht. Viele Akteure planen ihre Speicher rein auf Basis wirtschaftlicher Kriterien, zum Beispiel in der Nähe von Umspannwerken. Das ergibt aus Sicht der Effizienz durchaus Sinn, hilft aber dem Stromnetz nicht zwingend. Wir gehen einen anderen Weg: Wir sprechen direkt mit Verteilnetzbetreibern. Die wissen sehr genau, wo es im Netz Engpässe gibt, wo Spannungsspitzen auftreten oder wo durch erneuerbare Energieerzeugung das Netz schnell überlastet ist. Diese Informationen sind übrigens nicht immer öffentlich zugänglich, was die enge Kooperation umso wichtiger macht. Auf dieser Basis analysieren wir dann geeignete Standorte und überprüfen, ob ein dezentraler Speicher dort technisch und wirtschaftlich sinnvoll eingebunden werden kann. Erst danach starten wir mit der konkreten Standortacquise. So vermeiden wir eine Fehlallokation von Ressourcen, was im Übrigen aktuell leider bei vielen der geplanten Speicherprojekte der Fall ist.
Welche Rolle spielt der Stromhandel bei Ihrem Modell?
Baumann: Eine sehr zentrale. Unsere Speicher werden dann be- oder entladen, wenn sich daraus ein Preisvorteil ergibt. Das ist technisch anspruchsvoll, weil wir sekundengenau auf Preissignale reagieren. Die Erlöse aus diesem Arbitragehandel sind die Grundlage für die Wirtschaftlichkeit der Projekte.
Das klingt wie ein Modell für Profis. Warum richten Sie sich auch an kleinere Investoren?
Baumann: Weil der Staat über steuerliche Instrumente einen Einstieg erleichtert. Der sogenannte Investitionsabzugsbetrag erlaubt es, bereits vor der Anschaffung eines Speichers bis zu 50 Prozent der Kosten steuermindernd anzusetzen. Kombiniert mit Sonderabschreibungen ergibt sich ein attraktives Gesamtpaket. Aber klar: Man muss verstehen, worauf man sich einlässt.
Redaktion: Wie hoch ist der typische Kapitaleinsatz, den Sie verlangen?
Baumann: Der Eigenkapitalanteil liegt bei etwa 25 Prozent. Der Rest kann über uns direkt fremdfinanziert werden, oder etwa über Bankdarlehen oder spezielle Förderkredite.
Was sagen Sie Kritikern, die solche Modelle als Steuertrickserei betrachten?
Baumann: Solche Kritik entsteht oft aus Unkenntnis über die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Der Investitionsabzugsbetrag und die Sonderabschreibung sind vom Gesetzgeber gewollte Instrumente, um Investitionen in betriebsnotwendige Wirtschaftsgüter zu fördern. Dazu zählen selbstverständlich auch unsere Batteriespeicher. Wir bewegen uns hier in einem klar definierten Rahmen. Es geht nicht darum, Steuern zu vermeiden, sondern darum, Investitionen zu beschleunigen, die gesellschaftlich und wirtschaftlich sinnvoll sind. Und: Die Steuerersparnis ist nicht das Hauptmotiv. Viele unserer Investoren würden auch ohne steuerliche Anreize investieren, weil sie vom Konzept überzeugt sind. Die steuerliche Komponente macht den Einstieg zu deutlich einfacher.
Viele Anleger fragen sich dennoch, ob der Strommarkt nicht zu volatil für planbare Renditen ist. Wie gehen Sie mit diesem Risiko um?
Baumann: Die Volatilität ist kein Nachteil, sondern sogar Grundlage unseres Geschäftsmodells. Gerade weil Strompreise schwanken, funktionieren Arbitragestrategien. Unsere Systeme reagieren automatisiert auf Preisimpulse, das ist keine Wette, sondern kontinuierlich optimiertes Management. Ausserdem haben wir mittlerweile genug Marktdaten, um Szenarien realistisch zu kalkulieren.
Wie hoch fällt der jährliche Ertrag aus?
Baumann: Wir kalkulieren mit einem durchschnittlichen Jahresertrag zwischen 21.000 und 27.000 Euro pro Speicher. Das basiert auf realen Strommarktdaten und konservativen Annahmen, die wir uns durch renommierte Beratungsunternehmen regelmässig bestätigen lassen.. Natürlich kann es Abweichungen geben, aber durch die breite Verteilung der Speicher im Netz entsteht ein stabilisierender Effekt.
Was passiert mit einem Speicher am Ende der Laufzeit?
Baumann: Unsere Speicher sind auf eine technische Nutzungsdauer von mindestens 15 Jahren ausgelegt. Danach gibt es mehrere Optionen: Entweder wir übernehmen den Rückbau und das Recycling – das ist bei uns Teil des Full-Service-Modells. Oder der Speicher wird technisch überholt und weiterbetrieben, zum Beispiel für Eigenverbrauchsanwendungen. Die verwendeten Batteriezellen lassen sich zu einem grossen Teil stofflich verwerten. Wir arbeiten hier mit zertifizierten Recyclingpartnern zusammen. Das Thema Nachhaltigkeit endet für uns nicht mit dem wirtschaftlichen Betrieb, sondern umfasst auch die Entsorgungsphase. Wichtig ist: Der Investor hat keine Verpflichtungen oder Kosten am Ende der Laufzeit. Diese Verantwortung übernehmen wir vollständig.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Speicher wirklich zur Netzstabilität beitragen?
Baumann: Durch gezielte Platzierung. Unsere Speicher sind mit Netzbetreibern abgestimmt und wirken direkt im Niederspannungsnetz. Das heisst, sie greifen dort ein, wo Spannungshaltung oder Frequenzregelung erforderlich ist. Diese dezentrale Stabilisierung reduziert sogar den Bedarf für grosse Netzausbauprojekte.
Wie gross ist das Interesse auf Investorenseite aktuell?
Baumann: Sehr hoch. Viele Mittelständler sehen gerade in diesem Modell eine sinnvolle Möglichkeit, liquide Mittel zu investieren, bevor die steuerlichen Rahmenbedingungen sich verschärfen. Dazu kommt der ESG-Aspekt: Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen, gelten als verantwortungsvoll und nachhaltig. Wer heute Speicher aufstellt, verbessert sein Nachhaltigkeitsprofil, kann dies dokumentieren und erfüllt zugleich Anforderungen, die sowohl für das eigene Image als auch für institutionelle Investoren und im Rahmen gesetzlicher Berichtspflichten immer relevanter werden. Hinzu kommen ganz aktuell Unsicherheiten auf den internationalen Kapitalmärkten. Auch dies zieht Anleger in alternative Assetklassen wie zum Beispiel Batteriespeicher.
Ist AURIVOLT ein Energieunternehmen oder ein Plattformanbieter für Finanzanlagen?
Baumann: Wir sind ein Energieunternehmen mit technologischem Fokus. Aber wir haben verstanden, dass die Energiewende nur funktioniert, wenn Kapital effizient allokiert wird. Deshalb bieten wir Beteiligungsmodelle, die sowohl technisch fundiert als auch wirtschaftlich interessant sind. Neben Direktinvestments in Speicher werden wir in 2026 auch eine Anleihe herausgeben um auch Anlegern mit geringerem Budget eine Möglichkeit zu bieten.
Worauf legen Sie bei Partnern besonders Wert?
Baumann: Auf Fläche, Verbindlichkeit und Kommunikation. Unsere Speicher benötigen keine Baugenehmigung und sind technisch schnell installiert. Entscheidend ist, dass wir mit Standortpartnern wie Gewerbebetrieben oder Industrieflächen dauerhaft zusammenarbeiten. Das sichert die Wirtschaftlichkeit für alle Beteiligten. Und wir benötigen tatsächlich je Standort nur 25 m2 Fläche.
Wie sehen Sie die regulatorische Entwicklung in Deutschland?
Baumann: Es bewegt sich etwas, aber noch nicht schnell genug. Positiv ist, dass Speicher inzwischen regulatorisch stärker differenziert werden. Sie gelten nicht mehr einfach als Erzeuger oder Verbraucher, sondern als eigenständige Systemelemente. Das schafft neue Möglichkeiten, etwa bei der Netzentgeltbefreiung oder bei der Teilnahme an Kapazitätsmärkten in der Zukunft. Auch das Baurecht wird flexibler: Für kleine, standardisierte Speicheranlagen ist keine Genehmigung nötig. Dennoch fehlt in vielen Bereichen ein einheitlicher Rahmen, etwa bei der Frage, wie Speicher wirtschaftlich fair in das Strommarktdesign integriert werden. Wir brauchen mehr Planungssicherheit, damit Investoren langfristig kalkulieren können. Und wir brauchen klare Signale der Politik, dass Speicher als notwendige Infrastruktur anerkannt und entsprechend gefördert werden. Die Technik ist da, das Kapital auch, jetzt muss das regulatorische Umfeld nachziehen.
Ein abschliessender Blick in die Zukunft: Was passiert, wenn Ihr Plan aufgeht?
Baumann: Dann steht 2030 ein intelligentes Netzwerk aus 20.000 Speichern im Land, das wie ein dezentrales Kraftwerk arbeitet. Es reagiert flexibel auf das Stromsystem, sichert die Integration erneuerbarer Energien und bietet zehntausenden Investoren eine solide Rendite. Und das alles ohne grosse Infrastrukturprojekte oder staatliche Subventionen. (AUR/mc/hfu)