Aberdeen Investments: Schwellenländer übertreffen US-Aktien seit Jahresbeginn – kurzfristige Besonderheit oder der Beginn einer neuen Ära?

Aberdeen Investments: Schwellenländer übertreffen US-Aktien seit Jahresbeginn – kurzfristige Besonderheit oder der Beginn einer neuen Ära?
Devan Kaloo, Global Head of Equities und Head of Global Emerging Market Equities bei Aberdeen Investments. (Foto: zvg)

Trotz anhaltender globaler wirtschaftlicher Herausforderungen haben Schwellenländeraktien seit Jahresbeginn starke Renditen erzielt: Der MSCI Emerging Markets Index stieg um 28,2 % und übertraf damit sowohl den MSCI World Index (17,8 %) als auch den S&P 500 Index (14,4 %). Frühere Wertentwicklungen sind jedoch kein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Doch kann die bisherige Performance als Zeichen für das Ende der US-Sonderrolle gewertet werden?

Aberdeen Investments («Aberdeen») hält an einem positiven Ausblick auf Aktien der Schwellenländer («EM») und Asiens fest.

Schwellenländer zeigen Widerstandskraft dank stärkerer inländischer Wachstumstreiber
Globale Technologieaktien bleiben bei Anlegern stark gefragt: Der NASDAQ 100 Index und die «Magnificent 7»-Technologieriesen erreichten neue Höchststände. US-Technologiefirmen führen weiterhin die KI-Revolution an, doch ihre Dominanz hat zu einer stark konzentrierten Anlagelandschaft geführt.

Devan Kaloo, Global Head of Equities und Head of Global Emerging Market Equities bei Aberdeen Investments, kommentiert: «Blasen sind ein unvermeidlicher Teil von Marktzyklen. Ihre Existenz schmälert jedoch nicht die Stärke der zugrunde liegenden Anlagethemen. Die KI-Thematik hat weiterhin Potenzial. Daher nehmen wir an der Rallye teil, sind uns jedoch der Risiken hoher Bewertungen bewusst – diese werden jedoch durch Gewinne gestützt. Aktienanleger sollten aktiv nach Diversifikation suchen, insbesondere angesichts geopolitischer Unsicherheiten, Marktverengung und Übergewichtung amerikanischer Technologiewerte. Schwellenländer, insbesondere Asien, werden zunehmend zu einem attraktiven Ziel für Investitionen und Diversifikation.»

Unter den Schwellenländern glänzen in diesem Jahr besonders chinesische Aktien. Aberdeen ist überzeugt, dass die inländische Dynamik der Haupttreiber für die chinesische Aktienentwicklung bleibt, mit weiteren erwarteten Stützungsmassnahmen.

Kaloo erklärt weiter: «Wir erwarten, dass China weiterhin seine Position nutzt, um zu einer Art Übereinkunft zu gelangen. Das Land befindet sich noch im frühen Stadium seiner KI-Entwicklung, und chinesische Tech-Unternehmen haben viel Aufholpotenzial gegenüber ihren globalen Konkurrenten. Gleichzeitig bleibt die Liquidität im System hoch – Bankeinlagen entsprechen etwa der Marktkapitalisierung des A-Aktienmarkts. Bei niedrigen Zinssätzen dürften inländische Privatanleger verstärkt nach renditestärkeren Anlagen suchen, wodurch Aktien ein bevorzugtes Ziel für Kapitalzuflüsse bleiben.»

Auch Indien sticht hervor, da sein Wachstum voraussichtlich China und andere Schwellenländer übertreffen wird. Die direkten Auswirkungen der US-Zölle auf Indien dürften gering sein, da rund 80 % seiner Wirtschaft binnenwirtschaftlich getrieben sind. Obwohl das Gewinnwachstum zuletzt etwas nachgelassen hat, wird für die mittlere Frist weiterhin ein robustes zweistelliges Wachstum erwartet. Zudem verfügt Indien über fiskalischen und geldpolitischen Spielraum zur Stützung seiner Wirtschaft.

Kaloo fügt hinzu: «Wir sehen Indien als natürliche Absicherung für KI-Investitionen. Das langfristige Wachstum wird durch eine wachsende Mittelschicht und einen der grössten Konsummärkte der Welt gestützt. Wie in China haben sich auch die inländischen Kapitalströme beschleunigt und zeigen keine Anzeichen einer Abschwächung. Wir identifizieren Unternehmen mit attraktiven Bewertungen und soliden Fundamentaldaten.»

Einkommensinvestitionen sind in Schwellenländern stark
Obwohl Schwellenländer oft mit Wachstumsinvestitionen assoziiert werden, sieht Aberdeen sie als attraktives Ertragsuniversum für Anleger mit einem Total-Return-Fokus. Inzwischen zahlen rund 85 % der Unternehmen in Schwellenländern Dividenden – ein Anteil, der mit dem in Industrieländern vergleichbar ist – viele mit Renditen über 3 %. Seit Dezember 2000 haben Dividenden zu den höchsten Gesamtperformance-Beiträgen weltweit beigetragen. Das zeigt, dass Anleger durch Schwellenländer Zugang zu attraktiven Einkommensmöglichkeiten erhalten können.

Isaac Thong, Senior Investment Director für asiatische Aktien bei Aberdeen Investments und Lead Manager des Aberdeen Asian Income Fund, kommentiert: «Die Ertragskraft beruht auf starkem Wirtschaftswachstum und gesunder Unternehmensstruktur. Die attraktiven Wachstumsmerkmale der EM-Dividenden – sowohl durch steigende Cashflows als auch höhere Ausschüttungen – werden sich unserer Ansicht nach fortsetzen. Die Dividendendeckung ist ebenfalls überzeugend, mit soliden Bilanzen, die weiteres Potenzial für steigende Ausschüttungsquoten bieten.»

Wichtig: Einkommensinvestitionen in Schwellenländern bedeuten keinen Verzicht auf Wachstum. Dividendenzahlungen sind in den letzten zwei Jahrzehnten mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von rund 12 % gestiegen – schneller als in entwickelten Märkten. Dieses Wachstum basiert auf steigenden Cashflows, gesunden Bilanzen und wachsenden Ausschüttungsquoten und macht Dividenden zu einem zentralen Bestandteil der Gesamtrendite.

Thong ergänzt: «Da die Weltwirtschaft in einen neuen Investitionszyklus übergeht, geprägt durch strukturelle Veränderungen wie Zölle und technologische Transformation, sind Schwellenländer gut positioniert. Von Technologiehardware und Infrastruktur bis zu lokalen Konsumgütern – die Chancen sind breit gefächert.»

Schwellenländer gewinnen an Dynamik dank US-Zinssenkungen und veränderter Politikschwerpunkte
Auf makroökonomischer Ebene hat das Wachstum in den Schwellenländern inzwischen das Vorkrisenniveau übertroffen, gestützt durch fiskalische Stimuli, starke Exporte und gezielte Reformen. Lockerere Finanzbedingungen in den USA dürften die Anlegerstimmung gegenüber EM weiter verbessern und den Zentralbanken mehr Spielraum geben, das Binnenwachstum zu fördern.

Robert Gilhooly, Senior Emerging Markets Economist bei Aberdeen Investments, erklärt: «Der allgemeine Ausblick für die Schwellenländer hat sich verbessert, da die durch Zölle verursachte Unsicherheit offenbar ihren Höhepunkt überschritten hat. Der Zinssenkungszyklus in den EM läuft weiter, und wir erwarten zusätzliche Lockerungen – etwa in Brasilien und Mexiko –, da sich der Fokus von Inflationsbekämpfung hin zu Wachstumsförderung verschiebt, insbesondere da die US-Notenbank ihre Lockerungspolitik wieder aufnimmt.»

In China war die anfängliche Wirkung zollbedingter Schocks geringer als erwartet, vor allem dank robuster Exporte ausserhalb der USA. Diese Pufferwirkung dürfte jedoch mit der Zeit abnehmen, wenn Transhipment-Zölle und Anti-Dumping-Massnahmen greifen. Zudem bleiben strukturelle Herausforderungen wie sinkende Immobilienpreise und schwaches Konsumentenvertrauen bestehen.

Gilhooly ergänzt: «Wir sehen eine schrittweise geldpolitische Lockerung in China. Die ‚Anti-Involution‘-Kampagne könnte helfen, Überkapazitäten in Sektoren wie Solar und Elektrofahrzeuge zu begrenzen. Bis Ende Oktober erwarten wir den ersten Entwurf des 15. Fünfjahresplans. Frühindikatoren deuten darauf hin, dass der Schwerpunkt auf ‚hochwertiger Entwicklung‘ liegt – mit stärkerem Fokus auf technologische Eigenständigkeit und der Nutzung von KI zur Steigerung der industriellen Leistungsfähigkeit.» (Aberdeen/mc)

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