Aberdeen Outlook 2017: Das Investmentjahr wird wärmer

Aberdeen Outlook 2017: Das Investmentjahr wird wärmer
Craig Mackenzie, Chefstragege bei Aberdeen. (Foto: Aberdeen)

Zürich – Craig Mackenzie, Chefstragege bei Aberdeen Asset Management, schaut optimistisch auf das neue Jahr:

Aktien mit Rückenwind
Bei zunehmender Beschleunigung des Weltwachstums könnte sich 2017 als aktienfreundlich erweisen. Unsere Einschätzung zu US-Aktien war negativ. Stattdessen favorisierten wir billigere Börsen wie Europa, Japan und die Schwellenmärkte. Durch seine Steuersenkungen, Deregulierung und Anreize dürfte Trump allerdings die Unternehmensgewinne in den USA stützen. Dadurch ist unsere Einschätzung positiver geworden, obgleich wir früher oder später eine Bremswirkung durch straffere Geldpolitik befürchten.

Günstige Winde dürfte weiterhin die Schwellenmärkte antreiben. Steigende Rohstoffpreise, bessere Nachrichten in China und stärkeres Wachstum wecken erneut die Begeisterung der Anleger. Kehren Investoren erst einmal mit ihrem Geld in diese Märkte zurück, halten die günstigen Verhältnisse meistens eine ganze Weile an. Zwar stellen höhere US-Zinsniveaus, ein stärkerer Dollar und der Protektionismus von Trump Risiken dar. Wir vermuten allerdings, dass diese Themen erst nach 2017 an Gewicht gewinnen werden.

Die Pessimisten führen auch die nicht haltbare Kreditblase in China an. Auf kurze Sicht machen wir uns hierüber keine so grossen Sorgen. Klar muss China seine Wirtschaft wieder ins Lot bringen und das zweistellige Kreditwachstum in Grenzen halten. Ebenso klar ist, dass diese Anpassung – wenn sie erst einmal ansetzt – ungemütlich werden könnte. Im Vorfeld des politisch wichtigen 19. Parteikongresses im Oktober 2017 lässt die Notwendigkeit des Stabilitätsnachweises jedoch vermuten, dass der Tag der Abrechnung nach hinten verschoben wird.

Das Schwellenmarktuniversum umfasst viel mehr als nur China. Sorgfältige Anleger können vom schnelleren Wachstum der aufstrebenden Länder profitieren, ohne ein allzu großes Risiko bei China oder den USA eingehen zu müssen.

Anleihen verlieren ihren Glanz
Bei extrem niedrigen Renditen auf Staatsanleihen und steigender Inflation in den USA fällt es schwer, sich für Staatsanleihen aus Industrieländern zu begeistern. Unternehmensanleihen sind nur wenig attraktiver, nachdem die Rallye in diesem Jahr den die Risikozuschläge bis auf den letzten Tropfen ausgesogen hat.

Wir setzen nach wie vor auf Staatsanleihen aus Schwellenmärkten. Gegenüber den schlechten Zeiten haben niedrige Staatsschulden und ein grosser Anteil von Anleiheemissionen in lokaler Währung die Risiken verringert. Anlegerengagement wird honoriert mit relativ hohen Renditen bei weniger direktem Risiko von steigenden US-Zinsen, obwohl wir auch hier den Dollar und den Risiken im Zusammenhang mit China weiter im Blick haben.

Neue Medizin
Kurzum: Im Jahr 2017 wird etwas heisser aufgetischt, als dies 2016 der Fall war, allerdings mit einer zusätzlichen Prise politischer Unsicherheit. Dennoch wird es immer noch eher lauwarm schmecken. Wir scheinen in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Blutleeres und unsicheres Wachstum hemmt unternehmerische Investitionen, was zur schwächeren Nachfrage und niedrigem Produktivitätswachstum beiträgt, woraus noch weiteres blutleeres Wachstum entsteht. Als Lösung empfiehlt der IWF breit angelegte fiskale Anreizprogramme mit Schwerpunkt Infrastruktur. Vor dem 8. November war die US-Republikanische Partei grösste Gegnerin dieser von Keynes erdachten Medizin. Ironischerweise scheint es nun, als könnte sie unter Präsident Trump diejenige sein, welche die Spritze ansetzt.“ (Aberdeen/mc)

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