Helvetia dank Börsenboom und Steuerreform mit Gewinnsprung

Helvetia dank Börsenboom und Steuerreform mit Gewinnsprung
Philipp Gmür, CEO Helvetia Gruppe. (Foto: Helvetia)

Zürich – Die im Mai angenommene Unternehmenssteuerreform und der Börsenboom seit Anfang Jahr haben dem Versicherer Helvetia ein sattes Gewinnplus beschert. Unter dem Strich kletterte der Reingewinn um 29 Prozent auf 289,7 Millionen Franken.

Das sind 65,8 Millionen mehr als vor einem Jahr. Davon stammen alleine 63,3 Millionen Franken von einem einmaligen Effekt als Folge der Unternehmenssteuerreform, der im Wesentlichen aus der Reduktion latenter Steuerrückstellungen resultierte, wie die Helvetia am Donnerstag bekannt gab.

Im Gesamtjahr dürfte die Steuerquote auf rund 18 Prozent fallen nach gut 21 Prozent im Vorjahr, erklärte Finanzchef Paul Norton am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Das mache etwa 15 Millionen Franken aus. Aber auch ohne die Unternehmenssteuerreform hätte die Helvetia ein solides Halbjahresergebnis erzielt, sagte Konzernchef Philipp Gmür am Rande im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. «Wir haben vom Rückenwind durch den steilen Anstieg an den Aktienmärkten profitiert.» Das sei genau das Gegenteil vom vergangenen Jahr, als das Ergebnis wegen des Börseneinbruchs im Schlussquartal erheblich gebremst worden war.

Versicherungsgeschäft solide
Aber auch die Resultate im eigentlichen Versicherungsgeschäft hätten sich verbessert. Die Belastungen durch Grossschäden aus Naturereignissen seien gering gewesen, was zu einem guten Ergebnis in der Sachversicherung geführt habe. Im Nicht-Lebengeschäft kletterte der Gewinn um 35 Prozent auf 198,6 Millionen Franken.

Allerdings hätten Grossschäden zu Buche geschlagen, die von Menschen verursacht worden seien, erklärte Norton. Darunter sei ein grosser Betrugsfall in China und ein Grossschaden in einer Recyclinganlage.

Der Schaden-Kosten-Satz verbesserte sich leicht auf 92,5 Prozent. Alle Markteinheiten wiesen Schaden-Kosten-Sätze von unter 100 Prozent aus und würden profitabel arbeiten, hiess es weiter. Die Aufräumarbeiten der Vergangenheit im Europa-Geschäft seien vorbei. Unter 100 Prozent verdient der Konzern versicherungstechnisch gesehen Geld. Allerdings ist hier das Bild gemischt. Der Schadensatz sei aufgrund des guten Schadenverlaufs gesunken. Auf der anderen Seite sei der Kostensatz wegen höherer Akquisitionskosten in der Schweiz und in Europa gestiegen.

Lebengeschäft mit Gewinnsprung
Auch im Lebengeschäft klingelten die Kassen. Hier verbesserte sich der Gewinn um 40 Prozent auf 108,9 Millionen Franken. Grund sei eine Verbesserung aller Gewinnquellen sowie markant höhere Gewinne aus Kapitalanlagen, schrieb der Versicherer.

Man habe starke Anlageresultate erzielt. Das Anlageergebnis aus Finanzanlagen und Liegenschaften stieg um knapp 30 Prozent.

Auch das Neugeschäft habe sich erfreulich entwickelt. Allerdings sei die Helvetia beim Zeichnen von neuen Verträgen in der Vollversicherung der beruflichen Vorsorge sehr restriktiv gewesen, nachdem Konkurrentin Axa aus dem Geschäft ausgestiegen war. «Wir hätten da viel stärker wachsen können», sagte Gmür.

Versicherung von Elektrogeräten
Die Umsetzung der Strategie helvetia 20.20 verlaufe weiterhin erfolgreich. Damit solle das Kerngeschäft gestärkt, neue Geschäftsmodelle erschlossen und gezielt Innovationen genutzt werden, erklärte Gmür.

So hatte die Helvetia Anfang Juli den Versicherungsspezialisten Helvetic Warranty übernommen und damit in die Versicherung von elektronischen Geräten eingestiegen. So könnten Kunden, die bei Interdiscount ein elektronisches Gerät kauften, gleich an der Kasse eine Garantieverlängerung abschliessen, sagte Gmür. Damit komme die Helvetia näher zu den Endkunden.

In eine ähnliche Richtung geht die jüngste Partnerschaft mit Tesla. Hier bietet die Helvetia Garantieversicherungen für Autos des US-Herstellers in 16 Ländern Europas an. Darunter sind die Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und Spanien. So könnten Käufer von Teslas sich beispielsweise gegen Batterieschäden versichern, die bei Teslas nicht selten vorkommen würden, erklärte Gmür.

Um sich Innovationen zu sichern hat die Helvetia sich mit ihrem Wagniskapitalfonds im März an dem italienischen Start-Up MyPass beteiligt. Die Jungfirma entwickelt mobile Apps für den Kauf und die Verwaltung von Tickets, Parkkarten, Skipässen und Ähnlichem. Helvetia bietet über die Plattform Versicherungen gegen Schäden an der Skiausrüstung an. (awp/mc/pg)

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