Japans Zentralbank befeuert aggressive Geldpolitik

Japans Zentralbank befeuert aggressive Geldpolitik
Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda.

Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda.

Tokio – Japans Zentralbank hält die Geldschleusen weit geöffnet. Die Bank von Japan (BoJ) beschloss am Freitag nach dem Abschluss zweitägiger Beratungen, die Geldmenge unverändert um jährlich 80 Billionen Yen (rund 602 Mrd Euro) auszuweiten.

Zugleich wurde der Aufkauf von Staatsanleihen durch neue Massnahmen ergänzt. So legte Tokioter Notenbank ein Programm auf, um Käufe von Papieren börsengehandelter Investmentfonds – sogenannten ETF (Exchange-traded funds) – um 300 Milliarden Yen pro Jahr zu erhöhen. Bisher wurden für ETF rund drei Billionen Yen jährlich aufgewendet.

Laufzeit auf Anleihenbestände verlängert
Zudem verlängerte die BoJ die Laufzeit ihrer Bestände an Staatsanleihen ab dem kommenden Jahr auf sieben bis zwölf Jahre. Bislang haben sie eine Laufzeit von sieben bis zehn Jahren. Auf diese Weise sollen die langfristigen Zinsen niedrig gehalten werden, damit Unternehmen leichter Kredite aufnehmen können.

Nach Einschätzung von Experten will die Notenbank mit der Verlängerung der Anleihe-Laufzeiten demonstrieren, dass man vorerst beim Ankurbeln der Wirtschaft nicht nachlassen will. Das Vorgehen der Bank von Japan steht im Gegensatz zur Strategie der US-Zentralbank, die kürzlich erstmals seit 2006 die Zinsen wieder angehoben hatte. Ähnlichkeiten gibt es zum Verhalten der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Märkte ebenfalls weiterhin mit billigem Geld flutet.

An erneuter Rezession vorbeigeschrammt
Ob es zu einer deutlichen Lockerung der Geldpolitik in Japan im Januar kommt, wie in Marktkreisen zuletzt spekuliert worden war, bleibt abzuwarten. Die Wirtschaft des Landes habe sich moderat erholt, befanden die Notenbanker. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Dank der Investitionsbereitschaft vieler Firmen konnte die japanische Wirtschaft im dritten Quartal ein Abrutschen in eine erneute Rezession vermeiden.

Nach Berechnungen der Regierung legte die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,0 Prozent zu. Dennoch kommt Japans Konjunktur nicht richtig in Schwung, unter anderem weil die Verbraucher sparsam bleiben. Hinzu kommt der Verfall der Ölpreise, der es der BoJ erschwert, ihr Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen.

Die Tokioter Börse reagierte zunächst mit kräftigen Kursgewinnen auf die überraschende Entscheidung der BoJ. Der Nikkei-Index für 225 führende legte kurzzeitig um mehr als 2 Prozent zu, sackte danach aber in Folge von Gewinnmitnahmen wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 19 000 Punkten ab. Am Ende notierte er einen deutlichen Abschlag von 1,90 Prozent bei 18 986,80 Punkten. (awp/mc/upd/ps)

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