Juncker verzichtet auf Eurogruppen-Vorsitz

Juncker verzichtet auf Eurogruppen-Vorsitz

Posten als Vorsitzender der Euro-Kassenhüter «nicht vergnügungssteuerpflichtig»: Jean-Claude Juncker.

Brüssel – Der luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker hat seinen Verzicht auf den Vorsitz der Eurogruppe mit einem «echten Zeitproblem» begründet. «Verärgerungen hat es viele gegeben, unzählige Enttäuschungen – aber das ist nicht der Grund», sagte er am Freitag in Brüssel nach dem EU-Gipfel. «Wem es in der Küche zu heiss ist, der soll sich um andere Hobbys als um Freizeitkochen bemühen.»

Juncker bestätigte, dass er nach Ablaufen seiner jetzigen Amtszeit Ende Juni nicht mehr Vorsitzender der Finanzminister der 17 Euro-Staaten sein werde. «Es ist einfach ein echtes Zeitproblem. Angesichts der Krise schaffe ich es kaum noch, die Arbeit, die ich in Luxemburg zu verrichten habe, und die sehr anstrengende Arbeit in der Eurogruppe zeitlich auf einen Nenner zu bringen.» Der künftige Vorsitzende der Eurogruppe müsse dieses Amt hauptamtlich ausüben. Gemeinsam mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sei er beauftragt worden, binnen zwei Wochen einen Personalvorschlag für den Vorsitz der Eurogruppe, die Leitung des Euro-Rettungsfonds ESM, den Vorsitz der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und für ein Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) zu machen.

Posten «nicht vergnügungssteuerpflichtig»
Zum künftigen Vorsitzenden der Eurogruppe sagte Juncker: «Es muss ja jemand sein, der über eigenes Denken verfügt. Es muss jemand sein, der bereit ist, zuzuhören, was im Norden und Süden und Osten und Westen der Eurozone an Gedanken zusammengetragen wird.» Der Vorsitzende dürfe sich auch haushaltspolitisch nicht «einem besonders fanatischen Lager zuordnen» lassen. Juncker sagte, es gebe eine Reihe von Kollegen, die «sehr nachdrücklich» forderten, er solle im Amt bleiben: «Aber das liegt im Moment nicht im Spektrum meiner Ambitionen.» Juncker, einer der Gründerväter des Euro, leitete die Eurogruppe seit Anfang 2005 und war Anfang 2010 für zweieinhalb Jahre im Amt bestätigt worden. Er hatte in den vergangenen Monaten mehrfach über den Posten gesagt, dieser sei «nicht vergnügungssteuerpflichtig». (awp/mc/ps)

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