Markante Gebührenunterschiede in der Schweizer Vermögensverwaltung

Markante Gebührenunterschiede in der Schweizer Vermögensverwaltung
Benjamin Manz, Gründer und CEO und Samuel Manz, Gründer und CFO moneyland.ch. (Bild: moneyland.ch)

Zürich – moneyland.ch, der unabhängige Online-Vergleichsdienst für Versicherungen und Banken, hat die Gebühren in der Schweizer Vermögensverwaltung untersucht. Resultat: Die durchschnittlichen Kosten sind sehr hoch, die Unterschiede zwischen den Instituten jedoch gross. Am günstigsten sind die digitalen Angebote der «Robo Advisors».

Die Vermögensverwaltung gehört zu den Kernkompetenzen des Schweizer Bankenplatzes. Das Schweizer Private Banking ist nach dem Ende des traditionellen Bankgeheimnisses und aufgrund neuer Regulierungen aber stark unter Druck geraten. «Noch viel stärker allerdings wird der Branche die kommende Digitalisierung zu schaffen machen», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Diese führt zu mehr Transparenz im Markt und wirkt sich gebührensenkend aus.

Schweizer Private Banking ist teuer
moneyland.ch hat die Gebühren in der Schweizer Vermögensverwaltung verglichen. Dafür sind die Produkte in der Vermögensverwaltung und Anlageberatung der wichtigsten Schweizer Universal- und Kantonalbanken untersucht worden. Resultat: Die Schweizer Vermögensverwaltung ist noch immer teuer. Die Verwaltung eines Aktien-Portfolios im Wert von 250’000 Franken kostet bis zu 5000 Franken pro Jahr, das sind jedes Jahr Gebühren in der Höhe von 2% des Anlagebetrags.

«Die Kosten sind das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Wahl der richtigen Vermögensverwaltung», erklärt Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch. Das Kriterium der vergangenen Performance kann zwar auch in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden, wird aber häufig falsch verstanden und überschätzt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die vergangene Performance eines Mandats keinen konsistenten Einfluss auf die zukünftige Performancehat. Hohe Kosten hingegen wirken sich immer negativ auf die zukünftige Rendite aus.

Die Banken sind sich der Bedeutung von hohen Gebühren wohl bewusst, weshalb diese von einigen Instituten nicht publiziert werden und nur auf Anfrage erhältlich sind. Bei Schweizer Privatbanken gehört diese Intransparenz sogar zum Standard. Das ist nicht verwunderlich: Die Gebühren der Privatbanken sind in der Regel noch höher als bei den verglichenen Retailbanken. Gerade Privatbanken fürchten, dass mehr Transparenz ihrem Geschäft schadet.

Vermögensverwaltung mit grossen Gebührenunterschieden
Für den Vergleich hat moneyland.ch so genannte Pauschalangebote verglichen. Diese beinhalten Verwaltungs-, Depot-und allfällige Beratungsgebühren. Nicht enthalten sind aber in aller Regel Steuern, Börsen-sowie Produktgebühren wie die Kosten von Anlagefonds. «Fragwürdig ist die Verwendung von teuren aktiven Anlagefonds in den Portfolios. Damit zahlen die Kunden doppelt für die Verwaltung ihrer Vermögen», gibt Moneyland-Analyst Felix Oeschger zu bedenken.

Die Kostenunterschiede zwischen den einzelnen Instituten sind markant. Beispiel: Für ein Aktien-Portfolio mit hohem Risikoprofil und einer Anlagesumme von 250’000 Franken zahlt ein Anleger beim digitalen Vermögensverwalter True Wealth jährlich 1250 Franken, mit der Vermögensverwaltung Classic der Migros Bank 3125 Franken, mit dem Invest Mandate (Index) der Credit Suisse 3375 Franken und mit dem Mandat Managed Advanced der UBS 5000 Franken. Das teuerste Angebot ist also viermal so teuer wie das günstigste Angebot.

Robo Advisors mit den günstigsten Angeboten
Die mit Abstand günstigsten Angebote in der Schweizer Vermögensverwaltung offerieren die digitalen Vermögensverwalter, die so genannten Robo Advisors. Beim Robo Advisor True Wealth kostet eine Vermögensverwaltung unabhängig von der Zusammensetzung des Portfolios 0.5% des Anlagebetrags. Eingesetzt werden nur kostengünstige passive Indexprodukte. Andere digitale Vermögensverwalter wie der Hypomat der Glarner Kantonalbank (Pauschalgebühr in der Höhe von0.6%) sind ähnlich günstig.

Robo Advisors gehören zu den Vorreitern der Fintech-Welle, sind aber in der Schweiz noch wenig bekannt. Anlageprodukte werden eben verkauft, nicht gekauft, wie es ein Bonmot der Branche auf den Punkt bringt. Die Private-Banking-Industrie lebt immer noch von den zahlreichen Verkäufern, welcheaktiv Neukunden akquirieren. Die hohen Akquisitionskosten müssen am Ende die Anleger mit hohen Gebühren zahlen.

Robo Advisors sind zwar günstig, indem sie auf eine möglichst automatisierte Vermögensverwaltung setzen, bieten dafür aber in der Regel keine Anlageberatung an. «Allerdings offerieren auch traditionelle Banken in der Regel nur für sehr reiche Kunden mit einem Anlagebetrag von mehreren Millionen Franken eine individuelle Betreuung», so Moneyland-Geschäftsführer Benjamin Manz.

Unterschiedliche Gebühren je nach Strategie
In der traditionellen Vermögensverwaltung variieren die Gebühren je nach gewählter Anlagestrategie.Dabei gilt die Regel: Je höher der Aktienanteil im Portfolio, desto teurer die Vermögensverwaltung. Am günstigsten sind Obligationen-Portfolios ohne Aktien.

Ausserdem nehmen die prozentualen Gebühren mit zunehmendem Anlagebetrag ab: Je reicher also die Kunden sind, desto günstiger erhalten sie ihre Vermögensverwaltung. Individuelle Wünsche kosten zusätzlich und sind meistens nur für sehr wohlhabende Kunden möglich.

Verhältnismässig neu ist der Trend von Pauschalgebühren unabhängig von der gewählten Strategie. So offeriert die Zürcher Kantonalbank eine Vermögensverwaltung für 1.3% des Anlagebetrags (bis 1 Million Franken) unabhängig vom gewählten Risikoprofil. Auch Swissquote setzt auf strategieunabhängige Gebühren. True Wealth geht mit einer Pauschalgebühr von 0.5% noch einen Schritt weiter: Diese ist auch unabhängig von der Anlagesumme immer gleich hoch. (moneyland.ch/mc/ps)

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