Matthias Reinhart, Geschäftsleiter VZ-Gruppe

Matthias Reinhart, Geschäftsleiter VZ-Gruppe
Matthias Reinhart, Geschäftsleiter VZ-Gruppe. (Foto: VZ Gruppe)

Matthias Reinhart, Geschäftsleiter VZ-Gruppe. (Foto: VZ Gruppe)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Reinhart, neben München, Nürnberg und Frankfurt hat die VZ-Holding 2011 eine Filiale in Düsseldorf eröffnet. Aus Nordrhein/Westfalen weht ja der Schweiz seit einiger Zeit ein besonders kalter Wind entgegen. Gibt es einen Unterschied im Kundenverhalten je nach Bundesland?

Matthias Reinhart: Das VZ konzentriert sich seit jeher auf das Onshore-Geschäft, sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Kunden aus Deutschland betreuen wir ausschliesslich in unseren deutschen Niederlassungen.  Die Auseinandersetzung um unversteuerte Vermögen mit Deutschland betrifft uns daher nicht. Auch stellen wir keine Unterschiede im Kundenverhalten je nach Bundesland fest.

Wie erklären Ihre Kundenberater den deutschen Klienten, dass sie im Gegensatz zu den Bürgern der Schweiz für ihr auf den Kapitalmärkten eingegangenes Risiko weniger gut entschädigt werden? Auf Kursgewinne ist ja in Deutschland über ein Viertel an Steuern fällig.

Deutsche müssen zwar Kursgewinne versteuern. Dafür werden in der Schweiz Dividenden und Zinserträge als Einkommen besteuert, und es werden auch Vermögenssteuern fällig. Das führt unter dem Strich sogar zu einer höheren Besteuerung von Wertschriftenanlagen als in Deutschland.

Ich fragte neulich eine Schweizer Grossbank höflich nach den Managementgebühren auf der zweiten Unterebene des von ihr angebotenen Dachfonds und bekam keine Antwort. Warum tun sich immer noch manche Banken punkto Transparenz so schwer?

Dachfonds sind wie strukturierte Produkte für die Banken eine hervorragende Möglichkeit, um Gebühren zu verstecken. Mit diesen Anlagevehikeln verdienen die Banken viel Geld. Insofern ist nachvollziehbar, warum sie hier keine Transparenz schaffen wollen. Ich empfehle Anlegern, grundsätzlich nur in Anlageprodukte zu investieren, bei denen sie wissen, wie viel Gebühren sie tatsächlich zahlen.

«Dachfonds sind wie strukturierte Produkte für die Banken eine hervorragende Möglichkeit, um Gebühren zu verstecken.»
Matthias Reinhart, Geschäftsleiter VZ-Gruppe

Bei „Eidgenossenrenditen“ unter einem Prozent fressen die Managementgebühren bald fast die gesamte Rendite von Obligationenfonds auf. Wo soll da der konservative Anleger – immerhin legt Herr oder Frau Schweizer rund zwei Drittel seines Geldes in Anleihen an – noch hin mit seinem Ersparten?

Anleger müssen heute mehr Risiken eingehen, wenn sie unter dem Strich noch Geld verdienen und ihr Vermögen schützen wollen. Sie können zum Beispiel auf Obligationen mit längeren Laufzeiten ausweichen oder auf Unternehmens- statt Staatsanleihen setzen. Viele einkommensorientierte Anleger übersehen zudem, dass die Dividenden vieler Aktien um ein Vielfaches höher sind als Zinscoupons. Diese Mehrerträge stellen einen komfortablen Puffer gegen Kursverluste dar.

Ich nehme an, der Anlagenotstand spielt Ihrem Unternehmen im Moment besonders viele Bälle zu, oder?

Wir stellen fest, dass Anleger immer mehr auf die Bankgebühren achten. Hohe Gebühren wiegen in Zeiten tiefer Zinsen besonders schwer, weil sie nicht selten die gesamte Rendite auffressen. Von dieser Entwicklung können wir insbesondere mit unserem VZ Finanzportal profitieren. Schon heute nutzen mehrere Tausend Kunden die einfachen, günstigen und intelligenten Angebote für Geldanlagen, Altersvorsorge und Hypotheken auf www.vzfinanzportal.ch. Anders als bei anderen Online-Portalen müssen sie dabei nicht auf persönliche Beratung verzichten. Anfang Jahr haben wir in Zürich die erste VZ Finanzportal Lounge eröffnet, wo sich Interessierte in ungezwungener Atmosphäre über die Angebote informieren oder an einem kostenlosen Workshop zum Thema „Intelligent Geld anlegen“ teilnehmen können.

Sie haben Ihr Finanzportal stark ausgebaut. Kannibalisieren Sie damit nicht Ihre kostenpflichtigen Beratungsdienstleistungen?

Ganz und gar nicht, das VZ Finanzportal ist eine hervorragende Ergänzung unseres herkömmlichen Geschäfts. Damit erschliessen wir ein jüngeres Kundensegment, das wir mit unseren klassischen Dienstleistungen nicht erreichen. Das Portal stellt deshalb einen wichtigen Baustein für die Zukunft der VZ-Gruppe dar. Wir werden das Portal laufend weiter ausbauen und um zusätzliche Dienstleistungen erweitern.

Ich vermute auch, dass Beratungsdienstleistungen für Nachlassplanung bei Ihnen stark wachsen, oder?

Ja, die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen nimmt auch in diesem Bereich kontinuierlich zu, denn demografisch bedingt wächst das Alterssegment der 65- bis 75-Jährigen überdurchschnittlich stark. Typischerweise kümmert man sich in diesem Alter darum, wie man das Vermögen möglichst steuergünstig an die nächste Generation übertragen, den überlebenden Ehepartner bestmöglich finanziell absichern und Anfeindungen unter den Erben vermeiden kann.

Das „VZ VermögensZentrum“ wird nächstes Jahr auf eine zwanzigjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken, im Gegensatz zu einem unabhängigen Finanzberater aus dem „grossen Nordkanton“ ohne Skandale. Nachdem der Name AWD bei der SwissLife gelöscht wurde, kommt da bei Ihnen so was wie Schadenfreude auf?

Überhaupt nicht. Der AWD und andere Strukturvertriebe waren nie direkte Konkurrenten des VZ, weil sie andere Kundensegmente bearbeiten, ein anderes Geschäftsmodell verfolgen und auf anderen Entschädigungsmodellen basieren.

«20 Jahre bedeuten in der Finanzbranche noch keinen grossen Leistungsausweis.»

Was haben Sie denn Schönes fürs Jubiläum geplant?

20 Jahre bedeuten in der Finanzbranche noch keinen grossen Leistungsausweis. Darum werden wir das Jubiläum nicht für Werbung nutzen, den Anlass aber mit unseren Mitarbeitenden natürlich gebührend feiern.

Gibt es vielleicht gar eine Jubiläumsdividende?

Wir streben eine möglichst kontinuierliche und verlässliche Dividendenpolitik an. Unser Ziel ist es, rund 40 Prozent des Reingewinns auszuschütten. Eine Ausschüttungsquote in dieser Grössenordnung wollen wir auch dieses und die nächsten Jahre beibehalten.

Im ersten Halbjahr 2012 ist die VZ-Gruppe bei Ertrag und Reingewinn zum ersten Mal seit langem nicht gewachsen. Ich nehme an, das war ein einmaliger Ausrutscher? Schliesslich nehmen Ihre verwalteten Vermögen kräftig zu.

Die Folgen der Schuldenkrise in Europa haben sich verzögert in unserem Geschäftsmodell niedergeschlagen. Das erste Halbjahr 2012 war tatsächlich schwierig. Wie bereits in unserem Halbjahresbericht kommuniziert können wir das schwächere erste Halbjahr mit einem besseren zweiten Halbjahr kompensieren.

Sie bieten auch Hypothekarberatung an. Bei den mittlerweile seit über zehn Jahren haussierenden Schweizer Immobilienpreisen müssten Sie doch den Normalverdiener mittlerweile vom Kauf von Wohneigentum warnen, oder?

Wir raten nicht generell vom Kauf von Wohneigentum ab. Wichtig ist aber, dass man ein Eigenheim im heutigen Umfeld mit ausreichend Eigenmitteln finanziert, das heisst mit mindestens 30 statt der üblichen 20 Prozent. So vermeidet man einen Engpass, falls die Immobilienpreise sinken und die Bank dann zusätzliche Eigenmittel einfordert oder eine substanzielle Rückzahlung der Hypothek verlangt.

«Wichtig ist, dass man ein Eigenheim im heutigen Umfeld mit ausreichend Eigenmitteln finanziert, das heisst mit mindestens 30 statt der üblichen 20 Prozent.»

Welches wäre im Moment die falscheste Hypothekarzinsstrategie?

Die rekordtiefen Zinsen verführen viele Hausbesitzer zu vorschnellem Handeln, nach dem Motto: zehn Jahre fest für 1,9 Prozent – was will ich mehr? Bleiben die Zinsen in den nächsten Jahren jedoch auf dem heutigen Niveau, sind selbst 1,9 Prozent im Vergleich zu einer Geldmarkthypothek teuer, die für rund 1 Prozent zu haben ist. Wer jetzt auf Geldmarkthypotheken setzt und erst in Festhypotheken wechselt, wenn sich ein Zinsanstieg abzeichnet, kann mehrere Zehntausend Franken sparen. Seit kurzem bieten wir Hausbesitzern ein Hypotheken-Überwachungssystem an, das sie automatisch per Mail informiert, wenn die Zinsen für Festhypotheken die von ihnen festgelegte Grenze überschreiten.

Zur Person
Matthias Reinhart ist Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der VZ Holding AG sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung der VZ-Gruppe. Bevor Matthias Reinhart 1992 das VZ gründete, war er fünf Jahre lang Associate und Engagement Manager bei McKinsey & Co. in Zürich und Chicago. Sein Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule St. Gallen schloss er 1986 als lic. oec. HSG ab.

Zum Unternehmen:
Das VZ ist ein unabhängiger Schweizer Finanzdienstleister. Die VZ Holding ist seit März 2007 an der SIX Swiss Exchange kotiert. Das Unternehmen hat sich vornehmlich auf die Bereiche Pensionierungsberatung, Vermögensverwaltung sowie Versicherungs- und Pensionskassenverwaltung für Unternehmen spezialisiert. Seine Dienstleistungen sind auf vermögende Privatkunden ab 55 Jahren und auf Unternehmenskunden mit mehr als 20 Beschäftigten fokussiert. Das VZ vertreibt keine eigenen Finanzprodukte und ist kein Produktevermittler, sondern finanziert sich aus Beratungshonoraren und Verwaltungsgebühren. Mit einer Kernkapitalquote von 25,2% ist die VZ Gruppe eines der solidesten Finanzinstitute der Schweiz.

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