Postfinance: Notfallplan nach Finma-Ansicht wieder nicht umsetzbar

Postfinance: Notfallplan nach Finma-Ansicht wieder nicht umsetzbar
Hansruedi Köng, ehemaliger PostFinance-CEO. (Bild: PostFinance)

Bern – Der Notfallplan der Postfinance ist bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht erneut durchgefallen: «In der Beurteilung 2023, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden sollte, ist der Notfallplan von Postfinance wieder nicht umsetzbar», sagte Postfinance-Chef Hansruedi Köng in einem Interview.

«Der Status hat sich sogar von Orange zu Rot verändert», sagte Köng in dem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Dennoch schlafe er weiterhin sehr gut. «Klar, eine negative Beurteilung des Notfallplans wirbelt im Moment viel Staub auf. Deshalb ist eine differenzierte Betrachtung wichtig.»

«Das Urteil ist ein wenig veraltet», sagte der Postfinance-Chef. Die Finma habe sich Ende 2022 auf die Geschäftszahlen von 2021 bezogen. «Damals herrschte ein negatives Marktzinsumfeld, Mitte 2022 kam die Zinswende. Heute stehen wir viel besser da – vor allem im Sinn der Notfallabsicherung.»

Zudem basiere die Beurteilung der Postfinance-Eigenmittel auf einer Auslegung der Eigenmittelverordnung, «die wir nicht teilen. Sie verlangt deutlich mehr Mittel, als unserer Meinung nach nötig sind», sagte Köng.

Postfinance würde auch höhere Anforderungen erfüllen
Beim vor zwei Wochen veröffentlichten Urteil des Bundesverwaltungsgericht, das eine Beschwerde des Finanzinstituts gegen eine entsprechende Verfügung der Finanzmarktaufsicht abgewiesen hatte, handle es sich um zwei unterschiedliche Aspekte, sagte Köng: «Die einzige Analogie besteht darin, dass wir uns über die Auslegung der Eigenmittelverordnung nicht einig sind. Im besagten Fall hat das Gericht den Ermessensspielraum der Finma gestützt.»

Sollte die Auslegung der Finma in Sachen Notfallkapital rechtskräftig werden, würde die Postfinance diese Auflage ebenso einhalten. «Mit unseren aktuellen Bilanzzahlen und Prognosen würde Postfinance selbst die erhöhten Anforderungen der Finma erfüllen», sagte der Chef der Post-Tochter.

Der Finanzdienstleister würde nicht beim nächsten Windstoss nicht weggeblasen. «Mit einer risikogewichteten Kapitalquote von 21,3 Prozent sind wir sehr gut kapitalisiert», sagte Köng. Die unterschiedliche Einschätzung betreffe die ungewichtete Kapitalquote, und sie vernachlässige die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Banken. Sie sollte viel spezifischer sein, sagte der Postfinance-Chef.

Notfallplan der CS war grün eingestuft
«Der Notfallplan von Credit Suisse war auf Grün eingestuft, und man sieht ja, was daraus geworden ist. Ein Drittel unserer Aktiva sind Giroguthaben von 40 Milliarden Franken bei der (Schweizerischen) Nationalbank. Deshalb bin ich aus dieser Risikoperspektive tiefenentspannt», sagte Köng.

Es sei sehr fragwürdig, ob das Too-big-to-fail-Regelwerk im Fall von Postfinance überhaupt sinnvoll sei. «Dieses System will richtigerweise den Staat vor Risiken schützen, die der Privataktionär eines Unternehmens übernehmen soll. Unser Aktionär ist aber schon der Staat», sagte Köng.

Auch die Postfinance habe Gelder von Credit Suisse-Kunden erhalten, allerdings nicht in grossem Ausmass: «Es gab Zuflüsse, aber sie sind unterhalb der Schwelle der normalen Monatsschwankungen von 3 bis 4 Milliarden Franken», sagte Köng.

Eine politische Forderung, wonach Banken 20 Prozent hartes Eigenkapital halten müssten, würde für die Postfinance eine «brutale Schrumpfung» bedeuten. «In den Diskussionen mit der Finma über den Notfallplan geht es um zusätzliches Gone-Concern-Kapital von ein paar hundert Millionen bis maximal 1,5 Milliarden Franken», sagte Köng.

20 Prozent würden etwa eine Vervierfachung der derzeitigen Vorgaben bedeuten. «Wer soll 15 Milliarden Franken einschiessen, der Staat? Unsere 40 Milliarden Franken risikolose Giroguthaben bei der Nationalbank müssten wir mit 8 Milliarden Franken Eigenkapital unterlegen», sagte Köng. (awp/mc/ps)

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