Risikomanagement für Banken zunehmend ein strategisch relevanter Werttreiber

Risikomanagement für Banken zunehmend ein strategisch relevanter Werttreiber

Zürich – Die Negativmeldungen in der jüngeren Geschichte der Finanzwelt machen deutlich, dass Banken und Finanzinstitute dringend ein strategisches Risikomanagement benötigen. In einem volatilen Umfeld dient das Risikomanagement nicht nur der Erfüllung aufsichtsrechtlicher Vorgaben, sondern wird zunehmend zu einem entscheidenden Faktor für die Sicherstellung von Ertragskraft und nachhaltigem Wachstum. Gemäss einer Analyse von Roland Berger Strategy Consultants steigt der Marktwert der Banken dank einer verbesserten Risikomanagement-Strategie um bis zu 24%.

«Bei vielen Banken besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Qualität, das heisst der Effektivität des Risikomanagements, und der Nachhaltigkeit der Gewinnentwicklung», sagt dazu Marc D. Grüter, Partner im globalen Competence Center Financial Services und Leiter der globalen Finance and Risk Practice.

Integration des Risikomanagements in die Gesamtstrategie
Zur bewussten Risikosteuerung ist die Integration des Risikomanagements in die Gesamtstrategie von zentraler Bedeutung. Entscheidend dabei ist die Konzentration auf Bereiche mit hohem Risikopotenzial, wobei ein Verständnis für Ursachen und Wirkungszusammenhänge unerlässlich ist. «Gerade letzteres ist jedoch ein schwieriges Unterfangen, da das Umfeld in einer VUCA-Welt (volatile/volatil, uncertain/ungewiss, complex/komplex und ambiguous/mehrdeutig) auch für Banken zusehends turbulenter und anspruchsvoller wird», ergänzt Grüter.

Bedeutung von Risikomanagement nimmt zu
Zu den Unsicherheiten eines globalisierten Marktes kommen regulatorische Veränderungen und sinkende Margen hinzu, die den Druck auf die Entwicklung innovativer Produkte und Serviceleistungen erhöhen. Neuprodukte und Neugeschäfte sind dadurch einem verstärkten Risiko ausgesetzt. Gleichzeitig hat sich im Zuge der Finanzkrise ein neues Risikobewusstsein herausgebildet. «Diese neuen Realitäten in den Finanzmärkten führen dazu, dass Risikomanagement bei Banken eine immer wichtigere Stellung einnimmt», sagt Sven Bischof, Senior Consultant im globalen Competence Center Financial Services.

Höhere Liquiditätsrisiken
Der Zusammenbruch grosser Versicherungskonzerne und die kurzfristigen Liquiditätskrisen bedeutender Banken haben gezeigt, dass ein gutes Kreditrating nicht mehr dieselbe Bedeutung hat wie in der Vergangenheit. Deshalb rücken vermehrt Fragen der Liquidität in den Fokus des Risikomanagements. Der Unsicherheitsfaktor Liquidität umfasst drei Hauptaspekte:

  • Cashflow-Risiken, die dann auftreten, wenn die tatsächlichen Cashflows von den erwarteten Cashflows abweichen.
  • Finanzierungsrisiken, die bestehen, wenn externe Finanzierungsmittel in ihrem Umfang begrenzt oder nur zu hohen Kosten erhältlich sind.
  • Das Risiko der Marktilliquidität, das dann entsteht, wenn sich Vermögenswerte (z.B. Staatsanleihen) nur zu Niedrigstpreisen verwerten lassen.

Das Bankmanagement muss einerseits die Liquiditätsreserven analysieren, um mögliche Liquiditätsrisiken abfedern zu können. Andererseits müssen Banken über genügend Kapitalreserven verfügen, um einem Solvenzrisiko vorzubeugen.

Der zunehmenden Bedeutung von Risikomanagement kann mit einer Zentralisierung der Risikofunktionen (z.B. Operational Risk Management) begegnet werden. Top-down-Vorgaben zur Ausgestaltung des Risikomanagements erleichtern die Bündelung der risikorelevanten Informationen und verbessern die Kosteneffizienz.

Es liegt auf der Hand, dass eine erfolgreiche Integration des Risikomanagements in die Gesamtstrategie zu intelligenteren und nachhaltigeren Entscheidungen führt. Dies allein genügt aber häufig nicht. Die Herausforderung besteht hauptsächlich darin, das Risikobewusstsein und die Risikokultur innerhalb einer Bank oder eines Finanzunternehmens jederzeit wach und lebendig zu halten. (Roland Berger/mc/pg)

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit rund 2.700 Mitarbeitern und 51 Büros in 36 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschliesslichen Eigentum von rund 250 Partnern.

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