Unicredit will sich mit Rundumschlag retten

Unicredit will sich mit Rundumschlag retten
Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier. (Foto: Unicredit)

Mailand – Die angeschlagene italienische Grossbank Unicredit will sich mit einem schmerzhaften Rundumschlag retten. Der neue Vorstandschef Jean-Pierre Mustier kündigte am Dienstag eine gigantische Kapitalerhöhung, die massenhafte Auslagerung von Krediten und eine Verschärfung des laufenden Sparkurses an. Auch die deutsche Tochter Hypovereinsbank wird nicht verschont. Damit soll das von der jahrelangen Rezession in Italien gebeutelte Kreditinstitut endlich wieder in sicheres Fahrwasser kommen und neues Vertrauen bei Investoren gewinnen. An der Börse kamen die Ankündigungen gut an. Unicredit-Aktien legten bis zum Mittag fast acht Prozent zu.

«Wir gehen unsere Altlasten konsequent an, um die Basis für nachhaltige Gewinne zu schaffen», sagte Mustier. Sein Ziel sei es, Unicredit zu einer der attraktivsten Banken Europas zu machen. Als wichtigster erster Schritt soll die Ausgabe neuer Aktien – wie bereits erwartet – 13 Milliarden Euro einbringen. Damit rüstet sich die Bank für die erwarteten Verluste aus dem radikalen Abbau ihrer faulen Kredite, die sich Ende September auf fast 78 Milliarden Euro beliefen.

Finanzinvestoren kaufen Kredite
Für ein Paket im Volumen von fast 18 Milliarden Euro hat Unicredit bereits mit den Finanzinvestoren Fortress und der Allianz-Tochter Pimco Abnehmer gefunden. Die erwarteten Verluste sowie weitere Rückstellungen für Darlehen, bei denen die Rückzahlung ungewiss ist, dürften im Schlussquartal dieses Jahres das Ergebnis mit 12,2 Milliarden Euro belasten.

Deshalb wird es für die Aktionäre auch keine Dividende für 2016 geben. In den Folgejahren will Unicredit dann 20 bis 50 Prozent des Gewinns ausschütten. 2019 peilt die Bank einen Nettogewinn von 4,7 Milliarden Euro und eine Eigenkapitalrendite von mehr als neun Prozent an. Ende 2015 verdiente die Bank auf vergleichbarer Basis 1,5 Milliarden Euro.

Kapitalerhöhung ist gesichert
Die Kapitalerhöhung soll im ersten Quartal 2017 über die Bühne gehen. Der Erlös ist bereits gesichert, da zahlreiche Investmentbanken die Abnahme der neuen Aktien garantieren. Das ist ein wichtiges Signal. An der Börse hat Unicredit seit Jahresbeginn rund die Hälfte verloren und ist derzeit rund 16 Milliarden Euro wert. Zunächst aber müssen die Aktionäre grünes Licht für die Kapitalerhöhung geben.

Seit seinem Amtsantritt im Juli hatte Mustier deutlich gemacht, dass die Stärkung der Kapitalpuffer für ihn oberste Priorität hat. So sammelte er bereits Milliarden durch den Verkauf der polnischen Tochter Pekao, der Fondstochter Pioneer und von Anteilen an der Onlinebank Fineco ein. Künftig will Unicredit mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 12,5 Prozent arbeiten, Ende September lag dieser Gradmesser für die Stabilität einer Bank bei 10,8 Prozent.

Einschnitte auch in Deutschland
Neben den Aufräumarbeiten in der Bilanz wird es auch im Tagesgeschäft weitere Einschnitte geben. Dazu sollen zusätzlich zu dem noch unter dem Vorgängermanagement beschlossenen Abbau 6500 Vollzeitarbeitsplätze wegfallen. Insgesamt will die Bank damit bis Ende 2019 auf vergleichbarer Basis rund 14 000 Stellen streichen. Die Kosten sollen so um 1,7 Milliarden Euro sinken. Dann will der Konzern noch über 87 000 Stellen verfügen. Im Jahr 2010 hatte die Bank noch mehr als 160 000 Mitarbeiter. Ein grosser Teil des Abbaus kommt auch durch den Verkauf von Randgeschäften.

Die neuen Einsparungen treffen auch die Hypovereinsbank. Dort fallen nun weitere 1500 Stellen weg, nachdem die Bank bereits Ende 2015 den Abbau von 1200 Jobs angekündigt hatte. Insgesamt will Mustier wie in anderen Ländern auch rund 20 Prozent der Stellen in Deutschland abbauen. Verschont werden soll dabei das Privatkundengeschäft. Dort hatte die HVB bereits in den vergangenen Jahren kräftig ausgedünnt und rund die Hälfte der Filialen aufgegeben. Die Einschnitte sind nun vor allem im Firmenkundengeschäft und im Investmentbanking geplant. Ende Dezember 2015 hatte die HVB noch 15 550 Stellen.

HVB bleibt im Konzern
Grundsätzlich will Mustier an seiner deutschen Tochter festhalten. Ein Verkauf oder zumindest ein Teil-Börsengang, über den zuletzt immer mal wieder spekuliert worden war, steht für den Manager nicht auf der Tagesordnung. Die HVB sei für den Konzern strategisch wichtig. Sie sei profitabel und habe weiteres Potenzial, sobald die Zinsen wieder steigen. (awp/mc/pg)

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