Viele Schweizer Privatbanken treten an Ort und Stelle

Viele Schweizer Privatbanken treten an Ort und Stelle
(Foto: FotolEdhar - Fotolia.com)

Zürich – Die spektakulärsten Umwälzungen im Schweizer Privatbankengeschäft liegen zwar zurück, aber das infolge der Finanzkrise völlig veränderte Umfeld sowie verschiedene Unwägbarkeiten fordern die Branche nach wie vor stark. Wie die Privatbankenstudie von KPMG und der Universität St. Gallen zeigt, weisen die wichtigsten Kennzahlen entgegen den Erwartungen insgesamt auf eine anhaltend schlechte Lage hin.

Schweiz hat gemeinsam mit der Universität St. Gallen wie jedes Jahr über 80 in der Schweiz tätige Privatbanken auf ihre Rentabilität, ihr Wachstum und Kosteneffizienz hin untersucht. Die spektakulärsten Umwälzungen im Schweizer Privatbankengeschäft liegen zwar zurück, aber das infolge der Finanzkrise völlig veränderte Branchenumfeld sowie technologische und ökonomische Unwägbarkeiten fordern die Schweizer Privatbanken nach wie vor stark.

Grundsätzlich weisen die wichtigsten Branchenkennzahlen auf eine anhaltend schlechte Lage hin. Einige private Geldinstitute sind jedoch dabei, ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle radikal zu verändern: Sie geben nicht rentable, risikoreiche Kundensegmente auf, erweitern ihr Dienstleistungsangebot, senken die Kosten aggressiv und setzen zusehends auf digitale Technologien. Dieser Veränderungsprozess soll sich künftig positiv auf die Performance auswirken.

Schlechtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis und tiefe Gewinnmargen
Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der Privatbanken erreichte 2016 mit einem Median von 84,4% den höchsten und damit schlechtesten Stand der letzten sieben Jahre. Trotz Kostensenkungs-Programmen ist es den privaten Geldinstituten nicht gelungen, die Kosten genügend schnell zu senken, um mit einer rascher sinkenden Ertragsbasis mitzuhalten.

Die sog. «Operating Income Margin» (Verhältnis zwischen dem Ertrag einer Bank und den durchschnittlichen verwalteten Vermögen) der in der Schweiz tätigen Privatbanken fiel 2016 mit einem Medianwert von 89 Basispunkten auf den tiefsten Stand überhaupt, was hauptsäch-lich dem niedrigeren Nettokommissionsertrag infolge deutlicher Zurückhaltung der Kunden sowie einem stärkeren Wettbewerb zuzuschreiben ist. 2010 lag der Median noch bei 108 Basispunkten. Auch der Zinsertrag war rückläufig, konnte sich im Jahresverlauf 2016 allerdings wieder erholen dank der Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte durch die US-Notenbank im Dezember 2015.

Stagnierende Eigenkapitalrendite und vorwiegend anorganisches Wachstum
Die Privatbanken haben es auch 2016 nicht geschafft, die Eigenkapitalrenditen zu verbessern. Der betreffende Medianwert beläuft sich für das vergangene Jahr auf lediglich 4,1% und entspricht nahezu dem Niveau der Vorjahre. Damit liegt die Eigenkapitalrendite weiterhin deutlich unter den Schätzungen von Marktanalysten von 7 bis 10%.

Die untersuchten Privatbanken konnten die verwalteten Vermögen seit 2010 deutlich steigern, dies aber vorrangig aufgrund von Übernahmen von anderen Privatbanken: 73% des Wachstums der verwalteten Vermögen sind M&A-Aktivitäten zuzuschreiben. Rund 90% dieses Wachstums sind dabei vier grossen Privatbanken zuzuschreiben, die eine sehr aktive Rolle bei der Branchenkonsolidierung spielten. Nettoneugelder machten im selben Zeitraum hingegen lediglich 15% des Wachstums bei verwalteten Vermögen aus.

Betrachtet man die Summe der verwalteten Vermögen aller untersuchten Privatbanken, kam es 2016 erstmals in den vergangenen sechs Jahren zu einem Nettoabfluss von CHF 43 Mrd. – dies entspricht per 31. Dezember 2016 3% des verwalteten Vermögens dieser Banken. Zuzuschreiben ist dieser Vermögensabfluss vorwiegend grossen sowie mittelgrossen Geldinstituten, die ihre Kernkundensegmente neu ausgerichtet und Nicht-Kernkundensegmente sehr konsequent und rasch abgebaut haben. Das am 1. Januar 2017 in Kraft getretene Bundesgesetz über den internationalen Automatischen Informationsaustausch (AIA) dürfte neben strategischen Überlegungen mit ein wichtiger Grund für diese Entschlossenheit gewesen sein.

Deutliche Abkühlung der Übernahmeaktivitäten
Die Konsolidierung im Privatbankensektor hat sich letztes Jahr merklich abgeschwächt. 2015 handelte es sich bei insgesamt 15 Transaktionen in der Branche in neun Fällen um eine Übernahmen von Schweizer Privatbanken. Letztes Jahr waren bei insgesamt elf Transaktionen lediglich zwei Übernahmen zwischen Schweizer Privatbanken zu verzeichnen. Weil die Privatbanken ihre Kernkundensegmente neu ausgerichtet und gleichzeitig ihre Zielkundensegmente enger definiert haben, ging die Nachfrage nach Übernahmen auf Käuferseite zurück, während auf Verkäuferseite zu hohe Erwartungen hinsichtlich des Verkaufspreises vorherrschten.

Die Umwälzungen im Schweizer Privatbankengeschäft haben vor allem kleinere Institute stark getroffen: 80% (41 von 51) der in der Schweiz tätigen Privatbanken, die in den letzten Jahren vom hiesigen Markt verschwunden sind oder sich zurückgezogen haben, zählen zu den kleinen Geldhäusern. Der Medianwert der Eigenkapitalrendite in der Gruppe der sogenannten «Weak Performer», also der Gruppe der schwächsten Privatbanken, lag 2016 bei -9%. Davon sind 83% kleine Privatbanken. Es ist deshalb zu erwarten, dass weitere kleine Privatbanken von der Bildfläche verschwinden werden.

Es haben sich aber auch vereinzelte kleine Nischenanbieter herauskristallisiert, die sich äus-serst erfreulich entwickeln und per Ende 2016 nahezu die Hälfte der sogenannten «Strong Performer» ausmachten. Auch bei den «Weak Performern», die 2015 noch den grössten Performance-Cluster bildeten, haben einige Banken – auch kleine – spürbare Fortschritte erzielen können und sind entsprechend in den «Lower-Mid»-Cluster aufgestiegen, der 2016 neu die grösste Performance-Kategorie ausmachte – allerdings auch aufgrund der Tatsache, dass sich die Performance einer beutenden Zahl von Privatbanken aus dem «Upper Mid»-Cluster verschlechtert hat. (KPMG/mc/pg)

Studie

 

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