Gewinnrückgang bei der Zürcher Kantonalbank

Gewinnrückgang bei der Zürcher Kantonalbank
(Foto: ZKB)

Zürich – Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) spürt den Margendruck im Zinsgeschäft, sie hat im ersten Halbjahr 2019 weniger verdient. In ihrem wichtigsten Bereich, dem Hypothekargeschäft, wuchs die ZKB langsamer als der Gesamtmarkt.

Die grösste Schweizer Kantonalbank verbuchte einen Gewinnrückgang von 4,8 Prozent auf 418 Millionen Franken und der Geschäftserfolg als operative Grösse sank um 3,8 Prozent auf 419 Millionen. Grund dafür waren insbesondere geringere Zinseinnahmen. Der Ertragsrückgang konnte nur teilweise durch Kostenreduktionen (-3,2%) kompensiert werden, teilte die Bank am Freitag mit.

Langsames Hypothekenwachstum
Der Geschäftsertrag der ZKB sank von Januar bis Juni um 3,9 Prozent auf 1,17 Milliarden Franken. Dazu trug das Zinsengeschäft mit 606 Millionen Franken erneut den Löwenanteil bei, das waren aber 2,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Denn das Hypothekargeschäft bei der ZKB wuchs nur noch um 1 Prozent, womit die Bank etwas hinter dem Gesamtmarkt (+1,5%) zurückblieb. Insgesamt lagen die Hypothekarausleihungen per Jahresmitte bei 82,1 Milliarden Franken.

Wird das eine Prozent Wachstum auf das ganze Jahr hochgerechnet, ergäbe sich für die ZKB ein Wachstum von rund 2 Prozent im Gesamtjahr. Dies vergleicht sich mit den 2,7 Prozent in 2018. Deutlich schneller wuchs die Bank noch 2016 mit einem Plus von 5,0 Prozent.

Selektive Ausleihungen
Die Bank begründet die langsamere Expansion der Hypothekenausleihungen mit den eigenen «hohen Qualitätsstandards». Will heissen, die Bank schaut bei der Vergabe von Immobilienkrediten genau hin.

Auch die Raiffeisen bremst: Der mit 182,2 Milliarden Franken grösste Immobilienfinanzierer der Schweiz meldete diese Woche einen Zuwachs von nur noch 1,5 Prozent im Halbjahr.

Mit gutem Grund: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Banken und Kreditnehmer mit Blick auf den sehr dynamischen Immobilienmarkt schon mehrmals zu grösserer Vorsicht bei der Hypotheken-Vergabe gemahnt. Zuletzt forderten die Währungshüter gar eine überarbeitete Selbstregulierung oder höhere Kapitalvorschriften für besonders exponierte Banken.

Harte Konkurrenz
Neben den tiefen Zinsen erwähnt die ZKB aber auch eine starke Konkurrenz im Hypothekengeschäft. In der Tat vermeldeten zuletzt verschiedene Kantonalbanken, etwa die Thurgauer, die St. Galler oder die Basellandschaftliche, ein stärkeres Hypothekenwachstum als ZKB und Raiffeisen.

Zudem mischen Versicherungen und Pensionskassen den Immobilienmarkt auf; sie steigerten ihre Ausleihungen zuletzt überdurchschnittlich. Ihr Marktanteil ist aber mit 1,7, respektive 3,8 Prozent per Ende 2018 aber weiterhin tief. Institutionelle Investoren dürften aber angesichts der negativen Zinsen bei der SNB weiter in den Sektor drängen.

82 Millionen Negativzinsen
Apropos SNB: Die ZKB hat im ersten Halbjahr 2019 der Nationalbank Negativzinsen in der Höhe von 82 Millionen Franken abgeliefert, wie ein Sprecher auf Anfrage von AWP sagte. Diese würden wie bisher differenziert weitergegeben. Negativzinsen für Kleinsparer seien aber indes «kein Thema».

Die Kundenvermögen stiegen derweil in der Berichtsperiode um 20,3 Milliarden auf rekordhohe 315,5 Milliarden Franken. Dabei hätten der Netto-Neugeldzufluss 2,5 Milliarden und die positive Marktentwicklung 17,7 Milliarden zum Wachstum beigetragen.

«Die Entwicklungen im Zinsumfeld werden uns auch im zweiten Halbjahr herausfordern», sagte Bankchef Martin Scholl in dem Communiqué. Gleichzeitig werde die Unsicherheit an den Märkten aufgrund der geopolitischen Entwicklungen anhalten. Scholl gibt sich aber überzeugt, dass die ZKB auch im zweiten Halbjahr ein «gutes» Ergebnis erwirtschaften wird.

Die ZKB zählt zu den grössten Banken der Schweiz und gilt als systemrelevantes Institut. (awp/mc/pg)

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