Airbus rechnet mit weiter steigender Flugzeug-Nachfrage

Airbus rechnet mit weiter steigender Flugzeug-Nachfrage
Frachtversion geplant: Airbus A350. (Foto: Airbus)

Paris – Der europäische Flugzeugbauer Airbus rechnet in den nächsten 20 Jahren mit einem weiter steigenden Bedarf an Verkehrsjets. In den Jahren 2019 bis 2038 würden weltweit voraussichtlich 39 210 neue Passagier- und Frachtmaschinen benötigt, teilte das Unternehmen am Mittwoch in London mit. Das sind rund 1800 Maschinen mehr, als 2018 für die folgenden zwei Jahrzehnte vorausgesagt. Bei den Passagierflugzeugen bezieht sich Airbus auf Typen mit mindestens 100 Sitzplätzen.

Die weltweite Flugzeugflotte dürfte sich demzufolge bis zum Jahr 2038 auf fast 48’000 Jets mehr als verdoppeln, schätzt Airbus-Verkaufschef Christian Scherer. Der Luftverkehr werde im jährlichen Schnitt voraussichtlich um 4,3 Prozent wachsen, sagte Airbus-Marktexperte Bob Lange. Hintergrund sei die wachsende Mittelschicht in Weltregionen wie Asien. «Wenn die Menschen mehr verdienen, werden sie mehr reisen.» In Indien werde sich der Flugverkehr bis zum Jahr 2038 fast verfünffachen, schätzt man bei Airbus.

Stärkste Nachfrage in Asien-Pazifik
Aus der Region Asien-Pazifik erwartet der Flugzeugbauer einen Grossteil der Nachfrage – mit insgesamt mehr als 16’500 neuen Jets in den kommenden 20 Jahren. Das sind mehr als in Europa und Nordamerika zusammen.

Gefragte Mittelstreckenjets
Der Grossteil der erwarteten Auslieferungen entfällt auf die Mittelstreckenjets wie den Airbus A320neo und Boeings Krisenjet 737-Max. Sie stehen für gut drei Viertel der prognostizierten Nachfrage. Allerdings gilt für die Boeing 737-Max seit März nach zwei tödlichen Abstürzen ein weltweites Flugverbot, dessen Ende noch offen ist. «Wir erwarten, dass wir in diesem Segment einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent halten können», sagte Scherer. Dabei rechne er nicht damit, dass neue Wettbewerber – etwa aus China oder Russland – eine nennenswerte Rolle im Markt spielen werden.

Produktionsende für den A380
Airbus hat unterdessen im Februar das Produktionsende für den weltgrössten Passagierjet A380 beschlossen und seine Marktprognose jetzt anders gegliedert. Verkaufschef Scherer spricht jetzt nur noch von kleinen Typen wie dem Airbus A320neo, mittleren wie dem Airbus A330 und grossen wie dem Airbus A350. Das Segment der grossen Jets macht mit 4120 Maschinen in 20 Jahren rund zehn Prozent der erwarteten Nachfrage aus. Die «sehr grossen» Flugzeuge – darunter bisher der Airbus A380 und Boeings Jumbo-Jet 747-8 erfasst Airbus nicht mehr als eigenständiges Segment.

Nicht mehr Auslieferungen
Trotz prall gefüllter Auftragsbücher rechnet die Airbus-Führung nicht damit, die Flugzeug-Auslieferungen in den kommenden beiden Jahren wesentlich auszuweiten. Der Hersteller werde 2020 und 2021 zahlenmässig eine Pause einlegen, weil die Komplexität der Produktion durch neue Modelle zunehme, hatte Konzernchef Guillaume Faury der Zeitung «Die Welt» (Dienstag) gesagt. Für 2019 peilt er weiterhin 880 bis 890 Auslieferungen an.

Erreicht Airbus dieses Ziel, könnte der Konzern erstmals seit Jahren mehr Flugzeuge an die Kundschaft bringen als Erzrivale Boeing und den US-Konzern somit als Branchenführer überholen. Boeing steckt wegen seiner Unglücksjets 737 Max in einer schweren Krise. Faury zufolge hat sein Konzern davon aber keine Vorteile. Denn die Airbus-Produktion sei bis 2024 ausgebucht.

Die zuletzt gesunkene Zahl der Flugzeug-Bestellungen im Vergleich zu den starken Vorjahren beunruhige ihn nicht, sagte Scherer nun. Nach einigen starken Jahren mit viel mehr Aufträgen als Auslieferungen könne man sich einige schwächere Jahre leisten. Dauerhaft mehr Bestellungen zu haben, als man abarbeiten könne, wäre auch keine gesunde Entwicklung, argumentierte er. (awp/mc/pg)

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