Studie: Fossiler Energieverbrauch hat Höhepunkt überschritten

Studie: Fossiler Energieverbrauch hat Höhepunkt überschritten
Die Kohle für europäische Kohlekraftwerke soll nicht mehr aus Russland kommen.

London – Der weltweite fossile Energieverbrauch hat nach einer neuen Studie zweier Nichtregierungsorganisationen seinen Höhepunkt mutmasslich bereits im Jahr 2018 überschritten. Wegen der stark gesunkenen Kosten von Sonnen- und Windenergie würden viele Entwicklungsländer Kohle und Gas beim Ausbau ihrer Energieversorgung quasi überspringen, argumentieren die britische Initiative Carbon Tracker und das indische Institut CEEW in dem am Mittwoch veröffentlichten Papier.

Grundlage der Studie sind vor allem die Daten und Prognosen der Internationalen Energieagentur IEA und der OECD. Ausgangspunkt ist, dass der Energieverbrauch in Schwellen- und Entwicklungsländern weit schneller steigt als in den Industriestaaten des Westens und Japan.

2019 verbrauchte ein durchschnittlicher US-Bürger nach Daten der OECD über 10 Megawattstunden Strom pro Kopf, Europäer und Chinesen unter 6 Megawattstunden, Inder und Afrikaner hingegen nur etwa eine Megawattstunde.

Bis 2040 werden demnach 88 Prozent des steigenden Energiebedarfs in den sogenannten «emerging markets» anfallen – an erster Stelle China, gefolgt von Indien und Ländern wie Vietnam. In den entwickelten Industriestaaten wurde der Höhepunkt des fossilen Energieverbrauchs nach Daten der OECD bereits 2007 überschritten.

Schlüsselrolle Chinas
China spielt eine Schlüsselrolle, da die Volksrepublik weltgrösster Emittent von Treibhausgasen ist und der Energiebedarf nach wie vor rasant wächst. Die Autoren gehen davon aus, dass fast 40 Prozent des steigenden Weltenergiebedarfs bis 2040 in China anfallen werden. Derzeit wird in China noch mehr Kohlestrom zugebaut als Ökostrom, doch gehen die Autoren davon aus, dass sich dies bis 2025 ändern wird.

Abgesehen von China wird der Studie zufolge der steigende Energieverbrauch in Schwellen- und Entwicklungsländern bereits jetzt zum allergrössten Teil durch erneuerbare Energien gedeckt. Demnach wurden 2019 87 Prozent des Zuwachses der Stromproduktion mit Hilfe von Wind und Sonne erzeugt. In Summe aber spielt vor allem die Windkraft in diesen Ländern mit 4 Prozent Anteil an der Stromproduktion bislang noch eine untergeordnete Rolle in der Energieerzeugung.

Eine Analogie sehen die Autoren in der Entwicklung des Telefons in den vergangenen Jahrzehnten: Viele Entwicklungsländer haben nie ein Festnetz aufgebaut. Stattdessen sind sogar in von jahrzehntelangen Kriegen heimgesuchten Ländern wie Afghanistan funktionierende Mobilfunknetze entstanden. (awp/mc/ps)

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