USA: Inflationsrate steigt moderater als erwartet
Washington – In den USA hat sich die Inflation im September weniger als erwartet verstärkt. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 3,0 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Im August hatte die Inflationsrate 2,9 Prozent betragen. Volkswirte hatten hingegen im Schnitt einen Anstieg auf 3,1 Prozent erwartet.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise in der grössten Volkswirtschaft der Welt um 0,3 Prozent. Hier war ein Anstieg um 0,4 Prozent erwartet worden.
Die Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, ging im Jahresvergleich von 3,1 auf 3,0 Prozent zurück. Analysten hatten einen unveränderten Wert erwartet. Die Daten wurden verspätet veröffentlicht. Grund ist die teilweise Schliessung von Regierungsbehörden (Shutdown). Die Verbraucherpreisdaten wurden trotz des Shutdowns veröffentlicht, da sie etwa auch für die Berechnung von Sozialausgaben benötigt werden. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg werden im November wohl keine Verbraucherpreisdaten veröffentlicht.
Zollpolitik noch ohne grosse Auswirkungen auf Preisentwicklung
Die aggressive Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat offenbar noch keine starken Auswirkungen auf die Preisentwicklung. «Der Preisauftrieb in den USA zeigt sich auch im September vergleichsweise zurückhaltend, gemessen am Ausmass der vergangenen Anhebung der US-Importzölle», kommentierte Volkswirt Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Deren Effekte kämen bisher noch immer nur gedämpft bei den Verbrauchern an.
Die Inflation liegt aber immer noch über dem mittelfristigen Inflationsziel der US-Notenbank von zwei Prozent. Trotzdem gehen Ökonomen für die kommende Woche fest von einer erneuten Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte aus. Diese Erwartung wird vor allem mit dem schwächelnden Arbeitsmarkt begründet. Allerdings wurden wegen des Shutdowns zuletzt auch keine Arbeitsmarktdaten veröffentlicht.
«Eine Zinssenkung in der kommenden Woche ist gesetzt», schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Zudem erwarte er im Dezember eine erneute Lockerung der Geldpolitik. «Ob es im kommenden Jahr zu weiteren deutlichen Zinssenkungen kommt, dürfte derweil davon abhängig sein, wie sich die Zölle auf den weiteren Teuerungsverlauf durchschlagen.»
Die Finanzmärkte reagierten auf die Daten, da sie die Zinssenkungserwartungen verstärkten. So geriet der US-Dollar zu allen wichtigen Währung unter Druck. Die Renditen von US-Staatsanleihen gaben nach. Der deutsche Leitindex Dax legte vorübergehend etwas zu. (awp/mc/pg)