Dr. Norbert Klapper, CEO Rieter

Dr. Norbert Klapper, CEO Rieter. (Foto: Rieter)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Klapper, Rieter hat im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und sich neue Aufträge im Umfang von 655,5 Mio Franken gesichert. In welchem Marktumfeld kam dieses Resultat zustande?

Norbert Klapper: Das Marktumfeld zeigte sich im ersten Halbjahr andauernd freundlich. Der Weltmarkt für Maschinen und Komponenten entwickelte sich für Rieter günstig. Gleichzeitig hielt die unterschiedliche regionale Dynamik an. Nach der Umsetzung  des Investitionsprogramms 2012/2013 ist Rieter in einer starken Position und hat das gute Umfeld gut genutzt.

Die Konjunkturentwicklung in China oder Indien hat sich verlangsamt. Wie haben sich diese für Rieter wichtigen Märkte entwickelt?

In China war der Markt für Stapelfasermaschinen angespannt. Dies lag an der Kreditsituation für Spinnereibetriebe und an den hohen Baumwollpreisen, die in China höher sind als im Rest der Welt. Ausserdem  war der Markt für Viscose, den Rieter mit Rotorspinnmaschinen bedient, nach wie vor gedämpft. Demgegenüber war die Nachfrage bei den Ringspinnmaschinen gut.

«Nach der Umsetzung  des Investitionsprogramms 2012/2013 ist Rieter in einer starken Position und hat das gute Umfeld gut genutzt.»
Dr. Norbert Klapper, CEO Rieter

Zusätzlich zu Ihrer Funktion als CEO leiten Sie auch die Business Unit Spun Yarn Systems (Maschinen, Anlagen und Komponenten für die Herstellung von Garnen). Gegenüber dem 2. Halbjahr 2013 ist ein markant höherer Bestellungseingang festzustellen. Welche Faktoren wirkten sich hier positiv aus?

Der weltweite Trend zu Maschinen im oberen Qualitätssegment mit hoher Automatisierung und Leistungsfähigkeit hielt auch im ersten Semester 2014 an. Rieter verfügt in diesem Segment dank gezielten Innovationen und einer weltweit starken Marktposition über einen erheblichen Wettbewerbsvorteil.

Was prägte das Geschäft in der Business Unit Premium Textile Components (Technologiekomponenten und Serviceleistungen für Spinnereien und Maschinenhersteller) im 1. Halbjahr?

Es gibt einerseits das Geschäft mit den Maschinenherstellern, wozu auch die Business Group Spun Yarn Systems gehört, anderseits das Geschäft mit den Spinnereibetrieben. Das Geschäft mit Herstellern war vom guten Geschäftsgang bei SYS geprägt. Davon profitierte PTC als interner Zulieferer. Das Komponentengeschäft  mit Spinnereien entwickelte sich der Marktlage entsprechend gut.

Wie stark profitiert Rieter heute von den im Rahmen des grossen Investitionsprogramms 2012/13 getätigten Investitionen?

Rieter hat im Rahmen des Investitionsprogramms 2012/2013 zusätzliche Kapazitäten in China und Indien aufgebaut. Sie haben die gute Entwicklung im ersten halben Jahr wesentlich begünstigt.

Der weltweite Trend zu Maschinen mit hoher Automatisierung und Leistungsfähigkeit hält an. Wie flexibel können Sie auf spezifische Kundenbedürfnisse reagieren?

Rieter ist dafür bekannt, gut auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Es ist beispielsweise auch üblich, dass wir in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden ganz spezifische Lösungen für sein Problem entwickeln. Wir nutzen dies auch gezielt, um Innovationen zu entwickeln.

«Bei Rieter gibt es nur einen Standard für Arbeitssicherheit. Er gilt auf der ganzen Welt, für alle Standorte.» 

Welchen Einfluss auf die Erkennung der Kundenbedürfnisse hat der Ausbau der Präsenz in Asien?

Wir sind im Land verankert, auch was die lokale Mentalität angeht. Wir pflegen dadurch einen noch intensiveren Austausch mit unseren Kunden. Auf dieser Basis können wir die Bedürfnisse der Kunden rascher, präziser und umfassender erkennen.

Die Zahl der festangestellten Mitarbeiter ist vor allem an den neuen Standorten in Asien gestiegen. Wie sorgt Rieter in Ländern, in denen die Arbeitsbedingungen immer wieder für Negativ-Schlagzeilen sorgen, für gute und sichere Arbeitsplätze?

Bei Rieter gibt es nur einen Standard für Arbeitssicherheit. Er gilt auf der ganzen Welt, für alle Standorte. In China und Indien investieren wir auch in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Wir haben das duale Ausbildungssystem nach Schweizer Vorbild an beiden Standorten eingeführt. Unser  Nachhaltigkeitsbericht, der im August erscheint, berichtet darüber.

Zur Bewältigung der Bestellmengen beschäftigten Sie Ende Juni 1265 temporäre Mitarbeitende. Welche anderen Möglichkeiten haben Sie,  um in diesem stark zyklischen Geschäft Schwankungen auszugleichen?

Es hat sich in unserer Branche bewährt, den Ausgleich des Zyklus‘ über einen gewissen Prozentsatz Temporärer zu bewältigen.

Wo liegen die Schwerpunkte der im 1. Halbjahr getätigten Investitionen von 12,5 Mio Franken?

Es handelt sich im Wesentlichen um Ersatzinvestitionen für Infrastruktur, Maschinen etc.

21,5 Mio Franken gingen in den F&E-Bereich. Mit welchen Innovationen ist in den kommenden Jahren zu rechnen?

Wir informieren über technische Innovationen, wenn diese die Marktreife erreicht haben.

Worauf legt Rieter in der 2. Jahreshälfte den Fokus und von welcher Nachfrageentwicklung gehen Sie aus?

Unser Fokus liegt klar auf der Umsetzung: Wir erwarten ein Umsatzwachstum mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich. Das heisst, dass wir im zweiten Halbjahr auf einen Umsatz von über 600 Mio Franken hinsteuern. Das ist eine Herausforderung für die Mannschaft.  Wir arbeiten nach Abschluss des Investitionsprogramms ausserdem intensiv daran, diese Investitionen optimal zu nutzen.  Und wir erwarten eine weiterhin stabile Nachfrage, allerdings auf einem leicht tieferen Niveau als im starken ersten Halbjahr.

Herr Klapper, besten Dank für das Interview.

Zur Person:

  • Chief Executive Officer und Leiter Business Group Spun Yarn Systems
  • Deutscher Staatsangehöriger
  • Dipl. Wirtschaftsingenieur
  • 1989 bis 1993 Technische Universität München;
  • 1993 bis 2000 Arthur D. Little, Geschäftsführender Partner Deutschland und Österreich, München;
  • 2000 bis 2005 Dürr AG, Stuttgart, Mitglied des Vorstands;
  • 2005 bis 2010 Voith Industrial Services Holding GmbH / Facility Services Europe, Stuttgart, Geschäftsführer;
  • 2011 bis 2013 Voith Turbo GmbH&Co. Kommanditgesellschaft, Geschäftsführer

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