Jens Breu, CEO SFS, im Interview

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Breu, die SFS Group hat in der ersten Jahreshälfte den Umsatz deutlich gesteigert, einen höheren Reingewinn erzielt und auch die Profitabilität gesteigert. Welches waren die wichtigsten Wachstumstreiber?

Jens Breu: Es ist uns gelungen, die Wachstumsdynamik des Vorjahres weiterzuführen und den Umsatz um knapp 10% zu steigern. Das Wachstum war in Bezug auf Branchen und Regionen breit abgestützt.

Geht es in diesem Stil bis Ende Jahr weiter?

Für das zweite Semester erwartet SFS, unter Annahme gleicher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, eine Fortführung des Umsatzwachstums und für das Gesamtjahr eine Steigerung des Umsatzes um 7 – 9%. Das zweite Halbjahr, in welchem wir gegenüber einer starken Vorjahresperiode gemessen werden, ist in unserem Geschäft aber immer auch von Unsicherheiten geprägt, wie z.B. dem Erfolg der Produktlancierungen im Bereich Electronics oder auch einem frühen Wintereinbruch, der die Aktivitäten im Baubereich negativ beeinflusst.

«Das neue Werk in Nantong konsolidiert einen Teil der Geschäftsaktivitäten der SFS Group in China. Damit schaffen wir eine Plattform, welche unsere gesamte Wertschöpfungskette umfasst.»
Jens Breu, CEO SFS

Die SFS Group hat in der ersten Jahreshälfte deutlich mehr investiert (+44% auf 69,5 Mio Franken). In welche Bereiche flossen die Investitionen?

Der grösste Teil der Investitionen, 75.9 %, floss in das Segment Engineered Components, welches auch die höchste Kapitalrentabilität ausweist. Wichtigste Treiber waren die umfangreichen Investitionen in Produktionsanlagen zur Realisierung der anspruchsvollen Neuprojekte sowie der Bau der neuen Produktionsplattform in Nantong (China) nördlich von Shanghai.

Welche Möglichkeiten ermöglicht der Standort Nantong der SFS Group in China?

Dieses neue Werk konsolidiert einen Teil der Geschäftsaktivitäten der SFS Group in China. Damit schaffen wir eine Plattform, welche unsere gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Das Werk ist für die Entwicklung unserer Aktivitäten in China von grosser Bedeutung und schafft den Raum für neue Wachstumsprojekte. Mit einer Gebäudefläche von rund 77’000 m² wird das Werk in Nantong der zweitgrösste Standort der SFS Group. Die Fertigstellung ist auf Anfang 2019 geplant.

Diese hohen Vorleistungen für künftige Projekte in der Hauptsparte Engineering Components – können Sie uns da ein Beispiel nennen?

In der Division Electronics, zum Beispiel, arbeiten wir seit über einem Jahr intensiv an Produkten, welche uns ein völlig neues Anwendungsgebiet erschliessen. Diese Produkte werden hauptsächlich auf Basis der Kaltmassivumformung realisiert – der Kerntechnologie von SFS. Wir erwarten, dass im zweiten Halbjahr erste Umsätze realisiert werden.

«Im Automotive-Bereich sehen wir für uns die wichtigsten Innovationstrends in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Effizienz.» 

Welches sind die wichtigsten Innovationstrends im Automotive-Bereich?

Wir sehen für uns die wichtigsten Innovationstrends in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Effizienz. Übergeordnet sind es die generelle Elektrifizierung der Fahrzeuge und das autonome Fahren. Diese Trends sind stabil und unverändert wichtige Wachstumstreiber für SFS.

Festplattenlaufwerke sind ja eigentlich ein schrumpfendes Segment. Wie gelingt es SFS in der Engineering Components-Division Electronics, die Umsätze dennoch zu steigern?

Diese positive Entwicklung konnten wir bereits 2017 beobachten. Die wichtigsten Treiber sind: die verbesserte Positionierung bei den Kunden, die Realisierung von Innovationsprojekten und die Erschliessung neuer Anwendungen. Der Markt für Festplattenlaufwerke ist wohl ein schrumpfender, aber aufgrund seiner hohen Anforderungen ein für uns unverändert attraktiver Markt.

Ist davon auszugehen, dass die Investitionstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte ein ähnliches Level erreicht?

Ja, die hohe Investitionstätigkeit, ausgelöst durch wichtige Kundenprojekte und die Realisierung des erwähnten Werks in China, wird auch im zweiten Semester anhalten. Wir erwarten für das gesamte Geschäftsjahr 2018 Investitionen von über 8.5 % des Nettoumsatzes.

Das Segment Fastening Systems entwickelt, produziert und vertreibt mit den Divisionen Construction und Riveting anwendungsoptimierte, mechanische Befestigungssysteme. Wie äussert sich die in den beiden Divisionen Construction und Riveting erreichte «Schärfung des Produktionsprofils»?

Wir hatten historisch gewachsene Produktionsstätten, die unter einem Dach unterschiedliche Produkte für verschiedene Anwendungsfelder mit sehr unterschiedlichen Anforderungen hergestellt haben. Durch die Schärfung der Produktionsprofile gestalten wir die Produktionsstätten homogener, was eine Spezialisierung auf die jeweiligen Produkte erlaubt, die Effizienz steigert und eine bessere Ausschöpfung der Skaleneffekte ermöglicht.

Was prägte das Geschehen in der Sparte Distribution & Logistics (D&L)?

Erfreulich ist, dass wir das Umsatzwachstum deutlich beschleunigen konnten. Die starke Erhöhung der Einkaufskosten beeinflusste das Ergebnis von D&L auch im 2018. Die Weitergabe der Preissteigerungen in der Lieferkette ist zeitverzögert erfolgt und erwies sich als anspruchsvoll. Das erste Halbjahr wurde aber auch durch eine Fokussierung des Leistungsspektrums in verschiedenen Bereichen von (D&L) geprägt. Dazu zählen die Lancierung des neuen eShops, die Stärkung des Angebots für den Fach- und Grosshandel sowie der Verkauf der Sicherheitstechnik im Bereich Beschläge.

«In Fällen wie bei den aktuellen Importzöllen auf Rohmaterialien, welche durch die USA erhoben werden, gehen wir davon aus, dass diese Zusatzkosten direkt an die Kunden weiterbelastet werden können.» 

Ausgehend von den USA verschärfen sich Handelskonflikte weltweit. Welchen Einfluss könnten diese auf die Geschäft der SFS Group haben?

Das ist schwierig abzuschätzen. In Fällen wie bei den aktuellen Importzöllen auf Rohmaterialien, welche durch die USA erhoben werden, gehen wir davon aus, dass diese Zusatzkosten direkt an die Kunden weiterbelastet werden können. Sollten aber Endprodukte von Zöllen betroffen sein, in denen SFS Produkte eingebettet sind, könnten sich diese negativ für uns auswirken. Aufgrund unserer ausbalancierten Aufstellung hinsichtlich Endmärkten und Regionen sowie unserer globalen Produktionsplattform sind wir allerdings zuversichtlich, dass SFS auch in einem schwierigeren wirtschaftlichen Klima gute Karten hat.

Herr Breu, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Jens Breu hat eine Lehre als Maschinenmechaniker bei Krupp Presta in Oberegg absolviert. Im Jahr 1995 begann er bei SFS in Heerbrugg als Projektleiter in der Werkzeugkonstruktion und wechselte im Jahr 2000 in die Niederlassung in den USA, wo er als Verantwortlicher der Produktion bis 2008 für den Aufbau der Produktionsstandorte verantwortlich war. Zu dieser Zeit absolvierte er auch einen MBA an der Cleveland State University. Nach seiner Rückkehr nach Heerbrugg arbeitete er in verschiedenen Führungspositionen und ist seit 2016 CEO der SFS Group.

Zum Unternehmen:
SFS ist ein weltweit tätiges Unternehmen für mechanische Befestigungssysteme und Präzisionsformteile. Die SFS Group AG umfasst die drei Segmente Engineered Components, Fastening Systems und Distribution & Logistics, welche die entsprechenden Geschäftsmodelle repräsentieren. Im Segment Engineered Components agiert SFS als Entwicklungs- und Herstellpartner für kundenspezifische Präzisionsformteile, Befestigungslösungen und Baugruppen. Im Markt tritt Engineered Components mit den vier Divisionen Automotive, Electronics, Industrial und Medical auf. Das Segment Fastening Systems, bestehend aus den zwei Divisionen Construction und Riveting, entwickelt, produziert und vertreibt anwendungsoptimierte, mechanische Befestigungssysteme. Im Segment Distribution & Logistics ist SFS ein führender Partner für Befestiger, Werkzeuge, Beschläge sowie innovative Logistiklösungen in der Schweiz. Die SFS Group ist weltweit in 26 Ländern mit mehr als 80 Vertriebs- und Produktionsstandorten präsent. Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2017 mit rund 9’500 Mitarbeitenden (FTE) einen Umsatz von CHF 1’632.7 Mio.

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