Matthias Bopp, CEO Micronas

Matthias Bopp, CEO Micronas

Matthias Bopp, CEO Micronas. (Foto: Micronas)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Bopp, der Auslastungsgrad am Standort Freiburg im Breisgau hat wieder zufriedenstellende 80% erreicht. Gleichzeitig sendet jedoch die europäische Automobilindustrie, einer Ihrer wichtigsten Halbleiter-Kunden, Alarmsignale. Welche Vorsichtsmassnahmen treffen Sie?

Matthias Bopp: Micronas hat sich in den ersten neun Monaten 2012 positiv entwickelt und die Umsätze und Erträge gesteigert. Die Freiburger Fertigungsanlagen waren zu circa 80 Prozent ausgelastet. Im Verlauf des dritten Quartals fiel die Auslastung leicht unter 80 Prozent. Durch die Abschwächung der Automobilindustrie im vierten Quartal wird auch bei Micronas eine Reduzierung des Umsatzes im vierten gegenüber dem dritten Quartal erwartet. Wir haben zunächst für Teile der Fertigung eine erweiterte Schliessung über das Jahresende vorgesehen. Wir stehen im engen Kontakt zu unseren Kunden und zu den Automobilherstellern, um gegebenenfalls schnell auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Bei den Flachbildschirmen leisten sich die grossen Hersteller einen erbitterten Preiskampf. Sind Sie im Nachhinein froh, dass sich Micronas 2009 von der Sparte Unterhaltungselektronik  getrennt hat?

Die Entscheidung war eindeutig richtig, und wir sind davon überzeugt, dass Micronas mit der Ausrichtung auf den Bereich Automotive auf dem richtigen Weg ist.

Nach der Erdbebenkatastrophe in Japan hat Micronas in diesem Markt stark vom Basiseffekt, also von der Wiederaufnahme der Produktion in der japanischen Autoindustrie und auch vom starken japanischen Yen profitiert. Für einmal ist der Yen jetzt sehr schnell und stark gefallen. Betreibt Ihr Finanzchef da irgendeine Art der Absicherung?

Im Rahmen unserer internen Hedging-Policy sichern wird unsere Yen-Umsätze über verschiedene Hedging-Instrumente ab. Dabei können mehr als die Hälfte der geplanten Yen-Umsätze abgesichert werden.

Wie alle Firmenchefs sind auch Sie im Augenblick mit Ihrem Ausblick sehr vorsichtig. Wann können die Aktionäre von Micronas einmal wieder von der starken Eigenbilanz und dem verbesserten Geschäftsgang mit einer höheren Dividende als den 5 Rappen profitieren?

Micronas hat Ende März 2012 erstmals eine Ausschüttung von CHF 0.05 pro Namenaktie aus der Kapitaleinlagereserve an ihre Aktionäre vorgenommen. Sofern die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind, wird Micronas auch der nächsten ordentlichen Generalversammlung eine Ausschüttung vorschlagen.

«Im Automobil ist der Trend zum Einsatz weiterer Sensoren zur Optimierung der Effizienz und auch zur Erhöhung der Umweltfreundlichkeit ungebrochen.»
Matthias Bopp, CEO Micronas

Technologische Basis des Geschäfts von Micronas ist die Hall-Sensortechnik. Welches ist da der grösste Quantensprung, der in den nächsten Jahren zu erwarten ist?

Im Automobil ist der Trend zum Einsatz weiterer Sensoren zur Optimierung der Effizienz und auch zur Erhöhung der Umweltfreundlichkeit ungebrochen. Dies wird auch in den kommenden Jahren zu steigenden Nachfragen nach Micronas-Produkten führen, insbesondere im Bereich der 2D- und 3D-Sensoren.

Sensoren haben generell eine grosse wirtschaftliche Zukunft, denn die Rückmeldung von Zuständen ist Kern der Steuerungstechnik. Wo werden sich in Zukunft völlig neue Geschäftsfelder erschliessen?

Die Anzahl der Applikationen im Fahrzeug und auch im industriellen Umfeld wächst ständig. Mit unseren neuen Gassensoren, mit denen wir zunächst primär den Industriemarkt bedienen, haben wir damit begonnen, unser Sensor-Portfolio zu erweitern und erschliessen neue Geschäftsfelder.

Der Forschungs- und Entwicklungsaufwand von Micronas ist naturgemäss gewaltig. Wie viele Ihrer 900 Mitarbeiter sind eigentlich Ingenieure?

Es sind zurzeit etwa 180 Ingenieure weltweit für die Micronas Gruppe tätig, davon sind rund zwei Drittel im Bereich der Forschung- und Entwicklung tätig.

Mit Freiburg und Zürich hat Micronas zwei Unternehmensstandorte mit hohem Freizeitwert. Ist das ein wichtiger Faktor in Ihrer Unternehmenspolitik?

Mit dem Holdingsitz in Zürich, dem operativen Hauptsitz in Freiburg und mit weiteren Standorten in Glenrothes, München und in Villach können den Micronas-Mitarbeitern sehr gute Arbeitsbedingungen und auch ihren Familien ein attraktives Umfeld geboten werden.

«Durch die hohe Eigenfertigungsquote sind wir in einer besonders guten Position, die Qualität und Liefertreue unserer Produkte sicher zu stellen.»

Zu den Schlüsselpositionen der Micronas-Unternehmensphilosophie zählt die Zuverlässigkeit der Lieferanten. Bei welchen zugelieferten Teilen wären Fehler am gravierendsten?

Micronas besitzt eine sehr hohe Wertschöpfungstiefe und damit sind wir im Wesentlichen auf die Zulieferung von Rohmaterialien angewiesen. Durch die hohe Eigenfertigungsquote sind wir in einer besonders guten Position, die Qualität und Liefertreue unserer Produkte sicher zu stellen. Darüber hinaus haben wir für unsere Schlüsselmaterialien, wie zum Beispiel Rohwafer, mehrere Lieferanten qualifiziert. Zur Umsetzung unserer Null-Fehler-Strategie, genannt zero ppm, arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen.

Micronas ist selbst wiederum Lieferant, vornehmlich für die Grossen der Automobilindustrie. Welches ist Ihre Führungsphilosophie in dieser Sandwichsituation?

Nicht nur mit unseren Lieferanten, sondern auch mit unseren Kunden pflegen wir eine langfristige Partnerschaft. Durch die daraus resultierende enge Zusammenarbeit, auch auf Systemebene, erreichen wir herausragende Ergebnisse hinsichtlich Fehlerfreiheit unserer Produkte und die unserer Kunden. Ausserdem können wir dadurch besonders innovative Lösungen gemeinsam erarbeiten.

Nach erfolgreicher Restrukturierung hat Micronas operativ rasante Fortschritte gemacht. Von einer EBIT-Marge von 15,1%, wie in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres, hätte man vor einigen Jahren nur träumen können. Wo gibt es weiteres Verbesserungspotenzial?

Wir bauen unsere Position im Bereich der Hall-Sensoren weiter aus. Dafür investieren wir in die Entwicklung neuer Linear-Sensoren und in Produkte auf Basis der 2D- und 3D-Hall-Technologie. Darüber hinaus fokussieren wir uns im Bereich der Controller auf Embedded-Lösungen wie z.B. für Brushless DC-Motoren (BLDC). Schliesslich werden wir die Anwendungsmöglichkeiten unserer neuen Gassensor-Produktlinie, basierend auf der mySENS-Technolgie, durch die Entwicklung zusätzlicher Gas-sensitiver Schichten erweitern. Wir möchten über die nächsten Jahre nachhaltig profitabel bleiben.

Zur Person:
Matthias Bopp, geboren am 6. Mai 1964 in Mosbach/Baden, Deutschland, ist seit Januar 2010 CEO von Micronas. Zuvor arbeitete er 11 Jahre bei der Firma Atmel mit Hauptsitz im Kalifornien, zuletzt als Managing Director der Atmel Automotive GmbH und der deutschen Tochtergesellschaften sowie als General Manager der Atmel Business Unit Radio Frequency&Automotive. Davor war Matthias Bopp in verschiedenen Funktionen tätig, als Leiter R&D, Leiter Marketing und Leiter des Geschäftsbereiches für Kommunikations-IC´s. Vor seinen Tätigkeiten bei Atmel war er bei Telefunken, danach TEMIC, in verschiedenen technischen Positionen und auch als Leiter von R&D-Bereichen beschäftigt. Insgesamt ist Matthias Bopp seit 20 Jahren in der Halbleiterindustrie tätig. Er hat an der Universität Kaiserslautern Elektrotechnik studiert, ist verheiratet und hat eine Tochter.

Zum Unternehmen:
Micronas ist weltweit agierender Partner für intelligente, sensorbasierte Systemlösungen im Automobil- und Industrieumfeld und offeriert eine breite Auswahl an Hall-Sensoren und embedded Controllern für Smart Actuators für Automobil- und Industrieanwendungen, wie zum Beispiel Antriebsstrang, Chassis, Motormanagement und Komfortfunktionen. Micronas zählt alle bedeutenden Hersteller der Automobilelektronik weltweit zu ihren Kunden, viele davon in einer dauerhaften, auf gemeinsamen Erfolg ausgerichteten Partnerschaft. Sitz der Holding ist in Zürich (Schweiz), der operative Hauptsitz befindet sich in Freiburg (Deutschland). Derzeit beschäftigt die Micronas Gruppe rund 900 Mitarbeiter.

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